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nige und Kaiser verachten, und mit ihrem Bann und Fluch auch wider sie toben. So gar stark und ges fürchtet ist bei ihnen der Name der Kirche und ihrer Gewalt.

Nun, was heißt denn Christum und den Vater erkennen? Denn die Papisten rühmen troun auch solche Erkenntniß; gleichwie die Juden auch rühmeten, und wollten nicht von ihnen gesagt haben, daß sie Gott und ihren Messiam, wenn er kommen würde, nicht Fennen sollten. Ja, wer follte sonst ihn kennen, so ihn die nicht kennen, welche haben sein Gefeß, Verheißung, Tempel, Priesterthum ic. beten den rechten Gott an, der Himmel und Erden geschaffen, und iha nen den Messiam verheißen hat?

Aber hier hörest du, daß Gott zu kennen ist noch nicht genug, daß sie viel Gesetz und Gottesdienst ha ben, damit sie meinen, Gott zu gefallen; sondern wee ihn recht will kennen, der muß ihn in diesem Christo kennen, das ist, in dem Worte und Verheißung, das die Schrift und Propheten von ihm gesagt haben und zeugen. Welches ist eben die Lehre und Predigt des Evangelii, daß dieser Christus fey Gottes Sohn, dazu gefandt vom Vater, daß er würde das Opfer und Bes zahlung für der Welt Sünde, durch sein eigen Blut, und also seinen Zorn wegnahme und uns versöhnete, daß wir von der Sünde und Tod erlöfet, durch ihn ewige Gerechtigkeit und Leben erlangen. Daraus denn muß folgen, daß kein Mensch durch sein eigen Werk oder Heiligkeit für seine Sünde genug thun, oder Gotz tes Zorn ablegen tann, und kein ander Weg noch Mittel ist, Gottes Gnade und ewiges Leben zu era langen, denn durch den Glauben, der Christum also faffet.

Das ist der rechte Christus, und recht erkannt; und wer Christum also kennet, der kennet auch den Bater: denn solche Erkenntniß lehret ihn, daß dieß, und kein anders, Gottes des Vaters Rath, Herz und Wille ist von Ewigkeit, daß er allein um dieses seinesSohns willen uns will gnädig seyn, und selig machen.

und niemand zu Gott kommen soll, denn durch dies sen, der da ist unser Sündenträger und Gnadenstuhl.

Dieß ist der Artikel allein, der uns zu Christen machet, und der Grund unserer Seligkeit. Wo nun Christus also erkannt wird, da muß wohl fallen das Vertrauen und Rühmen auf eigene Heiligkeit, Werk und Gottesdienst der Juden, nach dem Gesek gethan, und alles Gerümpel, des pápstischen selbst erwählten Gaukelwerks und Menschentands; denn es kann nicht beides bei einander stehen, so Christus soll meine Suns de allein tragen, daß ich selbst sollte mit meinen Werken, und auf meine eigene Würdigkeit meine Sünde vor Gott tragen.

Weil nun jene jüdischen Heiligen, und jeßt unsere Papisten solche Predigt von Christo nicht annehmen, und glauben, so bezeugen fie selbst mit ihrer eigenen That, daß sie diesen Christum, und auch den Vater, der ihn gesandt hat, nicht erkennen; träumen ihnen dieweil einen eigenen Gott, der ihre Heiligkeit ansehe, weil sie das Gefeß, Priesterthum und Gottesdienst has ben, und einen solchen Christum, der da kommen wer de, und ihm solche Heiligkeit zum höchsten gefallen Lassen, und sie darum vor aller Welt zu größten Eh, ren und Herrlichkeit erheben. Und so sie hören die Apostel predigen, daß niemand durch des Gesetzes Werk vor Gott gerecht werde, und kein andrer Name geges ben sey, dadurch wir felig werden, denn dieses gekreus zigten Chrifti; das wollen sie nicht hören noch leiden, fondern um solcher Predigt willen die Apostel und alle Christen aufs bitterste mit ihrem Bann, Fluch und Mord verfolgen,

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Eben also thun unsere Papisten auch, wollen und können diese Predigt nicht leiden, daß wir allein um Christi und nicht unserer Werke willen vor Gott gerecht und selig werden; sondern, ob sie wohl den Namen Christt und des Glaubens behalten, so nehmen sie ihm doch fein Werk und Kraft, vertheidigen daneben die Gegenlehre von unserm eignen Verdienst, und sagen, daß der Glaube und Christus wohl etwas helfe, wenn die Liebe und gute Werke da seyn. Das ist nichts

anders gesagt, denn Christus thut nicht so viel, als unser Werk, sondern, was er nüßet, das nüßet er um der Werke willen; wie man in der Schulen sagt: Propter unum quodque tale etc. Und wie sie of fentlich sagen, daß der Glaube, welcher je muß an Chriftum glauben, los und ledig, ja todt fen, das ist, nichts helfe noch fromme, wenn er nicht bekleidet, ja lebendig gemachet sen durch die Liebe, welche sen die Seele und Leven des Glaubens. Darum fagen fie auch, daß Christus und der Glaube wohl könne feyn, bei einem Menschen, der da unbußfertig und öffentlich in Todsünden liege.

Das heißt aus Christo eine lautere ledige Hülsen, ober eine ledige Tasche gemachet, aus den Werken aber den Kern oder das Gold gemacht; aus Christo einen tøbten Leib, aus unsern Werken aber die Seele und Leben; daß, wenn die Werke dazu kommen, so werde es erst um derselben willen ein lebendiger Leib, und nicht mehr eine ledige, sondern eine reiche Tasche. Das ist je schändlich und lästerlich Christum gehalten, daß er müsse mit seinem Verdienst- und Kraft an unser Werk gebunden, feinen Adel und Leben von ihnen nehmen und unser Bettler seyn, der eben das von uns nehmen müsse, das er uns geben soll.

Aus diesen beiden Stücken giebt uns nun Chriftus das Urtheil, daß sie nicht die Kirche sind; weil sie ihn nicht kennen, und dazu die, so von ihm predigen, in den Bann thun und tödten; und schleußt also, daß sie sind, beide, Lügner mit ihrer falschen Lehre und Bann, dazu auch Mörder an Gott und Christo, so viel an ihnen ist, und allen seinen Heiligen.

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Hier magst du nur selbst zusehen, unter welchem Haufen du dich will finden lassen; denn du mußt auf der beiden Theil eines treten, und gilt nicht, daß dự noch lange wollest warten und harren auf der Cons cilia oder Menschen Herterung und Vereinigung in dieser Sache. Denn es ist schon beschlossen, und wird. auch dabei bleiben, daß die zween Haufen nimmers mehr mit einander vertragen werden. Es wird doch allezeit der größere Hause, welcher will hierin die Ges

walt zu richten und zu urtheilen haben, den andern mit Bann und Mord verfolgen, wie er von Anfang gethan hat. Wiederum werden sich die, so da glauben, und rechte Christen sind, dieß Urtheils Christt halten, und lieber bei dem kleinen Häuflein bleiben, das da Christi Wort und Erkenntniß hat, und darob Vers folgung leidet, denn daß sie es um der Welt Freunds schaft, Ehre, und dieses Lebens willen mit denen halten, die da von Christo geurtheilet find, Gottes und der Kirchen drgeste Feinde, die da nicht können Got tes Reich sehen noch selig werden.

Darum muß wohl über diesem Artikel die Son derung und Trennung werden der rechten Kirche von dem andern Haufen: denn es ist auch Gottes und Christi Befehl und Gebot, daß man's nicht mit fol then halten solle. Daher wir denn uns auch von der påpstischen Kirche müssen sondern und scheiden, unans gesehen, daß sie auf ihre Kirchengewalt und Amt tros ken, und uns verdammen als Abtrúnnige von der Kirchen.

Denn so fich's darüber hebt, daß sie uns in den Bann thun und verfolgen, um der Predigt und Ers kenntniß Christi willen, so haben wir schon von Chris sto das Urtheil, daß sie nicht die Kirche find, und ihr Umt, Gewalt, und was sie rühmen, nichts wider uns gelten, sondern widerum, unsere Predigt, Kirchenamt, Bann und Urtheil wider sie vor Gott im Himmel gelten soll. Denn deß sind wir gewiß aus diesem Uns terscheid und der Definition, so Christus allhie giebt, daß da die rechte Kirche ist, wo das Hauflein ist, fq Christum erkennet, das ist, in der Lehre, Glauben und Bekenntniß von Christo einträchtig ist; wo aber die rechte Kirche ist und bleibet, da ist und bleibet auch der Kirchen Amt, Sacrament, Schlüssel und alles, von Christo selbst ihr gegeben, daß sie es weder vom Papst noch Conciliis bitten noch empfahen darf; und ist da nicht allein das Amt für sich und in feiner Natur recht, sondern auch nach den Personen, so die rechte Kirche sind, die solch Amt haben, und in rechtem Brauch führen.

Wiewohl wir auch lassen gelten, daß die Papisten auch der Kirchen Aemter üben, taufen, Sacrament rei: chen 2c. wo sie es anders nach Christi Ordnung handeln; weil sie dennoch den Namen Christi führen, und aus Kraft seines Befehls solches thun; wie man denn auch die Kirchenåmter und Taufe, von Keßern gegeben, muß lassen recht seyn und gelten. Aber wo sie solch Amt wider uns wollen brauchen, das sprechen wir aus diesem Urtheil Christi nichtig und kraftlos, und halten. fie für die rechten Abgesonderten und Abtrünnigen von der Kirche Christi,

Am Pfingsttage *)

Evang. Joh. 14, 23-31.

Ehe wir das Evangelium angreifen, müssen wir vor ein wenig von diesem Fest reden, und die Historie oder Geschicht sehen, die man auf diesen Tag begehet. Also schreibet St. Lucas in den Geschichten der Apostel Cap, 2 v. 1 —41: „Als der Tag der Pfingsten erfüllet war 2c. Dieß ist die Historie. **)

So haben wir die Geschichte vom heiligen Geist. Nun, was wir darinne gehandelt haben, wollen wir im Evangelio auch sehen. Also spricht Christus: „Wer mich liebet, der wird mein Wort halten, und mein Vater wird ihn lieben“.

Dieser Text gebieret eine Frage: Warum Christus also redet, als müssen wir ansahen zu lieben, so doch gewiß ist, daß es widerfinnisch zugehe, daß uns Gott müsse ansahen zu lieben? Diese Frage habe ich vor mehr auch aufgelöset, also: daß etliche Sprüche lauten, als heben wir es an, die andern, daß es Gott ansahe. Nun muß je Gott den ersten Stein legen, der fåhet am ersten an, und nimmt mich zu Gnaden, daß ich

*) Diese Predigt findet sich nur in den Edit. A. **) Hier folgt nun in den Edit A die Auslegung der Epistel am Pfingsttag, welche wir bereits im 8. Bde, von Luthers Werken S. 305 ff. abgedruckt haben.

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