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Denn weil er faget vom ewigen Leben, so giebt er zu verstehen, daß ein ewiger Tod sey. Das heißt nun, meine ich, eine Antithesis, wenn man diese zwei, ein' ewiges Leben und' ewigen Tod, gegen einander bålt. Solche Antithesin erkläret er selbst, da er spricht: „Denn Gott hat seinen Sobn nicht gesandt in die Welt, daß er die Welt richte, sondern daß die Welt durch ihn selig werde. Wer an ihn glaubet, der wird nicht gerich= tet; wer aber nicht glaubet, der ist schon gerichtet."

Moses ist bereits da, und die Welt ist bereits ges richtet. Hier ist nicht die Frage, wie du in den Brunn fallest; sondern wie du aus dem Brunn wieder heraus kommest, und zeigt die Ursach an, und spricht:,,Denn, er glaubet nicht an den Namen des eingebornen Sohnes Gottes."

Das sind eitel Donnerschläge.

Sohn glauben, das thut's gar.

,,Nicht an den Glaubest du an den

Den

Sohn nicht, du seyst gleich Mönch oder Nonne, Cars thäuser oder Barfüffer, so bist du schon gerichtet. Tert hab ich aus dermassen lieb.

Er spricht deutlich:,,er glaubet nicht an den Namen des eingebornen Sohnes Gottes. Denn den Namen will Gott haben, und um den Namen ist es ihm zu thun. Der Name des eingebornen Sohns Gottes ist es gar und alles. Das Stück gehöret zum Glauben. Denn darum heißt es der Name des eingebornen Sohns Gottes, daß der eingeborne Sohn, Gottes im Wort und durchs Wort geprediget wird, als unser Geschent und Gabe. Der eingeborne Sohn, welchen Gott der Welt aus Liebe gegeben hat, wird nicht gesehen, sondern allein gehöret. Sein Name gebet in die ganze Welt durch's Wort. Er will nicht sichtlich bet uns gegenwärtig seyn, sondern man soll ihn allein hören im Wort. Ju jener Welt wird der Name und das Wort aufhören, und wir werden den eingebornen Sodn Gottes sehen, wie geschrieben stebet, 1. Joh. 3: Wir wissen, wenn es erscheinen wird, daß wir ihm gleich seyn werden; denn wir werden ihn seben, wie er ist; aber in dieser Welt seben wir ihn nicht, sondern müssen ihn hören im Wort. Dasselbe Wort, das von ihm geprediget wird, das soll's thun. Das soll man ›merken Luther's Werke, 4r Bo. 9

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wider die Wiedertäufer und Schwärmer, die das Work verachten.

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Der Name des eingebornen Sohns Gottes ist das Fac totum. Wenn man den Namen Jesu Christi hö, ret, so soll erschrecken alles, was im Himmel und auf Erden unglaubig und gottlos ist; und wiederum hervor føringen, hüpfen, und fröhlich seyn, alles was glaubig ist. Wie auch St. Paulus sagt Phil. 2: In dem Namen Jesu sollen sich beugen aller der Knie, die im Himmel und auf Erden und unter der Erden sind." so hat man die Welt Wenn man Jesus spricht: todt geschlagen, und muß der Teufel bundert Meilen Wes ges flieben. Nun fommt die Querela und Klagrede: „Das ist aber das Gerichte, daß das Licht in die Welt kommen ist, und die Menschen liebeten die Finsterniß mehr, denn das Licht; denn ihre Werke waren böse.

Ist das nicht eine große Plage? Die Welt würde nicht verdammt um ihrer Sünde willen, und Moses müßte sie wohl mit Frieden lassen; aber das verdammt die Welt, daß sie sich von Gott nicht will lassen lieb haben. Ef, du verzweifelte Hure, du verfluchte Welt, so laß dich den Teufel lieb haben.,,Das ist das Ges richte", spricht er: daß die Welt ihr nicht will laffen schenken, will sich nicht laffen lieb haben, will sich nicht laffen ehren, will nicht das ewige Leben baben. Ist das nicht ein großer Jammer, daß wir solche Güter has ben, und sollen dieselben dennoch so schändlich verachten? Ja, nicht allein verachten, sondern auch das Wis derspiel achten und lieben, nämlich den Tod und die Hölle? Wenn man folches aus Irrsal und Unwissen. beit thate, so wäre es noch leidlich. Aber daß man zu Verachtung des Glaubens, des Evangelit, des einges bornen Sobus, und des himmlischen Vaters, soll Jr. thum, Lügen und Finsterniß lieb baben, und vertheidis gen wider die Wahrheit und wider das Licht, das ist zu viel.

Darum will Christus bier sagen: Es fehlet weder an mir, noch an meinem himmlischen Vater, sondern es feblet an den Leuten, die diesen Schaß nicht annehmen wollen. Pfut die Welt an. Mich wundert, daß Gott nicht bald nach der Himmelfahrt Christi mit Blig und

Donner drein geschlagen bat, und daß noch heutiges Lage der jüngste Tag so lange aussen bleibet. Die Welt wird sicht darum gerichtet, daß sie nicht gehalten hat, was Gott durch Mosen hat geboten; sondern,,daß ist das Gerichte, daß sie den Sohn nicht will haben, ja, daß sie den Sobn verfolget, und schlechts vertilgen will. Pfui an die Juden, daß sie den Sohn nicht has ben wollen leiden! Darum sind sie auch verstöret und verstoßen. So mußte man den Verächtern und Verfols gern des eingebornen Cobns die Kappe laufen. Pfut auch uns Heiden an, daß wir solche beillose Leute sind, und diesen boben trefflichen Worten nicht glauben.

So ist nun dies so viel gesagt: Keine Sünde ist mehr in der Welt, denn der Unglaube. Andere Sünden in der Welt sind Herrn Simonis Sünde, als wenn mein Hännsichen und Lenichen in den Winkel scheißt, deß las chet man, als sey es wohl gethan. Also machet auch der Glaube, daß unser Dreck nicht stinket vor Gott. Summa Summarum, an den eingebornen Sohn nicht glauben, das ist allein die Sünde in der Welt, darum die Welt gerichtet wird. Denn Gott hat die Welt ges liebet, bat der Welt seinen einigen Sohn geschenkt, hat der Welt das Licht gesandt, alle Sünde sollen vergeben seyn, nur daß man an den Sohn glaube.

Das lasse mir eine grandiloquentiam feyn. Mich wundert, daß er so gar schlecht und albern reden kann von so großen Sachen. In singulis verbis tanta est majestas, simplicitas, perspicuitas, gravitas, veri-tas,, voluptas; et omnia, quae possunt tradi in Rhetorica, sunt in hoc textu in summo gradu. Illum textum ego valde amo: den Text habe ich. aus dermassen lieb. Man soll den Tert also amplificiren und reichlich ausstreichen, daß es der Text allein sey in dieser Welt, und daß sonst nichts sey in dieser Welt, ja das auch unser Leben nichts sey geaen diesen Tert. Die Negativa, das ist, das Rein, ist föstlich gut.,,Gott bat seinen Sohn nicht gesandt in die Welt, daß er die Welt richte, sondern daß die Welt durch ihn felig werde. Denn das ist die Rhetorica und Kunst zu reden, daß man sich selbst erponire und erfläre per Amplificationem et Antithesin. Als, er giebt das

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ewige Leben, und nicht den ewigen Tod. Also ist Cbris stus hier auch ein rechter Rhetor und Redenmeister. Ad majorem confirmationem, non solum affirmativam, sad etiam negativam ponit. Daß es desto stärker laute, so seht er nicht allein das Ja,,,also bat Gott die Welt geliebet, daß er seinen einigen Sohn gab, auf daß alle, die an ihn glauben, nicht sollen vers loren werden, sondern das ewige Leben baben"; sons dern feßet auch das Nein:,,Denn Gott hat seinen Sohn nicht gefandt in die Welt, daß er die Welt richte, •sondern daß die Welt durch ihn selig werde.

Das ist die rechte Rhetorica, als wenn ich sage: Omnis hoimo currit, nullus homo currit. Denn, universalem negativam heiße ich simpliciter Antithesin in oppositionibus: Wenn ich eine Predigt thue, so mas che ich eine Antithesin, wie Christus hier eine Antithesin machet: Die an den Sohn glauben, werden das ewige Leben haben, und nicht die Hölle. Denn wo man recht lehren soll, so muß man ein Thema nennen, sive affirmativum, sive negativum, und dasselbe ex poniren und erklären per Antithesin.

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Christus macht's aus dermaffen gut für uns, die wir erschrocken sind, und uns vor Gott fürchten, und spricht: Gott hat seinen Sohn nicht gesandt in die Welt, daß er die Welt richte; sondern daß die Welt durch ihn selig werde." Als wollt er sagen: Erschref= fet nicht, Gott wird euch nicht mit der Keulen an den Kopf schlagen; Gottes Sehn ist nicht kommen euch zu richten und umzubringen, sondern ist fommen euch selig zu machen. Davon verstehet Erasmus gar nichts. Denn da er auf die Frage kommt: Warum Christus gesandt sey, sintemal, (wie er's dafür bålt) man wohl bei den Heiden so feine, wo nicht bessere und vollkommenere Lehre findet, als bei Christo, antwortet er: Christus fen darum kommen, daß er besser und vollkommener balte, was er gelebret hat, denn die andern gehalten haben. Von der Erlösung, daß Christus kommen ist, die Welt selig zu machen, sagt er gar nichts. Das heißt Blindheit.

Wer Arges thut, der hasset das Licht, und kommt nicht an das Licht, auf daß seine Werke nicht gestraft

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werden." Diefe, so die Finsterniß lieben, unde das; Licht hassen, sind, die auf ihre eigene Gerechtigkeit, Weisheit und Heiligkeit bauen; die kommen nicht an das Licht, denn sie wollen nicht gestraft seyn. Darum it dieß geredt wider die Allerheiligsten. Die Zöllner und. Huren toun das nicht, sondern die Höhesten und Heis ligsten thun es.

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,,Wer aber die Wahrheit thut, der kommt an das Licht, daß seine Werke offenbar werden; denn sie sind. in Gott gethan. Wer da weiß, daß er recht gelehret/ und geprediget hat, der hasset nicht das Licht, sondern kommt an das Licht, auf daß seine Werke offenbar wers den, sintemal sie in Gott gethan sind.

Unser lieber Gott verleibe uns seine Gnade, daß wir's mögen glauben, und fröhlich darauf sterben, so sind wir selig, Amen.

Predigten am Sonntage Trinitatis.

Erste Predigt.

Ueber das Evangelium Job. 3, 1-15, gehalten im

Jahre 1535.

(Nach Dietrich.)

Es wäre vom heutigen Fest sehr viel zu predigen. Denn erstlich ist das Evangelium an ihm selbst sehr reich, und lehret uns von großen Sachen; so fordert es die Noth auch, daß man etwas vom Fest sage, und den höchsten Artikel unfers Glaubens bandele, daß wir Christen, und sonst kein Volk auf Erden, glauben an Gott Vater, Gott Sohn, Gott heiligen Geist.

Dieser Artikel ist der höchste in der Kirchen, der nicht von Menschen erdacht, noch je in eines Menschen Herz kommen; sondern allein durch das Wort uns offens baret ist. Darum gleich wie die andern Feste im Jahr unsern Herrn Gott kleiden und einwickeln in seine Werke, die er gethan hat, daß man dabei sein Herz

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