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des heiligen Geistes Brausen an, hören und glauben, daß Christus Gottes einiger Sohn, von wegen dem höllischen Gift, und des schädlichen Bisses, damit der Teufel das menschliche Geschlecht gestochen hat, 'am Kreuz erböbet und gestorben sey, und werden also durch folchen Glauben, aus Adams Kindern, rechte Kinder Gottes, Erben des Himmelreichs und ewigen Lebens, und feine freundliche Menschen hier auf Erden unter den Leuten. Das ist die Lehre des heutigen Evangelii. Der liebe barmherzige Gott wolle uns gnädiglich dabei erhalten, Amen.

Predigten am ersten Sonntage nach Trinitatis. Erste Predigt.

Ueber das Evangelium Luc. 16, 1-9, gehalten im Jahre 1533.

(Nach Dietrich.)

Das ist ein treffliches Evangelium, dergleichen man sonst in der ganzen Schrift nirgend findet, von dem Urtheil, so nach diesem Leben über die Menschen gehen wird. Hier ist nicht ronöthen, daß man daron disputiren wollt, ob's eine Historia sey, oder nur ein Gleichniß. Denn weil Chriftus die, zwei Personen nennet, und sagt, was zu beiden Theilen ihr Leben gewesen, und für ein Urtbeil nach dem Tod über sle gangen, wie der Reiche in der Flammen gequälet, der arme Lazarus aber in Freuden gewesen sey, so glauben wir billig, es sey also ergangen. Und müssen weiter auch das glaus ben, daß dergleichen Urtheil über alle gehen werde, die sich entweder dem reichen Manne oder, armen Lazaro hier auf Erden nachhalten.

Denn diese zwei Erempel des Reichen und Lazari stellet der Herr aller Welt vor. Das erste, des Reichen, der eine kurze Zeit bier fröblich und in Freuden gelebt hat, und dort verloren, ewig traurig ist; und

das andere, des Lazart, der hier eine Zeitlang arm und elend, aber dort ewig reich und selig ist. Auf daß jedermann lerne diesen Exempeln nach sich balten: denn zu beiden Theilen darf man, daß man einen gewissen Unterricht habe, und sich recht halte; wo nicht, so ist das ewige Leben verloren.

Derohalben, wer hier auf Erden arm und elend ist, wie Lazarus, der mag lernen, daß er sich o sol. chem elenden Wesen nicht ärgere, und seinen Trost suche, nicht in diesem zeitlichen Leben, sondern auf das fünftige und ewige hoffe.

Denn das soll kein Christ denken, wenn es ihm übel gehet, daß Gott darum sein vergessen, oder ihm feind sey. Denn das ist Gottes Art und Weise, daß er wie ein frommer Vater mit der Ruthen immer hinter seinen Kindern her ist, auf daß sie durch solche Strafe ermahnet, von Sünden abgehalten werden; da sie sonst, wo die Strafe nicht wäre, sicher seyn, und in Sünden verharren würden. Darum soll ein Christ sich an seis nem Elend nicht allein nicht ärgern, sondern das Vers trauen daraus fassen, daß Gott ihn lieb habe, an ihn gedenke, und sein Bestes suche. Wie der weise Mann auch sagt:,,Wenn der Vater sein Kind recht lieb hat, so züchtiget er's."

Darum ist's ein großer Frrthum, wenn du Gottes Güte und Gnade allein nach dem rechnen, willst, wie es dir hier auf Erden gehet. Wohl ist's wahr, Geld und Gut, gesunder Leib, und dergleichen, sind Gottes Gas ben und Segen; aber ein solcher Segen, der nicht ewiglich bleibet. Denn man muß doch zuleßt Geld, Gut, und alles dahinten lassen. Dazu banget noch das Unglück daran, wo man sich nicht sonderlich in der Furcht Gottes hält, und auf das Wort gute Achtung bat, daß solcher Segen, unsrer fündigen Natur halber, zu viel Sünden Ursach giebt.

Daher siehet man, daß Gott auf reiche Leute mans cherlet Kreuz and Anfechtung legt, Krankheit und ander Unglück. Nicht allein darum, daß sie es um ihrer ges tbanen Sünden willen also verdienet haben; sondern daß Gott den fünftigen Sünden wehren, und sie also in seis ner Furcht halten will: da sie sonst, wo es außer der

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Anfechtung wäre, im Gebet, Glauben und Fleiß gegen das Wort, von Tag 'zu Tag abnehmen, und gar da= von kommen würden.

Der rechte, höchste und beste Segen aber, aus welchem man Gottes Güte recht spüren kann und soll, ist nicht das zeitliche Gut, sondern der ewige Segen, daß uns Gott zu seinem heiligen Evangelio berufen hat, da wir ihn hören und lernen, wie Gott um seines Sohns willen uns gnädig seyn, Sünde vergeben, und ewig wolle felig machen; dazu hier wider des Teufels und der Welt Tyrannei uns gnädiglich behüten. Wer fol chen' Segen recht bedenfet, ob ihm gleich des zeitli den Segens mangelt, daß er arm, frauf, verachtet, armselig, und mit allerlei Widerwärtigkeit beladen ist, so ist's ibm doch alles gering; denn er siehet, daß er immer mehr gewinnet, denn er verloren bat. Jst Geld und Gut nicht da; so weiß er doch, daß er zum ewigen, Leben berufen, und ihm solches in der Laufe und im Wort zugefagt ist.

Also mit andern Anfechtungen und Beschwerungen auch. Es gehe ihm, wie der liebe Gett wolle, so bat doch sein Herz immer den Trost, es sey um ein kleines zu thun, so soll es besser werden; und so besser, daß niemand meine Freude von mir nehmen soll: denn ich babe durch Christum einen gnädigen Gott, der mein Vater ist, und mich in das ewige Erbe, durch Christum sehen will. Also bat der arme Lazarus sich auch getrë, stet. Dem Leib hat der Schmerz web gethan, daß er Fft darüber geweinet und geschrien hat. So wird ihm dos Herz auch oft darüber seyn weich worden, und übergangen, daß er neben der Krankheit also gar verlassen gewesen, daß er feine Worte mit Essen und Trinken gebabt, da doch der reiche gottlose Mann in allem Ueberfluß gelebet bat. Webe, faae ich, bat ihm folches gethan; denn es ist nicht möglich, daß eines Menschen Herz sich nicht sollte darüber bekümmern. Aber degegen hat er diesen Trost fest in seinem Herzen be bolren, daß er gesagt hat: Ich sehe, daß es mein Gott im Himmel also haben will, darum will ich ihm zu Dienste gern alles leiden; weiß ich doch, daß es nicht fann ewig seyn. Es ist um eine furze Zeit zu

thun, so muß Krankheit und alle Plage aufbören, und die selige Aenderung geschehen, daß anstatt des zeitli chen Leidens ewige Freude und Trost wird seyn. Dens ich habe je die Verheißung, daß Gott mir um seines Sohns Christi willen wolle gnädig seyn, die Sünde vergeben, mich aus dem Fluch sehen, und zu Gnaden annehmen. Darum lasse es gehen, wie es gehet. Achten mein die Leute, und gönnen mir die Brosamen nicht, die sie den Hunden gönnen; so tröste ich mich deß, daß Gott sich meiner annimmt, und in Ewigkeit mich nicht will darben lassen; mag derohalben mich eine Welle leiden und drücken, und eines bessern warten.

Daß aber Lazarus solche Gedanken gebabt, und sich also in seinem Leiden getröstet habe, zeiget erstlich fein Name. Denn,,Lazarus ist der hebräische Name Eleasar, und heißt so viel, als, Gott bilf; daß er all' sein Vertrauen auf Gottes ewige Hülfe gesetzt habe, nicht auf Menschen. Darnach zeiget solches der Evons gelist auch in dem, daß er sagt:,,daß Lazarus in den Schoos Abrahams von den Engeln getragen sey.” Wels ches anders nichts ist, denn daß Lazarus sein Vertraucit auf die Verheißung“ gesezt habe, die dem Abraham geschehen ist, da Gott ihm verheißen hat, „daß in seinem Samen sollten alle Geschlechte der Welt gefege net werden. An solche Verheißung hat sich Lazarus gehalten, und sich deß getröstet, obgleich alle Welt ist für einen verfluchten Menschen balte, weil er so elend und arm sey; so werde er doch des gebenedeiten Samens genießen, und nicht in Gottes Fluch, sondern nur unter seiner ewigen Gnade bleiben. Und solcher Glaube hat ihn erhalten, daß, da er hier auf Erden abges schieden, die Engel ihn in die Schoos Abrahams getras gen haben.

Nun will Christus, unser lieber Herr, daß wir dieß Erempel fleißig ansehen, und wohl lernen sollen. Denn feine Christen müssen sich doch deß erwägen, daß sie auf Erden mit dem armen Lazarus darben und allerlet Unglück leiden müssen. Wer nun den Trost nicht hat oder weiß, den Lazarus hat, da faun's nicht feblen, er wird ungeduldig, und verzweifelt endlich. Denn Fleisch und Vernunft laffen ihre Art nicht. Wo durch

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Gottes Wort nicht gewehrt wird, gedenkt bald einer, wenn es ihm übel gehet, Gott habe seiner vergessen, und wolle seiner nicht; sonst würde er ihm helfen, und nicht so lassen im Jammer stecken. Daß wir auf das Künftige sehen, und uns desselben trösten sollten, da wird nichts aus. Daher kommt's, daß mancher unvers suchter Mensch ungeduldig wird, und denkt: Will denn Gott nicht helfen, so helfe der Teufel und wer da kann. Das heißt denn von Gott gar abgefal= len, Gott feind werden, und sich nichts Gutes zu ihm versehen, und neben dem zeitlichen Leiden und Jammer den ewigen Zorn Gottes und Verdamms niß auf sich laden. Dafür soll man sich zum böchsten hüten, und des armen Lazart nicht vergessen. Der ist je ein armer elender Mensch; aber weil er fest an der Verheißung von Christo und dem fünftigen Leben hält, und giebt sich in einen willigen Gehorsam gegen Gott, wird er solches Leidens reichlich ergößet, und hat ans statt eines fleinen Leides, eine überschwengliche ewige Freude und Trost. Das ist das Erempel von dem armen Lazaro, da alle Christen sich nach richten, und in Ihrer Trübsal sich auch also trösten sollen.

Das andere Erempel ist der reiche Mann, dem es auf Erden hier wohl und nach seinem Wunsch und Wil len gebet; aber in jenem Leben muß er in Ewigkeit mangeln und verdammt seyn. Hier müssen wir wiederum glauben, daß unser Herr Christus uns von solchem Urtheil und Verdammniß die Wahrheit sage, daß der Reiche in der höllischen Flammen liege, und greuliche Qual leide, die nicht möglich ist, mit Worten auszus reden. Und daß solches Leidens auch dieß eine große Ursach sey, daß er den armen Lazarum in der ewigen Freude siehet, welchen er zuvor so jämmerlich verachtet. hat, und kann sein nicht so viel genießen, als eines Tröpflein Wassers, und muß in solchem Jammer, ohne einige Hoffnung der Hülfe, in Ewigkeit bleiben.

Was ist aber die Ursach, daß der arme Mensch in folchen ewigen Jammer und Pein kommt? Das allein ist's nicht, daß er reich ist, und viel Geldes hat, daß er sich fleidet, iffet und trinket; denn solches sind Got tes Gaben und Ordnung: allein daß man ein Maas

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