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in großen Scharen in Italien und Deutschland auftraten und, trotz der gegen fie von der weltlichen und geistlichen Obrigkeit ergriffenen Maßregeln, zur Zeit der großen Pest (1349) in einzelnen Haufen das Land durchzogen, um durch die Geißelbuße die Strafgerichte des Himmels abzuwenden. Wir besigen darüber den Bericht eines Zeitgenossen, Fr. Closener, Vicar an dem großen Chor der Domkirche zu Straßburg. Dieser schreibt in seiner Chronik, die er am 8. Juli 1362 beendete: „Da man zählte 1349, vierzehn Tage nach St. Jo hannstag, da kamen gen Straßburg wol 200 Geißler, die hatten Leben und Weise an sich, als ich hier ein Theil beschreibe. Zum ersten, sie hatten die kostbaren Fahnen von Sammettüchern, rauh und glatt, und von Baldachin, die besten die man haben mochte; derer hatten sie vielleicht zehn oder acht oder sechs und vielleicht eben so manche gewundene Kerzen, die trug man ihnen vor, wo sie in die Städte oder Dörfer gingen, und stürmte mit allen Glocken ihnen entgegen, und gingen den Fahnen nach je zween und zween mit einander und hatten alle Mäntel an und Hütlein auf mit rothen Kreuzen, und sangen zween oder vier einen Leis vor und sangen ihn die andern nach. Der Leis war also:

1) Nu ist die bettevart so her,
Christ reit selber gen iherusalem,
Er fürt ein krüße an finer hant,
nu helf vns der heilant.

2) Nu ist die bettevart so gut,

hilf vns, herre, durch din heiliges blut,

Daz du an dem kruze vergoßen hast,

vnd vns in dem ellende geloßen hast.

3) Nu ist die stroße also breit,

die vns zu vnserre lieben frouwen treit,
in vnserre lieben frouwen lant,

nu helfe vns der heilant.

4) Wir fullent die buße an vns nemen,
daz wir gote deste baz gezemen
Aldort in seines vatters rich,

des bitten wir dich fünder alle gelich.

5) So bitten wir den vil heiligen Crist,

der alle der welte gewaltig ist.

Wenn sie so in die Kirche kamen, so knieten sie nieder und sangen:
Ihesus wart gelabet mit gallen,

des sullen wir an ein krüge vallen.

Bei dem Worte fielen sie alle kreuzweis auf die Erde, daß es klapperte. Wenn sie eine Weile also lagen, so hub ihr Vorsänger an und sang:

Nu hebent vf die üwern hende,

daz got diz groze sterben wende.

Dann standen sie auf. Das thaten sie dreimal. Wenn sie zum dritten Male aufstanden, so luden die Leute die Bruder, eins lud zwanzig, eins zwölf oder zehn, jegliches nach seinen Verhältnissen, und führten sie heim und boten es ihnen wohl." Weiteres über die Regeln dieser Bruderschaften siehe bei Wackernagel II, S. 333 ff. Hoffmann ă. a. D. S. 136 ff.

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art,

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Vnd macht euch auff bey zeiten, Beicht vnd Com-mu - ni- ciert

zu = uor, Thut euch so fein

be- rei

ten.

Des folgenden Vergleiches halber habe ich die Melodie, welche im transponirten Dorisch stand, um eine Quart tiefer ins Dorische gesezt. Melodie und Text sind dem sog. Jakobsliede nachgebildet, d. h. jenem Gesange, den die Pilger, welche im Mittelalter zum Grabe des h. Jakobus nach Compostella in Spanien wallfahrteten, auf ihrer Reise zu singen pflegten.

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Variante in Trium vocum. Nürnberg bei Joh. Petreius I, No. 50 (nach Böhme).

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Ein anderes geistliches Lied im Jakobstone ist: Wolts auff ihr Mann vnd auch ihr Weib" No. 87.

No. 185.

So bald der mensch erschaffen war.

Ein gehstlich Lied von der erschaffung vñ erlösung menschlichs geschlechts, Mag gesungen werden zur zeit der gemeynen Bitfart.

(K. I, 173; W. V, 1186.)

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nig - falt, Ihr namen kondt er nennen.

Nach Wackernagel ist das Lied von Caspar Querhamer. Vgl. I. Bd.

von Meister S. 51.

Katechismus-, Predigt- und Evangelienlieder.

(No. 186-231.)

Vorbemerkung.

Außer den Liedern vor und nach der Predigt haben viele alte Gesangbücher namentlich die in Cöln bei Quentel gedruckten, von 1599 an, das Mainzer Cantual v. 3. 1605, das Paderborner Gesangbuch 1609, bas Trier'sche 1675 u. a. m. auch Katechismuslieder oder vielmehr einen Katechismus in Liedern. Derselbe enthält die gewöhnlichen Gebete und Hauptstücke der christlichen Lehre als Gesänge eingerichtet, aber nicht in gereimten Versen, sondern in Prosa. Im Mainzer Cantual 1605 sind es folgente: 1) Der Apostolische Glaube. 2) Das Heilige Vatter vnser. 3) Das Aue Maria. 4) Die Zehen Gebott Gottes. 5) Die fünff Gebott der Catholischen Kirchen. 6) Die Heiligen sieben Sacrament. 7) Die sieben Todtsünd. 8) Die vier Sünd, so in den Himmel schreven. 8a) Die vier legte ding. 9) Die sechs Sünd in den H. Geist. 10) Die neun frembde Sünd. 11) Die drey fürnembste gute Werck, vnd die drey Euangelische Rähte. 12) Die sieben Leibliche vnd Geistliche Werck der Barmherzigkeit. 13) Die acht Euangelische Seligkeiten, sodann am Schluß einige wirkliche Lieder vom Glauben und den guten Werken.

Diese Gesänge sollten nach folgender Anordnung benutzt werden:

"

Welcher Pfarrherr oder Catechista diesen Catechismum in der Kirchen gebenckt zu singen, der muß ihn auch behalten vnd gebrauchen im lehren vnd Lejen, ja nicht ein wort darin verändern, viel weniger einen andern Catechismum lesen, vnd einen andern singen, sonst werden seine Schäfflein keinen recht lernen. Es kan aber im singen der Catechismus also abgetheilet werden, daß man die fürnembsten oder nothwendigsten Stück alle drey Wochen, oder auch den ganzen Catechismum alle Monat gar absoluiren vnd außsingen mag.

Den ersten Sontag singt man den Glauben, Vatter vnser, Aue Maria. Den andern, die Zehen Gebott Gottes, vnd die fünff Gebott der H. Kirchen. Den dritten, die H. sieben Sacrament, die sieben Todtsünd, die neun frembde Sünd, die sieben leibliche Werck der Barmherzigkeit, die vier letzten ding.

Will aber jemand alle Stück deß Catechismi Monatlich repetiren vnd widerholen, der singe die erste Wochen, wie zuuor gemeldet.

Die ander Wochen, die Zehen Gebott Gottes, die fünff Gebott der H. Kirchen, die H. sieben Sacrament.

Die dritt, die sieben Todtsünd, die sechs Sünd in den H. Geist, die vier Sünd so in den Himmel schreyen, die neun frembde Sünd, vnd die vier leßten ding.

Die Vierdt, die drev fürnembste gute Werck, sampt den drey Euangelischen Rähten, die leibliche vnd Geistliche werck der Barmherzigkeit, vnd die acht Euangelische Seligkeiten.

Wenn aber ein Pfarrherr nach mittags den Catechismum nicht kan lehren vnd singen, so kan er denselben singen an statt der andern Teutschen Gesäng, welche sub sacrosancto Missae officio sonst gesungen werden.

Ein jeder Pastor aber, der diesen Catechismum will gebrauchen, wird solche bescheidenheit hierin zu halten wissen, daß er nicht alle Gesäng deß Catechismi zugleich, sondern die notwendigsten erst, vnd also eins nach dem andern allgemach einführe, auch kein anders anhebe, biß seine Zuhörer das vorige gar wol gefasset vnd gelernet haben. Vnd so viel vom Catechismo auff dißmal."

Wir haben im Folgenden einige Katechismusgesänge mitgetheilt, alle abzudrucken, schien uns nicht zweckmäßig zu sein.

No. 186.

Im Namen des Vatters vnd des Sohns.

I. Cöln (Quentel) 1599, 1613; Andernach 1608; Mainz-Speier 1631; Trier 1695.

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Im Na - men des Vat-ters vnd des Sohns, vnd des Hei - li - gen Geists.

II. Mainzer Cantuale 1627; Paderborn 1609; Mainz 1628; Hildesheim 1625.

III.

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Cöln (Quentel) 1599, 1613; Mainz-Speier 1631; Trier 1695.

Im Na-men des Vatters, vnd des Sons, vnd des hei-li - gen Geists, A-men.

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