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Solche, vnd dergleichen Geistliche Nüglichkeiten der Psalmen, destomehr zu befürdern, haben etliche wohlmeinende Personen sich vnderfangen, Dieselbe in Teutsche Reymen vnd Melodeyen zuverfassen; vnd also zu beobachten die heylsame Lehr deß H. Apostels Pauli, welcher in seinen Sendschreiben an die Ephesier am 5. vnd an die Colossenser am 3. cap. die Christen ermahnet, daß sie einander vnderweisen, sich vnter einander tröste vnd in Geistlicher Frewdt ergäßen, durch das Gesang der Psalmen, vnd durch die Geistliche Lieder: wohlwissendt, daß die Lehr vnd Satung Gottes durch solchs annehmmlichs mittel desto lieblicher in die Herzen einfliessen, desto leichter darin erhalten vnd auch mit kräfftigerem Nachtruck ohne grosse beschwährnuß, ja mit lust der Seelen in dz Werck gesetzt werdē.

Und eben dieses hat schon vorlängst viel andere andächtige, gelehrte, vnd die ehr Gottes Liebhabende Personen veranlast, den Psalter Davids in vnterschidlichen Sprachen, Verß vnd Reymenweiß, entweder kurz, oder weitläuffig, nach eines jeden belieben vnd gutem vorhaben, an Tag zu geben. Dieser seiten aber hat man sich Embsig dahin befliessen, den Text weder zu Eng zu fassen, damit der Sinn vno Verstand der heyligen Worten nit dunckel vnd vnklaer gelassen würde: weder zu Weitläuffig außzulegen, damit man nit etwan von dem Geist, mit welchem sie von dem H. Propheten Geschriben seind, durch gesuchte Zihrligkeit der Wohlredenheit, vnd überflüssige außschweiff, mögte abweichen, vnd also den Geschmack der Andacht verlihren.

Den verstandt der heyligen Worten betreffendt, hat man denselben nit auß eigener meinung oder vrtheil genommen; noch den sinn deß H. Geistes verträhet, vnd auff andere eigensinnige vngeräumbte außlegung gezwungen, vnd gleichsam mit den Haaren dahin gezogen: sondern in allem sich bey der Außlegung der H. H. Vätter vnd Kirchenlehrer gehalten. Bnangesehen aber, daß diesse Teutsche Rhythmische übersehung, wo sie etwan, zu erhaltung der vollkommenheit der Versen und Reymen, bißweilen erweitert, oder eingezogen worden, nach reifflicher erwegung gelehrter Theologen, dem H. Text, wo nit von Wort zu Wort gleichlautend, doch auch nit widerlauffend, sondern dem wahren Sinn und Verstand gemeß ist befünden worden; nichts destoweniger vnderwürfft man dieselbe gehorsamblich der Censur vnd Vrtheil der allgemeinen Christlichen Catholischen Kirchen, als welcher allein gebühret, in dunckeln vnd zweiffelhafftigen stellen der H. Schrifft, den rechten, wahren, vnd vnfehlbahren Außschlag zu geben: nicht aber denen, von der wahren Kirchen abgefönderten, vnd zertrennten particular-meinungen, vnd klüglenden Geistern; durch welcher eigensinnige Außlegung nichts anderst, als Zwispalt, vnd Bngewisse, je offtermahls falsche Brtheil heraußkommen. Und diesses seind eben die Psalmen, welche man vor diesem in der Vorred der Reymen-weiß in Truck verfertigten Sonn- vnd Fehrtäglichen Evangelien versprochen, vnd hiemit durch die hülff vnd genad Gottes, an daß Liecht hat gegeben, mit fernerem vorsag, vnd vertröstung, bey künfftigem widerholtem Truck, einem jeten Psalmen ein absonderliches, auß desselben Innhalt gezogenes Gebett beyzufügen.

Der Christliche Leser wölle sich dieses Psalters beförderst zur Ehr, vnd Lob deß Allerhöchsten Gottes, als welcher von vns armen Menschen nit genugsam kan gepriesen werden, vnd dan auch zu seiner Seelen Heyll vnd Trost, nüßlich gebrauchen.

Catholische Außerlesene, Alt vnd Newe Gesäng, Molßheim, Bey Caspar Rößler, im Jahre 1659.

Wir Franz von Gottes Gnaden, Bischoff zu Verdun, Herzog zu Lotha= ringen, Barr, Geldern, vñ Calabrië u. s. w. Marggraff zu Mussipont u. s. w. des Heil. Römischen Reichs Fürst, der Chur: Ert: Primat: vnd hohen Stiffter Cöllen, Magdeburg vnd Sraßburg respective Dum-Probst, Dechant vnd Statthalter General, u. s. w.

Demnach der König David in seinem 112. Psalm die liebe Jugend zum Lobgesang Gottes anmahnet sprechend: Kinder, lobet den HErrn, lobet den Namen deß HErrn. Vnd auch der Apostel zu den Colossern 3. Muntert nicht allein auff die zarte Jugend vnd Kinder, sondern auch jeder männiglich Gott zu loben mit Psalmen, Lobgesängen, vnnd mit Dancksagung zu singen. Ja der handgreifliche Augenschein selbsten gibt es, was gestalt das gemeine Bold, wann man ihm nicht gute, Catholische vi vnverfälschte Gesangbücher an die Hand gibt, hinderlistig vñ behendelich hindergangen wird, was nemlich für hochärgerliche, vnd der lieben Jugend schädliche Melodehen vñ Gesäng einschleichen, durch welche der liebe GOtt höchlich erzürnet, der NebenMensch aber übel aufferbawet, vnd die zarte Jugend jämmerlich verführet wird.

Nun aber allem diesem Vnheyl vorzubigen, so ist im Jahr 1629 zu deß gemeinen Manns beste, wie auch zu der so wol Lateinischen als auch Teutschen Schulkinder nugen in vnserm Bisthumb, auß alten vnd newen geistlichen Kirchen-Gesängen ein Gesangbuch zusammen gezogen vnd gedruckt worden, desselben sich in den Schulen, heiligen Meß, Catechismo, Creußgängen, vnd Kirchfarten, ja so gar auch in den Häusern vnd überall, auch bey der Hand-Arbeit zu gebrauchen: Dieweil aber von denen dazumal in offenen Druck außgegangenen Exemplaren ganz keine mehr zu finden vnd vorhanden, noch weniger zuverkauffen gewesen. Als haben wir für gut, nüglich vnd rathsam angesehen, damit nechstgemeldtes Gesangbuch wiederumb von newen aufgelegt vnd gedruckt werde.

Auff daß aber hinfüro durch andere, newe, veränderte vnd anderswo gedruckte, vnd hergebrachte Gesangbücher, auch vngleiche Gesäng vñ Melodeyen, nit etwan eine Verwirrung entstehe, wie zu geschehen pfleget. Befehlen wir gnädigst, allen vnsern gehörigen Pfarrherren, Seelsorgern, Catechisten, Schulmeistern, Vnterthanen vnd Pfarrkinderen, hinfüro dieses, vnd kein anders Gesangbuch, oder Gesänger in ihren anbefohlenen Kirchen vnd Schulen, so wol von alten als jungen, Manns- vnd Weibes Personen zu gebrauchen vnd zu haben. Das verlassen Wir Vns also zu geschehen gnädigst, vnnd hat sich männiglich darnach zu richten. Geben zu Molßheim im Jahr 1659.

Denen Hoch vnd Wol.-Ehrwürdigen, Hochgelährten, der Hoch Erz: Fürstl. Durchl. Herrn Hn. Leopold Wilhelms, Erz-Herzogen zu Desterreich, u. s. w. Herrn Georg Alban Meher, der heiligen Schrifft Doctori, u. s. w.

Herrn Jacob Neunheuser, der heiligen Schrift Doctori, u. f. w. Herrn Joanni Reineri, geistlichen Raths vnd Hoffs Insiglern, u. s. w. Herrn Johann Will, geistlichen Rath vnd Secretario, u. f. w.

Auß den lieben heiligen Vättern, wie auch nicht weniger auß den Kirchen Historien ist jedermänniglich genugsam bekant, was gestalt zu jederzeit die Sectirischen vnter anderen Mitlen, damit sie ihre böse Werck fortsezen, allerhand Lieder, Melodeyen vnd Gesäng, dem gemeinen vnbehutsamen Volck an die Hand geben, dasselbe mit einer so annemlicher Weiß an sich zu halten, vnd in ihre Spaltungen zu bringen. Solches bezeuget von den Donatisten der H. Augustinus epist. 119. ad Januar. von den Arrianern Niceph. 1. II. c. 12. vnd waren dergleichen Melodeyen, nicht weniger in sich lieblich zu hören, als auch bequem bei der Handarbeit, vnd bey den Spindelrocken zu singen.

Wann nun dieser der Seelen so schädlicher List von den Schwermern für die hand genommen vnd gebraucht worden, das gemeine Volck so ohne das zu dem singen geneigt, zu verblenden vnd zubethören, so haben auch in dem alten Christenthum die Catholische Bischöff vnd Seelsorger der Sectarischen Bnrath vermerckt, derowegen vnverfälschte, reine vnd anrächtige Lobgesäng zugerichtet, damit ihre Schäflein nicht allgemach durch die gemeinschafft der kegerischen Melodehen von der gesunden vnd rechten Weyd mit lieblicher Arglistigkeit würde abgeführt. Also hat ihm gethan der H. Chrysostomus zu Constantinopel wider die Arrianer, vnd der H. Augustinus wider die Donatisten in Africa vnd an andern Orte, andere in der Christlichen Kirchen hocherleuchte Männer vnd Lehrer. Vmb eben dieser Vrsach willen werden es gethan haben in vnserm lieben Vatterland Teutscher Nation, die geistliche Vorsteher vnd Hirten, damit an statt der verführerischen, eytelen, vnreinen, vnd der lieben Jugend schädlichen Gesängern, reine vnd vnverfälschte Melodeyen an die Hand geben würden, durch deren übung sie andere liessen fahren vnd schwinden. Vnd dieweil in dem Jahr Christi 1629 in dieser Stadt Molsheim, für die Christliche Gemein, vnd besonders in vnterweisung ter zarten Jugend ein sehr schönes Büchlein von allerhand approbirten Gesängern durch offenen Druck verfertiget worden, dessen Exemplar keins mehr zu finden gewesen: Als hab ich zu dem gemeinen besten vnd offentlicher Andacht fürgut angesehen, jezt gemeldtes Gesangbuch, doch in etwas mit andern Gesängen vermehret, wiederumb lassen auflegen vnd drucken, welches ich denn unter E. E. Hochw. löblichen Name hab wollen herauß gehen lassen, dieselbe demütig bittend, diese meine wolmeinende ob schon geringe Arbeit in den Schuß vnd Schirm befohlen seyn lassen. Dieselbe hiemit dem Allerhöchsten in Gnaden langweilig befehlend, in Molßheim am Tage Maria Heimsuchung der 2. Hewmonat 1659.

E. E. Hoch: vnd Wol Ehrw. vnterdienstwilligster Diener

Caspar Rößler, Buchb. alldar.

Catholische Geistliche Nachtigal, Erffurdt 1666.

Freundlicher Christlicher lieber Leser!

Es ist bey uns Deutschen ein Sprichwort, Gereben und halten, steht wol beh Jungen und Alten: Solches Spruchs und Zusage, weiß ich mich noch wol zu erinnern, als ich etliche Jahr hero gespüeret, daß unsere Procession allhier von Erffurdt naher Schmiedestädt, welche unsere lieben Alten Catholischen Vorfahren, mit Gottseligem Eyffer, andächtig verrichtet, aus

Uhrfachen, weil im Jahre nach Christi Geburt 1316. eine solche grosse Hungers Noth, und Thewrung eingefallen, daß ein Marybrodtlein, (welches noch zur Gedächtniß umb selbige Jahres Zeit gebacken) eines umb drey Pfennige, (etliche wollen sogar einen Groschen sol gegolten haben) in ziemlichen Abgang kommen, dadurch die armen Seelen, welche dazumal zu Schmiedestädt hundert dreh und dreyssig Schock und fünff Menschen, welche zusammen 7935. so Hungers gestorben, begraben liegen, der Frommen Christen Gebet auff solche Weise beraubet werden: Als ich aber deren Uhrfach gespüret, daß an Gesang - Büchern, ein grosser Mangel gewesen, daß also die liebe Jugend, bey solcher Gottseligen Andacht, nicht hat können mit singen, da dann anstatt des Singens, von etlichen bösen Buben grosser Muthwill ge trieben, welches ohne Zweiffel dem lieben GOtt sehr mißfallen, und bey unsern Benachbarten, welche unser Religion nicht seyn, grosse Ergerniß geben, habe derselben in aller Eil, ein kleines Gesang-Büchlein, in welchem nur 20. der andächtigsten Lieder, so in der Wahlfahrt gesungen werden können, und über sechs Pfennige nicht gegolten, heraus geben lassen, aber sie seynd dem Verleger mehrentheils liegend blieben, derhalben ich meiner Zusage (wie jest der Welt Gebrauch) nicht halten wollen: Weil aber die Eißfelder aus Gottseligem Eiffer, etliche Jahr hero Schrifftlich, als Mündlich angehalten, als habe Ich, auff etlicher Catholischer Christen Begehren (welches doch den Weltlichen nicht gebühren wil,) solches Wercklein vorgenommen, und solches von Alten und Neuen Catholischen Autoribus, durch das ganze Jahr durch die besten andächtigste, so in Göttlichen Aemptern gebräuchliche Gesänge, jedes an seinem gehörigen Ort und Tittul, gesetzet, zweiffle nicht, es werden Fromme Christen, mit dieser Lobsingenden Nachtigal, GOTT den Allmächtigen erfreien und erlangen, was uns wird nützlichen sehn an Leib und an der Seelen. Dann in dieser Geistlichen Nachtigal, keine Galle, Haß, noch Neid Leyd zu finden, wie in unsern Benachbarten Gesangbüchern, so die heilige Römische Alte Catholische Kirchen, neben der Römischen Käyserlichen Majestät, troziglich anrühren, welche zu keiner Andacht, Aufferbawung, noch vertrawlicher Einigkeit, einigen Nußen bringen können.

Schließlichen, so bin Ich der gänzlichen Zuversicht, es werden, Fromme Andächtige Christen, sich dieses kleinen, doch kräfftigen Gefang Bücheleins, zu GOTTES, Seine lieben werthen Mutter und allen lieben Heiligen zu Ehren, und ihrer Seelen Seligkeit, nüßlichen zu gebrauchen wissen, und ein Exempel an den heiligen drey Königen, welche in harter rauher Winters Kälte, über Berg und Thal, durch wüste Einöden, mit einem großen Commitat, über 232. grosse Meilen, das liebe ChristKindlein gesucht, gefunden, und ihre Schätze, mit grosser Andacht und Liebe kniend Auffgeopffert, Es sol uns auch auff muntern, die beschwerliche Reise, welche der heilige Joseph, mit Maria, und dem Christ Kindlein JESU, (als Herodes dasselbe suchte zu tödten) über 92 Meilen, von Nazareth biß in Egypten, durch wüste ungebahnte Strassen verrichten müssen.

Es sol uns auch bewegen, die grosse blutige Procession, als JESUS CHRISTUS unser einiger Erlöser, von Pilati Richthauß, bis auf den Berg Calvariae mit der schweren Last des Creußes, mit vielen schlagen und stossen, umb unsernt Willen, willig vollbracht.

Weil nun der Geistlichen Nachtigal die Federn gewachsen, und begierig, wohin man sie begehret, zu schwingen und sich hören zu lassen:

Das Lathol. deutsche Kirchenlied. II.

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Als wird solches New Gesang Büchlein, bey Meister Hans Schäffern, Bürger und Buchbinder in der Pergamentergassen in Erffurdt, welcher solches Werck, durch seine eigene Unkosten, verlegt, umb einen billichen Kauff, erlangen und gegeben werden. Hiermit GOTT befohlen. Datum in der Chur Fürstl. Mäynys. Stadt Erffurdt in Thüringen, den 8. Julii 1666.

Die Dedication, welche dieser Vorrede voraufgeht, ist gerichtet an Herrn Johann Philipp Erzbischof zu Mainz, Erz-Canzlern u. s. w. und unterzeichnet von Caspar Melchior Haaß, unter dem 8. Juli 1666.

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