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Band seiner großen Sammlung enthält die lateinischen Hymnen, der zweite die vorreformatorischen geistlichen Lieder und der fünfte (Nr. 1130-1587) die Lieder der römisch-katholischen Kirche.

2) E. E. Koch, „Geschichte des Kirchenliedes und Kirchengesanges der christlichen, insbesondere der deutschen evangelischen Kirche". 4. Aufl. Stuttgart 1866-1877. 8 Bände. Auch das katholische Kirchenlied wird berücksichtigt.

3) A. F. W. Fischer, „Kirchenliederlexikon. Hymnologisch-literarische Nachweisungen über circa 4500 der wichtigsten und verbreitetsten Kirchenlieder". Gotha 1878. Das Werk faßt die Resultate der hymnologischen Forschungen vorzüglich über das protestantische Kirchenlied kurz zusammen.

Die einzig in ihrer Art dastehende Sammlung von F. M. Böhme, Altdeutsches Liederbuch, Volkslieder der Deutschen nach Wort und Weise aus dem 12. bis zum 17. Jahrhundert“. Leipzig 1877, erleichterte mir die Vergleichung der Melodien unserer Kirchenlieder mit den alten weltlichen und geistlichen Volksweisen ganz außerordentlich.

Die Lieder des vorliegenden Bandes wurden, wie dies auch im ersten Bande geschehen war, ihrem textlichen Inhalte nach eingetheilt, und die Rubricirung der Kehrein'schen Sammlung, zu der ursprünglich das Meister'sche Werk das Melodienbuch bilden sollte, im ganzen beibehalten. Die Texte wären zu bunt durcheinander gerathen, wenn ich eine Eintheilung nur nach den Melodien (Einzel- und Parallelmelodien) hätte vornehmen wollen. Da ich indeß den diesbezüglichen Anforderungen durch jedesmaliges Hinweisen auf verwandte Melodien gerecht geworden zu sein glaube, konnte ich, auch schon der Conformität wegen, die im ersten Bande getroffene Einrichtung beibehalten.

Von den Texten ist bei jedem Liede die erste Strophe in der Fassung abgedruckt worden, welche ich im Original vorgefunden habe. Die übrigen Strophen mag derjenige, der sich dafür interessirt, in den Sammlungen von Kehrein und Wackernagel, welche über dem Liede mit den Buchstaben K und W angegeben sind, nachschlagen. Auch die TextUnterlage ist so, wie sie in den Gesangbüchern steht. War sie hier unklar und verworren, so wurde nach Analogie anderer Lieder in demselben Buche verfahren. Einzelne den Text betreffende Erläuterungen mag der Leser als eine Zugabe betrachten. Der Schwerpunkt unserer Arbeit liegt in den Melodien.

Jede Melodie wurde so wiedergegeben, wie sie sich in der von mir benußten, an erster Stelle angeführten Quelle vorfand. Natürlich

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mußte in Bezug auf Notenform, Schlüffel u. f. w. die Gleichförmigkeit mit dem ersten Bande aufrecht erhalten werden. Wenn der Leser die runden Noten sich eckig denkt => so hat er die Notation der alten Gesangbücher. Die einfachen Ligaturen (Bindungen) und die Pausezeichen: ganze, halbe, unde viertel

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Pause habe ich aus den Originalen herübergenommen.

Von den Melodievarianten wurden die bedeutenderen aufgenommen. Taktstriche sind nur da angebracht worden, wo sie auch in den Driginalen vorkommen. Die älteren Gesangbücher haben überhaupt gar keine Taktstriche, sondern nur Striche und Balken zur Abgrenzung der Zeilen. Die chromatischen Zeichen und h, welche in der älteren Fassung des Liedes nicht vorkommen, wohl aber in einer späteren, sind über die Linien gesetzt worden. Sie geben uns ein interessantes Bild davon, wie man die alten Melodien hin und her zerrte, um sie in Dur oder Moll unterzubringen. Wenn bei Vergleichung der Melodien sich herausstellte, daß sie zu mehreren Texten Verwendung gefunden hatten, so wurde in der Regel der älteste Text abgedruckt, auf die übrigen dagegen nur hingewiesen. Bisweilen wurde auch unter ausdrücklicher Angabe ein späterer Text benut.

Um diesen Band nicht zu einem Werke von sehr großem Umfange zu gestalten, mußte von dem Meister'schen Plane, eine Sammlung lateinischer Lieder sowie mehrstimmiger Bearbeitungen deutscher Kirchenlieder in einem Anhange beizufügen, Abstand genommen werden. Von den lateinischen Liedern konnten nur solche Aufnahme finden, welche mit deutschen in irgend welchem Zusammenhange stehen. Die wenigen mehrstimmigen Lieder (S. 375 ff.) mögen zur Ergänzung des Anhanges II im I. Bande dienen. Das Verhältniß des deutschen katholischen Kirchenliedes zur Kunst des Tonsages läßt sich auf wenigen Bogen nicht klar stellen. Diese Arbeit erfordert ein Werk, welches mindestens den Umfang des vorliegenden haben müßte. Einem praktischen Bedürfnisse genügen die vorhandenen Sammlungen von F. Commer, Musica sacra (jezt im Verlag von Manz in Regensburg); eine kleinere Auswahl (25 Lieder) von R. Schlecht. Nördlingen 1850, u. a. m.

Schließlich verfehle ich nicht, allen denjenigen, welche mich durch Zusendung von Gesangbüchern, Handschriften und Notizen bei meiner schwierigen Arbeit unterstügt haben, meinen verbindlichsten Dank auszusprechen, namentlich folgenden Herren:

Aanderheyden, Dr., Archivar in Büdingen.

Bäumker, Dr. Clemens, o. Professor der Philosophie in
Breslau.

Baudri, Dr., Weihbischof und Domdechant in Köln.

Beck, Dr. K. A., Seminardirector in Linnich.

Beck, P., Amtsrichter in Ulm.

Bernert, Franz, Bischof, Apostolischer Vikar und Domdechant in Dresden.

Böckeler, Domchordirigent in Aachen.

Böhme, Prof. F. M., in Frankfurt a. Main.
Bohn, E., Organist in Breslau.

Böker, Dr., Pfarrer in Fischeln bei Crefeld.

Brimminger, M., Beneficiat in Ellbach bei Tölz (Bayern).
Brühl, Graf Franz von, Assessor in Pförten (Lausiß).
Commer, Prof. Fr., Königl. Musikdirector in Berlin.
Crecelius, Prof. Dr. W., in Elberfeld.

Eitner, Robert, Redacteur der Monatshefte für Musik-
geschichte, in Templin (Uckermark).

Esseling, Pfarrer in Brochterbeck (Westfalen).
Förster, Dr., jezt Benedictiner in Prag.

Gabler, J., Dechant in Neuhofen (Nieder - Österreich).
Habermann, H., Kaufmann in Barmen.

Habert, J. E., Organist in Gmunden a. Traunsee.
Hasak, Pfarrer in Weißkirchlig bei Tepliz (Böhmen).
Hölscher, Dr., Gymnasialdirector in Recklinghausen.
Jacobs, Dr. Eduard, Archivrath in Wernigerode.
Kade, O., Großherzogl. Musikdirector in Schwerin.
Malkmus, J., Kaplan in Neustadt bei Kassel.

Musiol, R., Lehrer in Röhrsdorf bei Fraustadt (Posen).
Scheeben, Prof. Dr. J. M., in Köln.

Schlecht, R., Geistl. Rath in Eichstädt.

Schuwirth, A., Lehrer in Hückeswagen.

Stammler, Pfarrer in Bern.

Tilike, Bischöfl. Commissariatsassessor a. D. in Heiligenstadt.
Turnowsky, Volksschullehrer in Filipowa (Ungarn).
Van Oost, cand. med., in München.

Verkoyen, Pfarrer in Friedrichsthal bei Saarbrücken.
Westermayer, Dr. G., Pfarrer in Feldkirchen (Bayern).

sodann folgenden Bibliotheksverwaltungen :

Königl. Bibliothek in Berlin: Oberbibliothekar Königl. Geh. Regierungsrath Prof. Dr. Lepsius, und Dr. Kopfermann, Custos der musikalischen Abtheilung.

Königl. und Universitätsbibliothek in Breslau: Oberbibliothekar
Prof. Dr. Dziazko.

Bibliothek des „Akademischen Instituts für Kirchenmusik“ daselbst:

Bibliothekar Prof. Dr. Julius Schäffer.

Königl. Bibliothek in München: Custos der musikalischen Abtheilung Dr. J. J. Maier.

Stadtbibliothek in Mainz: Stadtbibliothekar Dr. Velke.

Bibliothek des Priesterseminars daselbst: Präses Dr. Moufang. Universitätsbibliothek in Würzburg: Bibliothekar Dr. Stamminger.

Bibliothek des Minoritenconvents daselbst.

Königl. Paulinische Bibliothek in Münster: Bibliothekar Dr.
Stender.

Bibliothek des Ludgerianum und Priesterseminars daselbst.
Archiv des Domcapitels St. Petri in Baußen.

Herzogliche Bibliothek in Gotha: Bibliothekar Dr. Georges.
Kathol. Pfarrbibliothek in Elberfeld.

Wie bereits in der Vorrede zum ersten Bande angedeutet worden. ist, soll die vorliegende, jezt vollendete Sammlung nicht nur ein kunstund kirchengeschichtliches Interesse bieten, sie verfolgt auch noch einen anderen, praktischen Zweck. Sie will dem deutschen Volke die Rückkehr zu seinem alten katholischen „Erbliede“, wie Tilike treffend sagt, wieder ermöglichen. In den Gesangbüchern des 16. und 17. Jahrhunderts findet sich eine Anzahl von Liedern, die Gemeingut aller sind: ein sogenannter Kern. Erst im 18. Jahrhunderte wurde dieser über Bord geworfen und durch wildfremde Lieder und Melodien zu erseyen gesucht. Diesen alten Kern in unsere Gesangbücher wieder aufzunehmen und die neueren Lieder auf ein bestimmtes Maß zu beschränken, müßte das vornehmste Bestreben der Herausgeber neuer Gesangbücher sein. Auf diese Weise käme man doch allmählich zu einer Einheit im deutschen Kirchengesange. Meister spricht in der Vorrede (I, S. VIII) von einem allgemeinen deutschen Gesang- und Choralbuche. Ob diese schöne Idee realisirbar sein wird, muß die Zukunft lehren. Ich halte dafür, daß sie im Laufe der Zeit ohne große Schwierigkeiten sich verwirklichen lasse, namentlich wenn der „Cäcilienverein für alle Länder deutscher Zunge“ die Sache in die Hand nehmen würde. Eine Auswahl von 150 bis 200 Liedern aus der vorliegenden Sammlung mit einem Proprium, das für jede Diöcese die besonderen und neueren Lieder enthielte, das dürfte wol eine Art und Weise sein den genannten Plan zur Ausführung zu bringen. Das Choralbuch mit der

Harmonisirung müßte natürlich freigegeben, und damit unsern Kirchencomponisten ein neues Feld für ihre Thätigkeit eröffnet werden.

Der Einwurf, daß die Text redaction der alten Lieder eine kaum zu überwindende Schwierigkeit darbiete, widerlegt sich von selbst, wenn man z. B. die Sammlung „Magnificat" von Tilike und Bone's Cantate2 zur Hand nimmt. Die alten Melodien in ihrer tonischen und rhythmischen Gestaltung herüberzunehmen, dürfte ohne viel Kopfbrechen zu bewerkstelligen sein. Selbstverständlich müßte dabei namentlich in Bezug auf Textlegung dem heutigen Stande der Musikwissenschaft Rechnung getragen werden. Mancher, dessen Ohr nur an moderne Melodiebildung gewohnt ist, wird vielleicht den alten Melodien anfangs wenig Geschmack abgewinnen können. Unterdessen mag er sie nur recht fleißig singen, auf die Dauer wird er die alten Weisen doch liebgewinnen; und diese werden ihre eigenthümliche Anziehungskraft schon geltend machen. Andere sind hinwiederum für die alten Melodien so leidenschaftlich begeistert, daß sie nur diese für gut und kirchlich halten und alles Neue verwerfen. Diese mögen bedenken, daß das Gute jeder Zeit, auch der unsrigen, existenzberechtigt ist. Nicht jede alte Melodie ist deshalb kirchlich, weil sie alt ist, ebensowenig, wie jede neue unkirchlich ist, weil sie neu ist. Man wird auch in der vorliegenden Sammlung, die zunächst einen historischen Zweck verfolgt und deshalb die verschiedenartigsten Melodien enthält, solche vorfinden, die mehr an den lateinischen Choral sich anschließen, und solche, die mehr Volksthümliches an sich haben. Aus beiden Gattungen mag man das Beste auswählen nach dem Rathe des Apostels: „Prüfet Alles und das Beste behaltet." Es sei mir gestattet, mit einigen begeisterten Worten Tilike's aus der Vorrede zum „Magnificat“ zu schließen:

Die alten Kirchenlieder
singe sie auf's neu'

Und sing sie immer wieder,

Du Volk der deutschen Treu':

An ihrem Feuer labe

Dich gern beim Saitenspiel;

Mit diesem Pilgerstabe

Kommst du gewiß an's Ziel.

So singe, daß es dringe
Zum höchsten Wolkenthron,
Einmüthig daß es klinge

Der Jungfrau sammt dem Sohn,
Wie deine Väter thaten

Bis an der Nordsee Strand,
So bist du wohlberathen
Mein deutsches Vaterland.

Niederkrüchten, am 30. September 1883.

Wilhelm Bäumker.

1) Heiligenstadt 1862.

2) Paderborn 1879 (7. Auflage).

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