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bethanischen Schriftstellern. Durch Inigo Jones, den Baumeister Karls I., war die italienische Bauart in England besonders zur Geltung gekommen. Die Zimmer empfingen von der Strafse her ihr Licht durch kleine in Blei gefafste Scheiben, in welchen sich meist das buntfarbige Wappen des gentleman-Eigentümers befand, während die Wohnräume nach dem Hofe zu sich auf den von aufsen offenen Gang (die lobby, laubia [schon sæc. 10], loggia, la loge) öffneten. Die lobby ist der hellste Teil der Wohnung, daher Hamlet dort zu lesen liebt. — Die Zimmerdecken sind entweder Stuck (wie z. B. in der Villa des Antonio Barbaro bei Venedig, erbaut von Palladio, dem Vorbilde des Inigo Jones), oder es ist die ältere Form der Holztäfelung (der ceilings) beibehalten: der Sonderling im Silent Woman des Ben Jonson wünscht doppelte ceilings in seiner Wohnung, damit jedes Geräusch unhörbar werde. Von der Decke hängt der eherne Kronleuchter (candlestick) herab: die Strafse Lothbury in London, wo dieselben verfertigt wurden, war ihres Lärmes wegen berüchtigt (vgl. Ben Jonson, Gipsies etc. in Nares Glossary). Eine eingehendere Schilderung eines solchen candlestick (die modernen Ausdrücke für Kronleuchter, lustre und chandeleer finden sich nicht in jenem Zeitalter) finden wir im Kenilworth Inventory A. D. 1584, bei Walter Scott. Die Wandbekleidung sind die lose hängenden Tapeten (hangings oder arras): Hamlet ersticht den Polonius behind the arras. Dafs der Raum zwischen Wand (wall) und Tapete gern zu Rendezvous benutzt wurde, illustriert Massinger im Duke of Milan (eine Stelle, die bei Nares, s. v. arras fehlt). Bei Rabelais wird derselbe Raum bezeichnet mit darrière la tapisserie (von Regis übersetzt: „,hinterm Umhang", wo „Umhang" dieselbe Sache bezeichnet). · Der Fufsboden des Zimmers ist entweder Mosaik oder Holzdiele, die mit rushes (Binsen) belegt sind. Doch finden sich in vornehmen Häusern, wie z. B. in Kenilworth Castle auch Fufsteppiche, besonders türkische. So brauchte man to tickle the rushes für tanzen (Romeo und Julia), man sagte to take something from the rushes, etwas vom Boden aufheben. An den Wänden der Zimmer laufen in Manneshöhe die shelves (Tragebretter, Simse) entlang: dort stellte man Hausgerät, wie Majoliken oder venetianische Gläser auf (das englische Hartglas kommt erst später auf); auch Porzellan inochte sich finden (die china-shops werden aber bei Ben Jonson als verrufen bezeichnet). Hamlet III, 4 nennt den König A cutpurse That from the shelf the precious diadem stole. Die Gemälde (die älteren aus Hans Holbeins Schule, sonst italienische oder holländische) befanden sich hinter Vorhängen: „Pictures chiefly described as having curtains" sagt W. Scott im Kenilworth Inventory, während nach Delius' Anm. zu What you will I, 3 es scheinen könnte, dafs dort nur Mistress Mall's Picture als das einer übel berüchtigten Person hinter dem Vorhang sich befand. An den Wänden laufen auch die Bänke entlang, die mit Kissen (cushions), ebenso wie die Schemel

(stools) belegt waren. Statt der Sofa finden wir wohl (wie in Richard III.) die day-beds (Lotterbetten). So heifst es bei Beaumont and Fletcher, Rule a Wife III, 1: (Are) day-beds in all my chambers? — Die so oft erwähnten conopies, Kanapees, bedeuten ebenso wie bei Rabelais Bett- und Baldachin-Vorhänge (entre les conopées, Rab.). Sehr glänzende Spiegel (besonders von Murano bei Venedig) werden erwähnt: so schildert der Deutsche Paul Hentzner einen solchen (1598), im Besitz eines Schneiders, der mit Sammet und Perlen eingefasst war. „Mighthy looking-glasses" erwähnt auch J. Shirley. — In Bezug auf Tische wurde erwähnt Romeo I, 5: turn the tables up (wo Delius sagt: „Um mehr Platz für die Tänzer zu gewinnen, sollten die Tischplatten von den Tischgestellen abgehoben werden"), doch turn up ist in die Höhe heben; die Tischplatte ward also der Wand parallel gestellt, etwa folding tables, wie solche in Kenilworth Inventory erwähnt werden. (Möbel, cf. trunks, virginals, cabinets.)

Herr Kühne besprach C. Villatte, Parisismen, alphabetisch geordnete Sammlung der eigenartigen Ausdrucksweisen des Pariser Angot. Berlin, Langenscheidt. 4 Mk., geb. 4,60 Mk. Der Umstand, dafs das Angot heutzutage so massenhafte Verwendung in der französischen Litteratur und Tagespresse findet, macht das vorliegende Buch sehr wertvoll. Die Werke eines Zola nicht blofs, sondern auch von Schriftstellern wie Augier, Sardou, Dumas fils, Zeitungen wie Journal Amusant, Petit Journal, Figaro, Gaulois werden uns mehr oder weniger mit Hilfe des Villatteschen Werkes erst verständlich. Der Vortragende betrachtet das Angot vom pathologischen und philologischen Standpunkt. Das massenhafte Eindringen in die Schriftsprache ist so gut eine Krankheit in sprachlicher Beziehung wie die Richtung der Naturalisten in ästhetischer.

Das Interesse des Philologen erregt die Untersuchung des Angots hinsichtlich seiner Bestandteile; teils sind es veraltete Wörter, teils solche, die dem Lateinischen, Deutschen, Englischen u. s. w. direkt entnommen sind. Was Villatte über veraltete und dem Lateinischen entnommene Wörter sagt, ist zu korrigieren: pécum, cadène, abécher (abéquer) dürfen nicht als altfrz. Wörter bezeichnet werden; das Lateinische wird von Villatte als romanische Sprache angeführt. Weiter entsteht Angot durch Aphärese oder Apokope (-cipal = municipal, démoc démocrate). Zu vergleichen im Englischen: bus omnibus, examination. Der durch sprachliche Kalauer gebildeten Angotismen hätte Villatte nicht mit so ernsthaften Worten Erwähnung thun sollen.

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Der Ausdruck „Parisismen" ist zu eng. Der Verfasser bringt viele Ausdrücke, die bei weitem nicht nur in Paris bekannt sind (z. B. vivre de l'air du temps, abouler, amour d'homme, aplatir comme une punaise, arsouille). Dem Zweck des Buches ist mit dieser Erweiterung freilich nur gedient. Einzelne Ausdrücke sind von Villatte angeführt,

die nicht zum Angot gerechnet werden können (se livrer à la boisson, auteur de ses jours, architecte de l'univers). - Die Ausstattung ist vorzüglich.

Sitzung vom 30. Oktober 1883.

Herr Kühne liefert einen kurzen Nachtrag zu dem im vorigen Winter besprochenen Thema: Maistre Elies altfrz. Bearbeitung der ars amatoria des Ovid; er spricht jetzt speciell über den Verfasser. Mit Elie von Winchester kann dieser Elie, wie de la Rue früher angedeutet hat, nichts gemein haben. Der Name Elie scheint überhaupt zweifelhaft. Die ersten vier Zeilen, wo dieser Name sich findet, sind bedenklich, da hier zweimal derselbe Reim steht, was altfrz. verpönt ist. Dazu kommt das plötzliche Abbrechen am Schlufs, so dafs es scheint, als ob hier ursprünglich der eigentliche Name gestanden habe. Der Vortragende vermutet, dafs wir es mit der in mittelalterlichen Dichtungen öfters konstatierten Thatsache zu thun haben, dafs ein Schreiber hier seinen Namen an Stelle des Namens des Dichters eingeführt hat. Vielleicht haben wir es hier mit Chrétien von Troyes' verlorener Bearbeitung zu thun, von der er im Cliget spricht. Die Gründe dafür sind: erstens die Ähnlichkeit des Stils; zweitens der viel gewichtigere Umstand, dafs der Dialekt derselbe; drittens die Flexions-, speciell die Deklinationsverhältnisse sind die gleichen; viertens, unsere Bearbeitung der ars amatoria fällt vor diejenige des Jaques d'Amiens, der im Anfang des 13. Jahrh. dichtete; fünftens der Name Loradin -Nur-Eddin wird darin erwähnt als der eines Lebenden (Nur-Eddin † 1174). Schliesslich wird noch auf einige auffallende Analogien zwischen dem vorliegenden Gedichte und den Chevalier au Lion hingewiesen. Alles zusammengenommen, meint der Vortragende, sei wohl gewichtig genug, um eine nähere Untersuchung der Sache zu rechtfertigen.

Herr Vatke sprach über Kleidung und Kleiderluxus des Engländers in Shakespeares Zeit und zwar über die männliche Kleidung. Das Eindringen der französischen Mode war schon im 14. Jahrh. in England durch drei Verordnungen Eduards III. bekämpft worden. Die Kopfbedeckung wird selten (Ben Jonsons Magnetic Lady V, 6) mit hood bezeichnet, dieselbe ist beim citizen. und dem niederen Volke cap; die flat-caps, die ungebildeten Bürger sind auch bei Shakespeare Gegenstand des Hohnes; die woollen caps mufsten nach Elizabeths statute 13 von 1571 von allen (nicht adeligen) Personen von mehr als sechs Jahren an Feiertagen getragen werden - (cf. statute-caps, L. L. L. V, 1, Sh.). Leathercaps, in Ben Jonsons Bartholomew Fair geradezu Name eines Hausierers, gehören dem niederen Bürger an. Der Hut des gentleman hatist ein hoher zuckerhutförmiger oder auch niedriger Filzhut mit breiter Krempe, auf die z. B. König Karl I. (auf Van Dyks Bild) die ausgebreitete Hand legen kann: daher sagt Ben J. (The Devil is an Ass,

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1616): a hat like a penthouse (Haus mit überhangendem Giebel). Dieser hohe Hut des feinen Mannes wird auch erwähnt Shakesp. Taming Shrew V, 1: „Oh fine villain! A silken doublet! a velvet hose! a scarlet cloak! and a copatain hat.“ Gern trug man eine Feder an demselben: A Plume of Feathers ist in Shakesp. L. L. L. IV, 1 Bezeichnung des beau, des Stutzers. Abzeichen von nobility und gentry am Hut war, nach Dilkes Anm. zu J. Marstons „Antonio and Melida" II, 1 (1602), das hatband. Man schlug wohl auch eine Krempe des Huts, durch silberne Spange festgehalten, in die Höhe. ,,His hat turn'd up With a silverclasp on his leer side." (Ben J. Tale of a Tub II, 1.)* Als Barttracht wird der stiletto beard, sharp beard (Nares, Glossary) als foreign refinement verfolgt. Der Hemdkragen ist entweder der breite gestickte oder der hochstehende collar: der Piccadel (,,It seems," sagt Nares von Piccadilly Street, agreed, that this street was named from the above adornment); Blount (1630) sagt, dafs diese piccadils „, in the last age much in fashion" waren, also damals nicht mehr. Der „standing pickadell" wird 1612 erwähnt; patience is as good as a French pickadel" sagen Beaumont u. Fletcher. Das Wort Pick adillekens wird als Dutch bezeichnet. Der Vice-Kanzler von Cambridge erliefs 1615 ein Verbot against wearing pickadels. Als kostbarste Stickerei auf dem Hemdkragen wird Coventry blue erwähnt: „,'twas better than gold, Right Coventry blue" (George a Greene). Die Haare trug man gern gekräuselt: Our wealthy curled darlings of the nation (Othello I, 1); Peter, der Diener Walter Raleighs, took an hour to dress his master's curling hair. — Für die Beinkleider machen die Worte hose und stockings sachliche Schwierigkeiten, da beide Worte für Beinkleid auch (wohl upper stockings) und Strumpf (nether stockings) gesetzt werden. Bei Chaucer sind hosen (cf. Wife of Bath) noch ein Strumpf und Beinkleid umfassendes, einheitliches Kleidungsstück. Gegen die weiten Hosen, die auch in Deutschland von Musculus, „Hosenteufel", im 16. Jahrh. angefeindet werden, ruft Roger Ascham im Schoolmaster (1563) die Obrigkeit an; auch Shakespsare macht die huge hoses in Romeo and Julia als französische Narrheit lächerlich. Das Wams des gentleman ist der doublet (franz. doublé, gefüttert; schon im Promtor. Parvulor. ist Diplois explained duplex vestis et est vestis militaris): man hat silken doublets (der citizen beneidet den courtier gern deshalb), aber auch leather doublets (auch jerkins) genannt.) Die Fütterung des doublet ist Baumwolle

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*Als vorübergebende Mode, denn nur wars and lechery sind nach Troilus V, 1 nicht der Mode unterworfen, werden die Zahnstocher (toothpicks) an den Hüten erwähnt, ferner auch Spiegel, mirrors, die von Damen wohl im Fächer geführt wurden.

bombast. So spricht Stubbs (Anatomy of Abuses) von den doublets of their being stuffed with four, five or six pounde of bombast at least". Aber nicht gern geht der gentleman auf die Strafse in his doublet and hose: das nannte man spanisch (da auch nach Falke, Kostümgeschichte S. 295, in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts die spanische Mode in Europa die herrschende war) in quer po sein (in corpore): „Boy, my cloak and rapier; it fits not a gentleman of my rank to walk the streets in querpo" (Beaumont and Fletcher, Love's Cure II, 1). Hemden, die 20, 40 sh., ja 5 Pfd. St. kosten, erwähnt Stubbs: dieselben sind gern mit Stickereien, bes. Bibelsprüchen bedeckt. Shirt, wrought, or historical (Nares): ,,I wonder he speaks not of his wrought shirt (Ben Jons. Ev. man out of h. h. IV, 6). In Maines City Match fürchtet jemand, dafs seine mit aufgestickten Bibelsprüchen gezierten Hemdärmel einmal in der Predigt eines Puritaners (some pure instructor) citiert würden. Die Ärmel des doublets waren nämlich meist geschlitzt (slashed), so dafs man die Hemdärmel sehen konnte; ferner waren die sleeves (die schon im 13. Jahrh. in England als Zeichen des Stolzes [pride] bezeichnet werden) oft an den coat angenestelt (durch points befestigt). Die points, Nestelschnüre (bei Rabelais aiguilettes) treten auch auf Gemälden des Caravaggio (Landsknechte beim Kartenspiel) als Ärmelbefestigungen auf, ferner bei Rubens (Porträt seiner zwei Söhne): diese Schnüre, die besonders die Beinkleider mit dem Wam ms verbinden (z. B. nach Rabelais I, 8: Lors commença le monde attacher les chausses au pour poinct [doublet], et non le pourpoinct aux chausses), liefen in Spitzen (points) aus: his points broke, down fell his hose, sagt Shakesp. Henry IV (Rabelais 1, 8: la pointe de leur aguille estoit rompue). Noch wird bemerkt, dafs das Stärken des Kragens (auch ruffs genannt) wie der Manschetten (cuffs) im 16. Jahrh. sehr allgemein wurde. „Carmen Are got into the yellow starch." Ben Jons, Devil is an Ass (1616) 1, 1. Auch der Kärrner, der aquavit trinkt, färbt seinen Kragen gelb. Dieser Gebrauch von starch wird von Puritanern sowohl als von den denselben sonst so schroff gegenüberstehenden Dramatikern und Satirikern als Zeichen des Hochmuts bekämpft. Die stockings trägt nur der Geringe aus Wolle: „Gute Fähigkeiten gelten heute so wenig als ein gutes Bein in einem wollenen Strumpf." (The Saw has lost her pearl.) Die Fufsbekleidung sind meist shoes, die durch shoeroses, oft sechzig Pfund an Wert (Ben Jons. Devil is an Ass), oder shoe-ties geziert sind. Die letzteren gelten zumal als Zeichen des gereisten Mannes (travellers): master Shoetye, the great traveller (Meas. for Meas. IV, 3). Ben Jons. sagt, Cynthia's Revels (1603): From wearing ... shoe-ties God Mercury defend us. Als ärmlich und bezeichnend für den citizen werden die shining shoes genannt, wohl gewichste Schuhe; so sagt Kitely, der Typus des citizen

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