Abbildungen der Seite
PDF
EPUB

in Ben Jons. Every man in h. h. Sehr beliebt waren aufser den shoes auch boots, Stiefel, und zwar mit Sporen. Gondomar, der spanische Gesandte unter Elisabeth und Jakob, meldete nach Hause, dafs alle Bürger von London gestiefelt wären. Im letzten Parlamente unter Elisabeth wies der Sprecher die Gemeinen an to come to the house without spurs. Als Zubehör der männlichen wie der weiblichen Kleidung ist noch scarf, die Schärpe (French scarf) zu erwähnen, die ja als grellfarbige Feldbinde auf den Kriegsbildern der Zeit eine so grofse Rolle spielt (vergl. die rote Schärpe deutscher Landsknechte). „ „Lady, your scarf's fallen down. You may wear it, an you please." Beaum. Fl. Wit at sev. und im Loyal Subj. 1, 5 derselben Autoren. A. A favour for your soldier. O give him this, wench. Thus I tie on victory. Die Geldbörse (purse) wurde an Riemen oder Bändern getragen (cf. cut-purse), die Taschenuhr in der Hosentasche. Statt des long sword des 16. Jahrh. trug man gern kleinere Dolche (dagger, poniard, stiletto). Über diese Änderung klagen Beaum. and Fl. (Custom of Country II, 1): A dagger „Out with your bodkin, Your pocket dagger, your stiletto ... You made all manly weapons out of fashions: You carry poniards to murder men, Yet dare not wear a sword to guard your honour."

Herr Wetzel bespricht das erste Heft der für den Schulgebrauch bequemen Sammlung von Rauchs English Readings. Befremdend ist, dafs gerade als erstes Heft Sheridans School for Scandal gewählt ist, ein Stück, das auch von Hoppe als für die Schule nicht verwendbar bezeichnet ist. Die Anmerkungen sind knapp, doch allenfalls ausreichend und meist angemessen. 116, 3 ist im Ausdruck zu ändern. 36, 5 und 48, 3 geben Falsches. Das Wörterverzeichnis ist ausführlich, doch müfste öfters, wenn auch nur durch einen Accent (relation relative, significant to signify) die Aussprache angegeben werden.

Sitzung vom 13. November 1883.

Herr Vatke sprach über Kleider luxus der Engländerinnen in Shakespeares Zeit. Über den damaligen Kopfputz äufsert Falstaff zur Wirtin: thou hast the right arched beauty of the brow, that becomes the ship-tire, the tire-valiant, or any tire of Venetian admittance. Man sieht, wie die venetianische Tracht, die freilich ihrerseits durch französische Mode beherrscht wurde, der englischen Bürgersfrau als das Höchste vorschwebte. Zu dem möglichst hohen Kopfputz, der bei Chaucers Wife of Bath ten pound wog, während im Townely Myster,,Iuditium" gesagt wird: „Das Fräulein ist gehörnt wie eine Kuh... ihr Haupt ist so hoch wie eine Wolke" zu dieser Tracht gehört eine möglichst hohe Stirn, die auf den Porträts von Rubens durch schärfstes Zurückkämmen der ungescheitelten Haare und von der von Ohr zu Ohr reichenden cap er

zwungen wird. Eine solche zeigt auch Königin Elisabeth auf den bekannten Bildern. Die von Falstaff gerühmte „gewölbte Stirn" wird von J. Burckhardt (Kultur der Renaissance in Italien) als das speciell mittelalterliche Ideal bezeichnet, während Boccaccio im Ameto die ebene Stirn als die schönste bezeichnet. Doch rühmt auch Chaucer an der Nonne die „,fast eine Spanne breite Stirn"; Alanus ab Insulis preist an der Dame Natur die Frons in amplam evagata planitiem. Ebenso wird in Fierabras (V. 2213) le front bel et plané der schönen Floripas erwähnt. Das falsche, rote Haar, das auch Elisabeth trug, ist auf die allgemeine Mode der Zeit zurückzuführen. In Ch. Yriarte, La Vie d'un Patricien de Venise (Paris 1874) spricht Vecellio (1590) du soin que mettaient les patriciennes à se blondir les cheveux, qu'elles teignaient d'une substance. Es wird die Solana erwähnt, jener Strohhut ohne Deckel, unter welchem die Venetianerinnen ihr Haar der Sonne aussetzten. Gegen das falsche Haar der Engländerinnen eifert auch Shakespeare in den Sonetten. Son. 68: Before the bastard signs of fair were worn, Before the golden tresses of the dead were shorn away. Im Merch. of Venice III, 2: So are those crisped snaky golden locks Upon supposed fairness often known.* Als Kopfschmuck trugen Damen wohl eine Rose, so Elisabeth auf der dünnen Silbermünze three farthings (cf. King John 1 u. die Note von Dyce). – Als Kopfbedeckung der Bürgersfrau wird um 1605 bei der älteren. Generation die cap als allgemein bezeichnet, während die jüngere nach dem breiten French hood strebt, den schon' die Jungfrau Maria (nach dem Interlude der Four P's) an sonnigen Tagen wählte: diesen Modewandel bezeugt das Drama „The London Prodigal" (1605) Akt III, 1. Dort sagt der Liebhaber von Frances: „I'll have thee go like a citizen, in a guarded gown (d. i. besetzt mit einem Saum) and a French hood. Frances. That will be excellent indeed. Aber Delia rät dem Bruder, sein Weib seinem Vermögen entsprechend zu kleiden, einfach, wie ihr Vater und Mutter es gethan. Da kommt er aber übel an bei Civet. ,,So as my father and my mother went!" Der Scherz wäre nicht schlecht! „, that's a jest indeed. Why, she went in a fringed (frangenbesetztem) gown, a single ruff (einfache, nicht mehrfaltige Halskrause), and a white cap (cf. Rubens)". Die erwähnten guarded gowns werden übrigens als specifische Sonntagstracht des citizen bezeichnet. Al. Schmidt, ,,Sacherklärende Anm. zu Shak." p. 30 bemerkt zu King Henry IV. III, 3: „Ein Sammetsaum auf den Kleidern war zu Shakespeares Zeit die Mode der Londoner Bürger und wird deshalb häufig zur Bezeichnung von Spiefsbürgern gebraucht. So im Histriomastix, 1610:

* Cf. Timon v. Athen IV, 3. Die Frauen-Perücken wurden nach Stowe, Survey of London 1598, um die Zeit der Pariser Bluthochzeit in England eingeführt. In A mad World my Master's (1608) heifst es Perücken aus fremden Haaren zu tragen, ist das nicht gegen die Natur?"

Nein, ich will mich mit Hofes Anstand tragen;
Fort mit Sammetborten, schwarzbetrefsten Armeln,
Der läppschen Mode, der ich Narr gefolgt!

Morrison (Reisebeschreibung 1617, S. 179) sagt: „An öffentlichen Orten tragen die Aldermänner von London Scharlachmäntel und ihre Frauen einen eng anschliefsenden Scharlachmantel mit einem Besatz von schwarzem Sammet." Die eng anschliefsende Kleidung der Bürgersfrau im Gegensatz zu den weiten Roben der lady, besonders des Hofes, tritt öfters hervor. So Ben J. Poetaster IV, 1, wo Chloe fragt: am I well enough attired for the court? Cytheris. Well enough! this straight-bodied city attire will stir a courtier's blood more than the finest loose sacks the ladies use to be put in; . . . your ruff and linen is much more pure than theirs... Give me my muff and my dog my fan and my mask too. Immer mehr aber gleicht sich die Kleidung der Stände aus; im Jahre 1654 wird in,,Witts Recreation" bitter darüber geklagt: Louisa, who scorns all other imitations, Cannot abide to be outgone in fashions; She says she cannot have a hat or ruff, A gown, a petticoat, a band, or cuff, But that these citizens (whom she doth hate) Will go into't, at ne'er so dear a rate.

...

Der begehrteste Stoff für das Damen-Prachtkleid ist Brokat, tissue (brocart), auch intertissued, interwoven, mit welchem Shakespeare auch seine Cleopatra bekleidet (gegen Plutarch, der nur den golddurchwirkten Baldachin derselben erwähnt). In The Devil is an Ass klagt Ben Jonson (1616) darüber, dafs tissue, früher Zeichen der true nobility, jetzt ein solches der lechery sei. Eine meisterhafte malerische Darstellung hat der Brokat (tissue) auf den Porträts der Madame de Montespan (Maitresse von Louis XIV) von Caspar Netscher (1639 bis 1684) gefunden (Galerie zu Dresden). Unerlässlich für den weiblichen Staat ist der Reifrock (farthingale), der auf dem Porträt der Pfalzgräfin Elisabeth, der Tochter Jakobs I., bereits enormen Umfang genommen hat. Über das Wort farthingale bemerkt Müller im Etym. Wtbch.: „altengl. verdingale; gilt als entstellung aus dem franz. vertugadin, was selbst aus vertu-garde, od. vertu-gardien erklärt, eigentlich den tugendhüter bedeute"; Scheler 336:,,vertugadin, dim. du vieux mot vertugade, bourrelet que l'on explique par vertu en garde. Les Espagnols appellent la même chose aussi guarda-infante (vergl. span. verdugo, frisches Reis, gerte)." Jak. Falke, Kostümgeschichte S. 304 sagt, der Reifrock erscheine zuerst in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts, wo die spanische Mode die herrschende gewesen sei. Falke sagt dort: „,,Als Sancha Pansa (Don Quixote) zum Statthalter ernannt worden, ist seine Gattin bedacht, sich des hohen Amtes würdig zu kleiden. Herr Pfarrer, sagt sie zum Geistlichen,

,forscht mir doch aus, ob es hier nicht einen giebt, der nach Madrid geht oder nach Toledo, dafs er mir einen runden Reifrock kauft, recht und gerecht, nach der Mode und so schön man ihn nur haben kann, denn meiner Seel, ich will der Statthalterschaft meines Mannes, soviel ich nur immer kann, Ehre machen."- Falke führt weiter aus, wie erst im 17. Jahrhundert und zumal in Frankreich der Reifrock die bekannten ungeheuerlichen Dimensionen annahm. Wie sich nun in London eine Handwerkersfrau (um 1605), da ihr Gatte alderman geworden, ähnlich wie Sancho Pansas Gattin umkostümiert, zeigt sehr anschaulich The Shoemaker's Holyday (von Thom. Dekker und Rob. Wilson), ed. v. H. Fritsche, Thorn 1862. Scene 10: Zunächst wünscht die Schuhmacherfrau: let me have a pair of shoes made; cork, wooden heels too. Damit sind die hohen Korkschuhe gemeint, die Marston, Dutch courtezan 4, erwähnt: „Dost not wear high cork shoes: chopines" (cf. Stelzschuhe, Götzinger, Reallexikon).

[ocr errors]

Wenn also Hamlet (II, 2) zu dem jungen, im Frauenrock auftretenden Schauspieler sagt: your ladyship is nearer to heaven than when I saw you last, by the altitude of a chioppine so heifst das: Sie sind bedeutend gewachsen. Yriarte führt p. 53 seines Werkes über Venedig an, dafs noch heute im Musée municipal zu Venedig sich ein Paar solcher Schuhe vom Jahre 1500 befindet. Die Höhe derselben wurde durch die Luxusgesetze der Proveditori alle Pompe von 1511 wesentlich ermäfsigt, doch konnten die Venetianerinnen * darin nur mühsam, auf ihre Begleiterinnen gestützt, sich bewegen. -Unsere Schuhmacherfrau nun fährt fort: „Art thou acquainted with never a fardingale-maker, nor a french-hood-maker? I must enlarge my bum, ha, ha, ha! (vergl. Nares, über die bum-rolls, die von den niederen Klassen der Engländerinnen statt der Reifröcke getragen wurden). How shall I look in a hood, I wonder!" Roger: „As a cat out of a pillory; very well" (man denke hierbei daran, dafs Ben Jonson erwähnt, die French hoods bedeckten auch die Schultern). Die Frau fährt fort: „canst thou tell, where I may buy a good hair?" Der Schalk Roger mifsversteht hare, Hase statt Haar, und sagt: „Yes, at the poulterer's in Gracious-street." ,Thou art an ungracious wag," erwidert sie, „I mean a false haire for my periwig." Roger: Why, the next

[ocr errors]
[ocr errors]

*J. Evelyn beschreibt 1645 gleichfalls diese choppines: Bürgerfrauen und die (nach Evelyn 30000) courtezans durften dieselben nicht tragen Coryat, Crudities (Reisebeschr.) „describes them as made of wood covered with coloured leather, and sometimes coin half a yards high, their altitude being proportioned to the rang of the lady." Ben Jons. Devil's an Ass (III, 4) bezeichnet diese cioppinos als 'spanische Mode: Von jemand, der als Spanish lady verkleidet ist, sagt er: he wears cioppinos, and they do so in Spain. Evelyn sagt: one being asked how he liked the Venetian dames, replied, that they were mezzo carne, mezzo ligno, half flesh, half wood. Die Orthographie bei choppino schwankt.

time I cut my beard, you shall have the shavings of it; but mine are all true hair." Wife: „It is very hot, I must get me a fan or else a mask." Der Fächer, der anderswo weatherbeaten heifst, von dem ferner gesagt wird, peacock feathers grow in it ersetzte wohl auch den Regenschirm, wenigstens scheint umbrella in der Shakespeareschen Zeit nicht häufig gewesen zu sein in England. John Evelyn bemerkt im Diary bei Schilderung seiner Reisen in Frankreich und Italien, den 7. Okt. 1644: Here (in Marseilles) we bought umbrellas against the heats (flat spread as an umbrella, Ben Jons. Devil Ass IV, 1).

Erwähnen wollen wir die hohen sogen. Mühlstein kragen (bei Rubens so häufig). Diese ruffs waren a fernale neck-ornament, made of plaited lawn, or other material, formerly used by both sexes. Beaum, and Fletscher mokieren sich darüber Nice Valour III, 1: For how ridiculous wert to have death come And take a fellow pinned up like a mistress!

About his neck a ruff, like a pinch'd lanthorn,
Which schoolboys make in winter.

Schliefslich erwähnen wir noch die Scarfs, Schärpen, die der männlichen und weiblichen Kleidung gemeinsam waren. Die Handschuhe waren gern nach spanischer Weise parfümiert. Autolycus bietet in Winter's Tale IV, 3 aus:

Lawn, as white as driven snow;

Cyprus black as e'er was crow;

Gloves, as sweet as damask roses;

Bugle-bracelet, necklace-amber

Perfume for a lady's chamber:

Golden quoifs and stomachers,

For my lads to give their dears.

Diese golden quoifs waren wohl ähnliche mit Golddraht durchzogene Kappen oder Hauben, wie eine solche in Eger in Böhmen aus dem Nachlafs der Gemahlin Wallensteins zu sehen ist.

Über cyprus vergl. Schorers Familienblatt (1883, Heft 23), wo gesprochen wird über die wiederentdeckte Kunst der cyprischen Goldfäden (golddurch wirkte Stoffe und Teppiche). Nach Schorer a. a. O. wurden vor dem 10. Jahrh. Stoffe mit Golddraht gestickt, nachher kamen verwebbare Goldfäden auf. Jene Goldfäden kamen von Cypern nach Italien. Italienische Schriftsteller sprechen von dem Geheimnis der Goldfäden. Dr. W. v. Müller und Dr. Harz in München haben ein Reichspatent für Anfertigung der (wiederentdeckten) Goldfäden erworben.

Herr Wetzel bespricht mit kurzen Worten einige weitere Hefte der Rauchschen English Readings.

Herr Förster macht aufmerksam auf eine Biografía Autentica von Martin Lutero aus der Galeria dá Reformadores. Das Werk ist ohne geschichtliche Kritik geschrieben, empfiehlt sich aber durch die ge

« ZurückWeiter »