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gewagt es ist, recht gut glückte. Er wünscht Induktion und Deduktion geschickt miteinander vereinigt, so dafs jener die vorbereitende, dieser die durchführende Rolle zufalle; dabei macht er, sehr mit Recht, zwei Forderungen geltend: erstens solle und dürfe man nicht ängstlich vor Gedächtnisübungen zurückschrecken und dann müsse die schriftliche Arbeit immerhin etwas schwerer wiegen als die mündliche. Im zweiten Abschnitt „Der Lehrgang" giebt Münch einen wohldurchdachten Plan, wie der Unterrichtsstoff im Französischen auf die verschiedenen Klassen zu verteilen sei; hierbei hält er sich sachgemäfs an die z. Z. in Preufsen bestehende Organisation, nach welcher unser Gegenstand im zweiten Jahre, d. h. in Quinta begonnen wird. Doch kann er nicht umbin, auf die Unzweckmässigkeit dieser Einrichtung hinzuweisen, und wünscht im Interesse des Lateinischen wie des Französischen letzteres nach Quarta verschoben. Das erste Jahr soll nach Münch ein propädeutisches sein mit sorgfältigster Beachtung der Aussprache unter Zugrundelegung einer geeigneten, kurzen Lautlehre. In Quarta beginne der planmäfsige grammatische Unterricht, der in diesem und den beiden folgenden Jahren durch Formenlehre und Syntax hindurch zu einem vorläufigen Abschlufs zu gelangen hat, d. h. unter möglichster Beschränkung auf die wichtigeren Regeln. Untersekunda soll durch einen Übergangs- oder Repetitionskurs ausgefüllt werden, der zur Festigung des bis dahin Gelernten diene, so dafs der Schüler gut gesattelt in den letzten, das Frühere ergänzenden Kurs einträte, dessen Aufgabe während der drei letzten Schuljahre (IIa-Ia) einzig und allein die Förderung allge meiner Geistesbildung sein kann. Die „Aussprache" hält der Verfasser für wichtig genug, um ihr ein eigenes Kapitel (III.) zu widmen, welches gleich dem vorangehenden voll von trefflichen Aufserungen ist. Das erste Erfordernis zu einer guten Aussprache bildet die leider nur gar zu oft vermifste und zuweilen von Lehrern an sich selbst vernachlässigte gute deutsche Aussprache; man glaube nicht verächtlich auf das Sprechen herabsehen zu dürfen, denn eine Art bescheidener Kunstleistung ist gutes Sprechen ja doch immerhin“. Auf der anderen Seite hüte man sich aber auch gar zu pedantisch zu sein. Neben der guten Anleitung wird das Hauptmittel gutes Vorbild sein. „Nachahmung, Übung, Gewöhnung gilt es." Sehr grofses Gewicht wird auf zusammenhängendes, verständnisvolles Lesen gelegt, das von Anbeginn zu üben ist; freie Schülervorträge, die doch nur zur Unvollkommenheit führen, werden verpönt. S. 42 wird verlangt, dafs das laute Lesen nicht dem Übersetzen vorangehe, sondern folge; wo und solange der Lehrer selber zuerst das zu übersetzende Stück vorliest, wird es zweckmässig sein, den Schüler nach erfolgter Übersetzung lesen zu lassen, später sollte, meinen wir, in der Regel das Lesen vorhergehen. Auch das Sprechen" als solches befürwortet der Verfasser im folgenden vierten Kapitel, da unleugbar ein leiser Fluch der Lächerlichkeit daran hafte, wenn man lange Jahre eine neuere Sprache studiere ohne das Ergebnis des Sprechenkönnens. Die vielerlei grofsen Schwierigkeiten, mit denen der Lehrer gerade in diesem Punkte zu kämpfen hat, verkennt Herr Münch keineswegs, aber er hält sie nicht für unüberwindlich; nur mufs man von vornherein seine Aufmerksamkeit diesem Teil des Unterrichts zuwenden, dann wird man auch ohne irgend welche Schädigung der sonstigen Leistungen ganz anständige Erfolge erzielen, allerdings nur in gewissen, bescheidenen Grenzen. Wer die Möglichkeit dies zu erreichen bezweifelt, mache nur einmal nach des Verfassers Anleitung den Versuch, und er wird sich überzeugen; freilich bedarf es, um endgültig urteilen zu können, einiger Jahre, bis die betreffenden Schüler in die oberen Kuste geführt worden sind; und noch etwas: bier wird sich der Lehrer noch viel mehr als sonst anstrengen müssen, denn wie überhaupt so gilt ganz bestimmt hier die Münchsche Parole: „freieres Walten des persönlichen und weniger Absolutismus des papiernen Lehrers." Weg mit dem Vokabular und mit Phraseologie als

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Mittel zum Sprechen ersteres ist nur in den letzten Klassen zur Repetition der in den früheren Jahren gelernten Wörter zu gebrauchen; an seine Stelle trete ein passendes Lesebuch mit leichten, kurzen, zu Sprechübungen in Dialogform geeigneten Lesestücken. Dem grammatischen und erklärenden Unterricht hat das Sprechen unbedingt fern zu bleiben; nur sofern dadurch die Tiefe und Gründlichkeit keine Einbufse erleidet, kann man gelegentlich hier eine Übung anknüpfen. Im fünften Abschnitt Das Schreiben wird der Wert der in der Schule und über Haus zu fertigenden schriftlichen Arbeiten besprochen. Wie wir schon oben sahen, steht Münch nicht auf Seite des Quousque Tandem", welcher Übersetzungen ganz beseitigt wissen will, nur haben auch hierin wesentliche Modifikationen des jetzigen Gebrauches einzutreten. Von Retroversionen hält er nicht gar viel, eine hohe Meinung aber hat er vom freien Aufsatz, dessen allmähliche Vorbereitung er denn auch ausführlichst behandelt. Ref. ist wie sonst im ganzen völlig mit dem Gesagten einverstanden, nur, glaubt er, sollte man auf den freien Aufsatz nicht gar soviel Zeit verwenden, da man doch etwas Selbständiges in der Regel nicht vom Schüler verlangen kann; ferner haben wir gar nichts dagegen, wenn ein grofser Teil des Übersetzungsstoffes in die fremde Sprache aus dieser selbst herüber genommen wird, aber es lassen sich unbestreitbar auch in unserer guten deutschen Litteratur einfachere Abschnitte finden, welche von den Schülern der oberen Klassen sehr wohl ohne zu grofse Schwierigkeit gut übertragen werden können. Die freie Übung in Briefform empfiehlt Munch mit Recht sehr. Beachtenswert sind die in diesem Kapitel gegebenen Andeutungen über Art und Weise der Korrektur.

Die wichtigste Frage innerhalb des französischen Unterrichts scheint dem Verfasser die nach der Auswahl der Lektüre“ (Kap. VI.) zu sein, bei welcher der Mafsstab der geistig erziehlichen Bedeutung der wichtigste und in letzter Instanz ausschlaggebende sein sollte; ein Kanon sei angezeigt, der zuletzt veröffentlichte (Hemme gelegentlich der hannov. Direktorenkonferenz von 1882) wird gebilligt. Als ausgezeichneten Schulmann zeigt sich Münch in seinen höchst belehrenden Bemerkungen über „Die Behandlung der Lektüre“ im siebenten Abschnitt seines Buches, unter denen wir nur einige der treffendsten herausheben können. „Vor allem habe (der Lehrer) Geist. Geist ist, an die zu erziehende Jugend gewandt, nicht verschwendet; leider betrachten nicht wenige Leute von Geist ihre Lehrerfunktionen, namentlich wenn sie nicht den obersten Klassen gelten, als einen bedauerlichen Abzug von ihrer eigentlichen geistigen Mission." Auf häusliche Geistesarbeit der Schüler verzichten wir nicht, „nur dem Mifsbrauch sei der Krieg erklärt." Man begnüge sich nicht mit einer anständigen Übertragung ins Deutsche, man fordere eine gute. „Nicht, dafs der Lektüre eine gröfsere Bedeutung zudekretiert werde, kann uns helfen, sondern dafs sie durch Wahl und Behandlung die volle Bedeutung erhalte, die sie gewinnen kann.“ „Die Anmerkungen unserer Schulautoren dürfen uns zu denken geben", denn „die allgemeine Beschaffenheit unserer franz. (und, sagen wir, englischen) Schulausgaben erwirbt uns bei den Altphilologen wenig Vertrauen, und doch hätten wir deren Anerkennung sehr zu schätzen." „Die gesamte Produktion von Hilfsbüchern könnte erheblich zusammenschrumpfen, Würde und Gewicht des Lehrers kann nur steigen", das ist der leitende Gedanke des letzten Kapitels (VIII.) „Hilfsdisciplin und Hilfsbücher". "Resignation" ruft Münch den Lehrern zu; quälet nicht die Schüler mit eignen Büchern über Synonymik, Phraseologie, Litteratur u. s. f. „Die Hauptsache sei die Bethätigung, nicht vielerlei Wissen, welches schon in wenig Monden arg verwittert und zerbröckelt ist. Man vernachlässige diese Dinge nicht, aber verlange nicht mehr, als was ohne viel Reden und Zeitaufwand im Anschlufs an den sonstigen Unterricht geboten werden kann. Zum Schlusse befürwortet der Verfasser noch den Gebrauch eines passenden Lesebuches neben der eigentlichen Lektüre, um den Gesichtskreis

der Schüler etwas zu erweitern. Möge diese spärliche Auslese aus dem reichhaltigen Werkchen recht viele der Herren Fachkollegen zu dessen aufmerksamem Studium veranlassen, dann wird der vom verdienstvollen Verfasser gehegte Wunsch, zu einem günstigen Umschwung im Betrieb des französischen Unterrichts beigetragen zu haben, nicht nur für diese Sprache, sondern auch für das Englische erfüllt werden.

Englische Synonymik für Schulen, sowie zum Selbststudium. Von Dr. W. Dreser. Wolfenbüttel, Zwifsler, 1883.

Wir haben nachgerade keinen Mangel mehr an synonymischen Hilfsbüchern für die Schule, ja sogar einen grofsen Überflufs, wenn man wie Ref. der Anschauung huldigt, dafs man in der Schule gar nicht die Zeit dazu habe, eine eigene Synonymik mit den Schülern durchzugehen. Sehen wir aber von dieser Vorfrage ab und fragen blofs nach der Brauchbarkeit des Dreserschen Buches, so mufs man ihm entschiedenes Lob spenden, denn es gehört zu den besten seiner Art, wovon sich jedermann durch einen Vergleich mit den als gut anerkannten, z. B. Schmitz oder Klöpper, überzeugen kann, nur sehr selten steht es ihnen an Schärfe der Bestimmung und Vollständigkeit nach, oft übertrifft es sie. Das Aufsuchen wird dadurch sehr erleichtert, dafs die deutschen Stichwörter in alphabetischer Reihenfolge über den einzelnen Artikeln, die englischen in einem Register am Ende des Buches stehen.

Die Hauptregeln der englischen Formenlehre und Syntax. Repetitionsgrammatik von Dr. Otto Ritter, Oberlehrer. Berlin, Simion, 1883.

Die Stärke des Büchleins liegt in der Syntax, welche in kurzen, klaren Regeln alles giebt, was dem Schüler unserer Mittelschulen zu wissen nötig ist: jede Regel wird durch einen oder einige passende Sätze veranschaulicht. Wenn wir etwas an ihnen auszusetzen haben, so ist es der Mangel eines Hinweises auf verwandte dem Schüler bekannte Sprachen an manchem Orte, wo er angezeigt wäre, so z. B. Reg. 318 und 319 bei Imperf. und Perfekt auf das Französische. In der Formenlebre finden sich verschiedene Lücken, doch macht der Verf. hier selbst nicht auf Vollständigkeit Anspruch. Augsburg. G. Wolpert.

Jahresbericht über die Erscheinungen auf dem Gebiete der germanischen Philologie, herausgegeben von der Gesellschaft für deutsche Philologie in Berlin. Vierter Jahrgang, 1882. Zweite Abteilung. Leipzig, Karl Reifsner, 1883.

Über die Nützlichkeit dieses Jahresberichts kann wohl nur eine Meinung herrschen. Lücken sind dabei fast unvermeidlich, doch glaube ich kaum, dafs irgend etwas Wesentliches hier vermifst werden wird. Was mich überhaupt zur Anzeige des Buches bestimmt, ist nicht sowohl auf dasselbe aufmerksam zu machen - dessen bedarf es nicht, sondern vielmehr um nochmals ein Wort hier pro domo zu sagen. Seite 158 dieses Buches sind nämlich die über meine Broschüre „Über den Unterricht in den neueren Sprachen" erschienenen Recensionen angeführt und heifst es dabei: „noch schärfer zurückweisend ist die Recension von E. Koschwitz“ etc. und weiterhin wird auf mein „Offenes Schreiben an den Herausgeber

des Archivs" (Archiv LXVII, 355 f.) hingewiesen, wobei es heifst:,,worin ein paar dem Verf. beistimmende Zeilen Alex. Schmidts abgedruckt werden." Ich mufs nun hierzu bemerken, dafs meinem und anderer Dafürhalten nach Koschwitz eine schärfere Zurückweisung meinerseits erhalten hat (er hat es, da ich ihn dazu herausgefordert, für gut befunden, sie sogar in seiner Zeitschrift zu veröffentlichen) als ich von ihm. Beiläufig verlangt es die Ehrlichkeit, dafs ich ihm hier das darin enthaltene Unverständliche für ihn aufkläre. Es scheint nämlich, mein Berichterstatter hatte sich geirrt. Es waren nicht seine (Koschwitz') Zuhörer an der Strafsburger Universität, die sich über seine Unterrichtsmethode beschwerten, sondern seine Schüler oder Schülerinnen (?) an einer dortigen Lehranstalt. Was ich aber hauptsächlich betonen möchte. ist, dafs die „paar Zeilen" eines Alex. Schmidt ganze Seiten eines Koschwitz und anderer aufwiegen. Übrigens habe ich auch, wie bereits früher im Archiv erwähnt, von vielen anderen gewichtigen Seiten ähnliche Zustimmung erhalten und hebe hier nur T. Merkels Programm „Über die deutsch-französische Aussprache", Freiburg im Br. 1881 und 1882, sowie H. Isaacs Abhandlung Sprachwissenschaft oder Sprachwissen" im ,,Central-Organ für die Interessen des Realschulwesens, Oktober 1883" aus vielen anderen privaten Zuschriften hervor. Ich will aber den Streitpunkt zwischen mir und den Gegnern, die, wie ich voraussah, meine Broschüre mir schaffen würde, hier nochmals, und ich hoffe zum letztenmale präcisieren. Ich ging bei meinem Angriffe gegen das herrschende System von den mir damals vorliegenden neuenglischen Leistungen der danach Geschulten aus, und nachdem ich sie einer Prüfung unterworfen, fand ich, dafs sie vollständig ungenügend seien. Nun ist aber doch anzunehmen, dass wenn Leute in dieser Sprache etwas veröffentlichen und diese Veröffentlichung von der zuständigen Behörde genehmigt wird, beide Teile der Meinung gewesen sein müssen, sie seien kompetent, der eine, die betr. Arbeit zu leisten, der andere, sie zu begutachten. Das Ergebnis meiner Prüfung aber hat, wie jeder ehrliche und unparteiische Leser zugestehen wird und zugestanden hat, klar erwiesen, dafs sie es nicht seien. Anzunehmen, dafs diejenigen, denen die Prüfung oblag, zwar eingesehen, dafs die Leistung ungenügend, ja in manchen Fällen unter aller Kritik sei und sie dennoch hätten durchgehen lassen, würde sie zu unehrlichen Männern machen, was ich nicht glauben wollte und nicht glauben mag. Es bleibt also nichts übrig, als sie für inkompetent zu erklären. Nun liegt aber doch wiederum in der Thatsache, dafs die betr. Abhandlungen in neuengl. Sprache verfafst sind, das Zugeständnis einerseits, dafs die Verfasser vorgeben und glauben, an der Universität Neuenglisch gelernt zu haben, und andererseits, dass die betr. Docenten oder Professoren diese Sprache lehren und der Ansicht sind, etwas in derselben Geschriebenes zu beurteilen zu verstehen. Hat es sich aber erwiesen, dafs das Geleistete äusserst mangelhaft ist, ja von Fehlern aller Art wimmelt, so darf doch wohl der Schlufs gezogen werden - und es ist der mildeste und günstigste für die letzteren -, dafs ihre Methode eine schlechte und verkehrte und sie Neuenglisch nicht verstehen, und dies auszusprechen war der Zweck meiner Broschüre, die also ein blofses q. e. d. auf die vorausgegangenen Prämissen bildet. Ich mag dabei etwas zu schroff über das, was statt des Richtigen gelehrt wird, geurteilt und mich etwas drastisch über das, was jene für das Notwendigere halten, ausgedrückt haben; wer etwas Falsches bekämpfen will, der wird stets zu Extremen hingerissen, und um die richtige Mitte zu erreichen, dürfte es auch wirklich nötig sein, von dem einen Extrem zum anderen überzugreifen; jedenfalls

*Seitdem ich obiges geschrieben, ist mir die weitere Genugthuung geworden, dafs Dir. Dunker in seiner eben erschienenen Schrift: „Die Realgymnasien und das Studium der neueren Sprachen" sich besonders auf die meinige als Stütze beruft.

aber habe ich die Wahrheit gesprochen, und wer diese offen und kühn ausspricht, der wird, wie die Geschichte und alle Erfahrung lehrt, stets verfemt werden. Die Nichtinteressierten und Einsichtsvollen indessen habe ich auf meiner Seite, und diese scheuen sich nicht, wie z. B. der bereits erwähnte Isaac in seinem angeführten Artikel, einzugestehen, dafs Sprachwissenschaft nicht zum Sprachwissen führe. Letzteres aber wird ja in erster Linie in den Schulen verlangt. Was nützt der Mittel- und höheren Schule ein Lehrer, der zwar im Altenglischen recht fest sein mag angenommen nämlich, er wäre es, was immerhin angezweifelt werden darf, wenn man sieht, wie schwer es ist, sich einer lebenden Sprache zu bemächtigen, die ja viel näher liegt und zu deren Studium und Gebrauch so viel mehr Gelegenheit geboten wird, im Neuenglischen aber nicht im stande ist, einen Satz richtig zu stilisieren oder sich idiomatisch darin auszudrücken? Freilich ist man auch schon hier und da, namentlich an der Berliner Universität, zur Einsicht gelangt und hat neben dem Professor der englischen Philologie einen Lektor für Neuenglisch angestellt. Hierin liegt also das Zugeständnis für mich, dafs mein Angriff ein berechtigter war, und so gebe ich mich der Hoffnung hin, dafs diese Einrichtung auch an allen anderen deutschen Hochschulen Nachahmung finden und man zur Einsicht kommen werde, dafs ebenso wie Körting mit vollem Rechte Trennung des Französischen vom Englischen für den Professor dieser Sprache verlangt, man auch Altenglisch und Altfranzösisch schliefslich von Neuenglisch und Neufranzösisch trennen und für jede dieser Disciplinen besondere Lehrstühle schaffen werde.

Leipzig, im November 1883.

David Asher.

H. Savonarola und M. Luther nach ihrer Entwickelung und geschichtlichen Stellung betrachtet

ist der Titel einer kirchengeschichtlichen Monographie, welche Dr. Wilhelm Zimmermann, Reallehrer in Darmstadt, als Beilage zu dem Programm der Grofsherzoglichen Realschule zu Darmstadt" im Herbst 1883 veröffentlicht hat, einer Schrift, die es reichlich verdient, über die nächsten, einer Programmschrift offenstehenden Kreise hinaus bekannt zu werden. Gewifs wird gerade in dem Jubiläumsjahr unseres grofsen Reformators mancher gerne zu einer solchen vergleichenden Betrachtung greifen und dessen innere Entwickelung und grofse geschichtliche Stellung in dem Lichte erglänzen sehen, das hierbei auf den deutschen Glaubenshelden fällt. Nach einer prägnant gehaltenen Einleitung, welche in die Zeit des Auftretens Savonarolas einführt, geht der Verfasser zu seinem Thema über und bezeichnet kurz und treffend die Grenzen, innerhalb derer beide Männer miteinander verglichen werden können. Zunächst werden dann die Eindrücke geschildert, welche beide in ihrer Jugendzeit auf dem Naturboden empfingen, dem sie entstammten, und die Verhältnisse, unter denen sie aufwuchsen. Sodann wird ihr Eintritt in das Kloster nach seinen Motiven und Folgen betrachtet und verglichen. Höchst interessant ist hier der Abschnitt über die Predigtweise des Florentiner Mönchs nebst den beigefügten Proben aus dessen Predigten. Besonders tritt in diesem Abschnitte die Stellung Luthers zur Heiligen Schrift und zur Tradition ins rechte Licht und bildet den Übergang zu der Hauptfrage, wie beide Männer zu der Lehre von der Rechtfertigung des Menschen vor Gott standen. Sodann folgt das reformatorische Auftreten Savonarolas in seinem Kloster und auf dem staatlichen Gebiete als Ratgeber der florentinischen Republik. Im Gegensatz zu dieser engen Verknüpfung des politischen und religiösen Lebens geht Luther auf die altchristliche Anschauung des Verhältnisses zwischen weltlicher und geistlicher Macht zurück. Der Abschnitt über Luthers Stellung zu dem Staate

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