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griechischen Esdras hielt man für näher verwandt mit der Uebersetzung des hebräischen Esdras. Ferner, da das Buch der Weisheit den Namen Salomos führte: so wurde es sogleich hinter das Hohelied desselben gesetzt; und die Weisheit Jesus, des Sohnes Sirachs, Ecclesiasticus erhielt seine Stelle nach der Weisheit Salomons, weil beyde Bücher ahnlichen Inhalts sind. Die Bücher Tobias und Judith wurden vor das Buch Esther gesetzl. Und da die Bücher der Maccabaer die neuesten Begebenheiten enthielten,

räth auch ihren griechischen Ursprung das (nur in der griechischen Sprache statt findende) Wortspiel mit den Worten: fivos und xícaι, v. 54 und 55. und dann der Worte πpivov und рisaι v. 58 und 59. — Dafs die in der Septuaginta zu dem Buch Esther gemachten Zusätze einen andern, als griechischen Ursprung hätten, ist im höchsten Grade unwahrscheinlich. Denn Hieronymus, in seiner Vorrede zu dem Buch Esther, redet seine Leser mit folgenden Worten an: Tenentes Esther, hebraicum librum, per singula verba nostram translationem aspicite; ut possitis agnoscere, me nihil etiam augmentasse addendo, sed fideli testimonio simpliciter, sicut in Hebraeo habetur historiam hebraicam latinae linguae tradidisse.“ ib. 1138. Origenes in der Epist. ad Africanum c. 3. erwähnt auch einiger dieser Zusätze mit Namen, und beschreibt sie, als, πλείονα παρ' ἡμῖν κείμενα ἢ παρ' Εβραίοις. Wenn nun die Zusätze im Buche Esther im hebräischen wirklich vorhanden gewesen wären: so würden die palästinensischen Juden sie sicherlich beybehalten haben. Von dem Gebete Manasses hat noch niemand nur die Vermuthung gewagt, dafs es ursprünglich orientalisch sey; und einige Schriftsteller haben (wirklich aus Mifsverstand) gemeint, dafs es sogar in der griechischen Sprache nicht vorhanden gewesen wäre. S. Fabricii Biblioth. Graec. T. III. p. 733. ed. Harles. Endlich sagt Hieronymus, in Rücksicht des zweyten Buchs der Maccabäer: Secundus - Graecus est, quod ex ipsa quoque phrasi probari potest. T. I. p. 322.

so wurde denselben der letzte Platz in der Septuaginta angewiesen. Wie lange vor der Geburt Christi diese hinzugefügten Schriften, (welche später apokryphische genannt wurden), einen Platz in den Manuscripten der Septuaginta erhalten haben, wissen wir nicht genau; allein die Zeit, wo sie überhaupt abgefafst wurden, als Theile der griechischen Bibel, kann nicht weit über die Geburt Christi hinauf reichen. Man kann nicht leugnen, dafs das Einschieben dieser hinzugefügten Schriften unter die aus dem Hebräischen übersetzten Schriften, ein Beweis ist, wie hoch sie von den griechischen Juden in Aegypten, welchen diese Aufnahme zugeschrieben werden kann, geschätzt wurden. Jedoch erhellet daraus nicht, dafs diese ägyptischen Juden auch denselben das canonische Ausehen zuschrieben, welches sie den aus der hebräischen Bibel übersetzten Büchern beylegten. Wenigstens ist diefs gewifs, dafs Philo, welcher selbst ein ägyptischer Jude war, und in dem ersten Jahrhunderte lebte, keinen andern Büchern canonisches Ansehen zuschrieb, als denen, welche in der hebräischen Bibel befindlich waren, und welche allein von den Juden in Palästina anerkannt wurden. 13)

13) Philo aus Alexandrien, hat, ob er gleich mit den Büchern der Weisheit Salomons und der Weisheit Jesus, Sirachs Sohn, so wie mit andern Büchern des alten Testaments bekannt seyn mufste: dennoch keins derselben angeführt, wenigstens nicht zu dem Behuf, irgend einen Satz dadurch zu beweisen. Diefs ist erwiesen von Herrn Hernemann in seinen Observationes ad illustrationem doctrinae de canone veteris Testamenti e Philone 1773-78. Hernemann, welcher früher ein Zögling von Michaelis in Göttingen war, versichert în seiner Abhandlung, dafs er, um diese Frage zu entscheiden, alle Bücher Philos sorgfältig gelesen habe. S. Eichhorns Einleitung in d. A. T. S. 88 100. edit. 3.

Diefs war der Stand der Dinge, als die griechische Bibel in der ersten lateinischen Kirche, als eine Art von Original des alten Testaments angenommen wurde. Und da der lateinische Uebersetzer, oder die lateinischen Uebersetzer, nicht im Stande waren, ursprünglich griechische, und ursprünglich hebraische Schriften zu unterscheiden: so übersetzten sie dieselben alle zusammen und nahmen sie mit gleicher Ehrfurcht und Dankbarkeit ån (pari pietatis affectu ac reverentia). Daher betrachtete der berühmte Augustinus, Bischof zu Hippo, dessen Lectüre vorzüglich auf die Werke in seiner Muttersprache beschränkt war, (wie wir bey der Lehre der Bufse - Beylage X. Nota 7. finden,) alle die Bücher der lateinischen Uebersetzung, als Bücher von canonischem Ansehen. In seiner Abhandlung: De doctrina christiana, hat er bestimmt, was er unter dem ganzen Canon der heiligen Schrift (totus canon scripturarum) verstehe; und in diesem Canon nennt er ausdrücklich die Bücher Tobias, Judith, der Weisheit, den Sirach, und die beyden Bücher der Maccabäer. 14) Wirklich ist in diesem Ca

14) Totus autem canon scripturarum, in quo istam considerationem versandam dicimus, his libris continetur; quinque Moyseos, i. c. Genesi, Exodo, Levitico, Numeris, Deuteronomio; et unò libro Jesu Nave; uno judicum, uno libello, qui appellatur Ruth, qui magis ad regnorum principium videtur pertinere; deinde quatuor regnorum, et duobus paralipomenon, non consequentibus, sed quasi a latere adjunctis simulque pergentibus. Haec est historia, quae sibimet annexa tempora continet atque ordinem rerum. Sunt aliae tanquam ex diverso ordine, quae neque huic ordini, neque inter se connectuntur; sicut est Job et Tobias, et Esther, et Judith, et Machabaeorum libri duo, et Esdrae duo, qui magis subsequi videntur ordinatam illam historiam usque ad regnorum et paralipomenon terminatam. Deinde prophetae; in quibus David unus liber psalmorum, et Salomonis tres,

non keine Nachricht gegeben, weder von den apokryphischen Theilen des Buchs Esther und Daniel, noch des Buchs Baruch. Allein da in der lateinischen Uebersetzung die beyden ersteren Bestandtheile des Buchs Esther und des Propheten Daniel waren, und das Buch Baruch ein Anhang zu dem Propheten Jeremias war: so ist die Erwähnung dieser Bücher, ohne eine Bemerkung, ein Umstand, welcher zeigt, dafs er alle diese Bücher an ahm, (libros ipsos integros cum omnibus suis partibus). *5)

Proverbiorum, Cantica Canticorum, et Ecclesiastes. Nam
illi duo libri, unus, qui Sapientia, et alius, qui Ecclesiasti-
cus inscribitur, de quadam similitudine Salomonis dicuntur;
nam Jesus Sirach eos conscripsisse constantissime perhibe-
tur; qui tamen,, quoniam in auctoritatem recipi meruerunt,
inter propheticos numerandi sunt. Augustini Opp. T. III.
P. I. p. 23. ed. Benedict. Er nennt dann ein jedes der
'sechzehn prophetischen Bücher mit Namen, und schliefst
mit der Bemerkung: his quadranginta quatuor libris Testa-
menti veteris terminatur auctoritas.
Sein Canon des

neuen Testaments, welcher auf seinen Canon des alten Te-
staments folgt, ist völlig derselbe, wie der unsrige.

15) Ob wir uns gleich itzt nicht mit dem Canon der griechischen Kirche beschäftigen, so wird es doch nicht überflüssig seyn, zu bemerken, dass die griechischen Väter solche Irrthümer in Rücksicht der canonischen Bücher des alten Testaments nicht veranlassten, wie die lateinischen Väter. Allein, selbst die griechischen Väter, wurden bisweilen zu Irrthümern verleitet, durch den Gebrauch der Septuaginta, und zur Vermischung der Apokryphen mit den canonischen Büchern. Neuere Schriftseller haben oft versucht, die Irrthümer, die man hierin bey den griechischen und lateinischen Vätern findet, aufzuklären, durch die Behauptung, dafs wenn sie einem apokryphischen Buche canonisches Ansehen zuschreiben, sie es nur bis auf einen gewissen Grad, oder unter gewissen Einschränkungen thäten. Allein ein Buch ist entweder canonisch, oder nicht, und es findet hier keine

Endlich wurde im Anfange des fünften Jahrhunderts eine neue lateinische Uebersetzung des alten. Testaments herausgegeben von Hieronymus. 16) Und diese Uebersetzung wurde gemacht, nicht, wie die alte lateinische Uebersetzung, nach der griechischen Version, sondern nach dem hebräischen Original. Seit dieser Zeit wurde der Unterschied zwischen dem lateinischen Canon, und dem hebräischen allgemein bekannt; und Hieronymus selbst hat diefs deutlich erklärt in seinem Prologus galeatus. 17) Er hat hier die Bücher angegeben, welche in der hebräischen Bibel enthalten sind, ,,damit man wissen könne, dafs alle ,,übrigen Bücher, ausser diesen, unter die Apokry„phen zu rechnen wären." 18) Allein obgleich Hiero

solche Mittelstrasse statt. Wirklich sind solche Erklärungen blose Ausflüchte, gegründet auf den falschen Begriff, dafs der Canon des alten Testaments nach den Meynungen der Kirchenväter bestimmt werden müfste. Es mufs vielmehr ganz und allein durch die Antwort auf die Frage bestimmt werden:,,Welche Bücher waren in diesen hebräischen ,,Schriften enthalten, welche von unserm Erlöser ihre Be„stätigung erhielten ?

16) Sie war noch vor dem Ende des vierten Jahrhunderts angefangen worden, wurde aber nicht beendet, bis nach dem Jahr 405. Siehe Martinianay's zweyte Einleitung in die Divina bibliotheca Hieronymi und de Wette 1. 1. §. 70. etc. 17) Der Prologus galeatus erhielt diesen Namen, weil er, als eine Art Helm, an der Spitze von des Hieronymus Uebersetzung der hebräischen Bibel betrachtet wurde. Wirklich nennt Hieronymus selbst denselben galeatum principium omnibus libris, quos de Hebraeo vertimus in Latinum. Er heilst auch: Praefatio Hieronymi de omnibus libris veteris testamenti, und ist abgedruckt worden, unter demselben Namen, in der Benedictiner Ausgabe der Werke des Hieronymus, Vol. I. p. 318-322.

18) Ut scire valeamus, quicquid extra hos est, inter Azóлpuça esse ponendum, ibid. p. 322.

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