Orient und Occident, insbesondere in ihren gegenseitigen Beziehungen, Band 1

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Theodor Benfey
Dieterichschen Buchhandlung, 1862
 

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Beliebte Passagen

Seite 315 - Diese mohammedanische Religion, Mythologie, Sitte geben Raum einer Poesie, wie sie meinen Jahren ziemt. Unbedingtes Ergeben in den unergründlichen Willen Gottes, heiterer Überblick des beweglichen, immer kreis- und spiralartig wiederkehrenden Erdetreibens, Liebe, Neigung, zwischen zwei Welten schwebend, alles Reale geläutert, sich symbolisch auflösend. Was will der Großpapa weiter?
Seite 313 - Ich für meine Person hatte sie lieb und wert, denn fast ihr allein war ich meine sittliche Bildung schuldig, und die Begebenheiten, die Lehren, die Symbole, die Gleichnisse, alles hatte sich tief bei mir eingedrückt und war auf eine oder die andere Weise wirksam gewesen.
Seite 318 - Dort, im Reinen und im Rechten, Will ich menschlichen Geschlechten In des Ursprungs Tiefe dringen, Wo sie noch von Gott empfingen Himmelslehr in Erdesprachen Und sich nicht den Kopf zerbrachen; Wo sie Väter hoch verehrten, Jeden fremden Dienst verwehrten.
Seite 322 - Divan» vorbehalten sein. Denn, um nur von Hafis zu reden, wächst Bewunderung und Neigung gegen ihn, je mehr man ihn kennen lernt. Das glücklichste Naturell, große Bildung, freie Fazilität und die reine Überzeugung, daß man den Menschen nur alsdann behagt, wenn man ihnen vorsingt, was sie gern, leicht und bequem hören, wobei man ihnen denn auch etwas Schweres, Schwieriges, Unwillkommenes gelegentlich mit unterschieben darf.
Seite 314 - Nord und West und Süd zersplittern, Throne bersten, Reiche zittern, Flüchte du, im reinen- Osten Patriarchenluft zu kosten, Unter Lieben, Trinken, Singen Soll dich Chisers Quell verjüngen. Dort im Reinen und im Rechte'n Will ich menschlichen Geschlechten In des Ursprungs Tiefe dringen, Wo sie noch von Gott empfingen Himmelslehr' in Erdesprachen Und sich nicht den Kopf zerbrachen.
Seite 327 - Leben vor dem Tod. Das Leben sieht die dunkle Hand, den hellen Kelch nicht, den sie bot. So schaudert vor der Lieb ein Herz als wie vom Untergang bedroht. Denn wo die Lieb' erwachet, stirbt das Ich, der dunkele Despot.
Seite 318 - Himmelslehr in Erdesprachen Und sich nicht den Kopf zerbrachen; Wo sie Väter hoch verehrten, Jeden fremden Dienst verwehrten. Will mich freun der Jugendschranke: Glaube weit, eng der Gedanke, Wie das Wort so wichtig dort war, Weil es ein gesprochen Wort war.
Seite 315 - Dichtart, die ich ohne weitere Reflexion ergriffen und geübt habe, hat das Eigene, daß sie fast, wie das Sonett dem Gesang widerstrebt; auch ist es merkwürdig genug, daß die Orientalen ihre Lieder durch Schreiben, nicht durch Singen verherrlichen. Indessen ist es eine Dichtart, die meinem Alter zusagt, meiner Denkweise, Erfahrung und Umsicht, wobei sie erlaubt, in Liebesangelegenheiten so albern zu sein als nur immer die Jugend.
Seite 316 - Der Divan ist jetzt meine Bibel, in deren Anbetung ich täglich mehr versinke. Gott gebe Dir Gesundheit und Lust Deine alten Schätze ans Licht zu bringen. Man hat seine Freude über die Gesichter wenn sie solch ein Buch zuerst wie eine Zeitung lesen und Jahr und Tag nachher immer wieder daran gehn um noch einmal zu sehn wie sich die Sache eigentlich verhält und immer sachter urteilen und zuletzt stumm sind wie Fische.
Seite 563 - Je suis âne, il est vrai, j'en conviens, je l'avoue; Mais que dorénavant on me blâme , on me loue , Qu'on dise quelque chose, ou qu'on ne dise rien, J'en veux faire à ma tête.

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