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Der

neutestamentliche Text bei Cyprian

verglichen mit dem

Vulgata-Text,

eine textkritische Untersuchung

zu den hl. Schriften des neuen Testamentes

von

Dr. Joh. Heidenreich.

Mit oberhirtlicher Druckgenehmigung.

Bamberg 1900.

Verlag der Schmidt'schen Buchhandlung (C. Streicher).

FEB 6 1301

H115

1900

Einleitung.

1. Der heilige Thascius Caecilius Cyprianus, Bischof von Karthago, ist nicht nur der erste Bischof der afrikanischen Kirche, welcher mit der Martyrerkrone geschmückt wurde, sondern auch „eine der anziehendsten Erscheinungen auf dem Gebiete der altkirchlichen Litteraturgeschichte". 1) Seine litterarische Thätigkeit im christlichen Geiste umfasst einen verhältnismässig geringen Zeitraum, nämlich die Zeit von seiner Bekehrung (wahrscheinlich 246 n. Chr.) bis zu seinem glorreichen Martyrertod (am 14. September 258), also nur ungefähr 12 Jahre; allein in dieser kurzen Zeit hat der hl. Cyprian teils in Buchform, teils als Briefe viele und wichtige Schriften verfasst. Diese Schriften, „in welchen sich sein reicher, auf das Praktische gerichteter Geist widerspiegelt, gewähren nicht bloss in homiletischer und ascetischer Beziehung reiche Ausbeute, sondern sind auch für die Dogmatik und Kirchengeschichte von grosser Bedeutung, da sie ein treues Abbild des kirchlichen Lebens und der kirchlichen Lehre jener Zeit darbieten". 2)

2. Nicht minder wichtig sind des hl. Cyprians Schriften für die Textkritik der hl. Schrift wegen der vielen Citate, welche sich in den Werken desselben finden. Insbesondere sind in dieser Hinsicht zwei Abhandlungen von eminenter Bedeutung, nämlich a) die gegen das Judentum gerichtete Schrift Ad Quirinum" in drei Büchern (gewöhnl. Testimoniorum libri adv. Judaeos), etwa aus dem Jahre 248. „Das ganze Werk verläuft in Thesen, welche durch Stellen der hl. Schrift erhärtet werden. Das umfassende Werk liefert die

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1) Otto Bardenhewer: Patrologie; Freiburg i. B.
2) Bibliothek der Kirchenväter; Kempten 1869.

Schriften des hl. Cyprian I, 7 u. 8.

1894. pg. 194. Ausgewählte

reichsten Beiträge zur Kenntnis des von Cyprian benützten Bibeltextes" 1); und b) die Schrift Ad Fortunatum (auch de exhortatione martyrii), „wahrscheinlich unmittelbar nach dem Ausbruch der Verfolgung unter Gallus und Volusianus verfasst und die Christen zu standhafter Ausdauer ermunternd. Wie in dem Werke „Ad Quirinum", so wird auch hier eine Reihe von Thesen aufgestellt und durch Aussprüche der hl. Schrift begründet und erläutert." 2)

3. Wir haben uns die Aufgabe gestellt, die in allen Schriften des hl. Cyprian sich vorfindenden Stellen der hl. Schriften des neuen Testamentes 3) zusammenzustellen und mit dem Texte der Vulgata zu vergleichen, um um einerseits einen Überblick über den vom hl. Cyprian benützten vorhieronymianischen lateinischen Text (Itala) zu gewinnen, andrerseits aber zu sehen, ob und welcher Unterschied zwischen Vulgata und dem cyprianischen Texte der hl. Schriften des neuen Bundes obwaltet. Zu Grunde legen wir unserer Arbeit die anerkannt beste Ausgabe der Schriften des hl. Cyprian, nämlich die von Hartel, 1)

1) Bardenhewer, 1. c. pag. 195 u. 196.
2) Bardenhewer, 1. c. pag. 197.

3) Bezüglich des Textes der Schriften des alten Testamentes bei Cyprian: Zeitschrift f. hist. Theologie 1875, I, 97; Zeitschrift für wissenschaftliche Theologie 18, 425; 19, 287 u. 397; 22, 224; Rhein. Museum 34, 501 u. 682. Hinsichtlich des neuen Testamentes liegt die kleine Schrift vor: P. Corsen: Der Cyprianische Text der acta Apostolorum. Berlin 1892; Programm.

4) Corpus scriptorum ecclesiasticorum latinorum. Vindobonae. vol. III. S. Thasci Caecili Cypriani opera omnia. III. partes 1871. Ursprünglich berücksichtigten wir auch den so fehlerhaften Abdruck (der Werke Cyprians) der Ausgabe der Mauriner (Baluzius u. Maranus) bei Migne, Patr. lat. tom. IV., mussten aber bei der so grossen Verschiedenheit beider Texte von einem absehen, sollte Übersichtlichkeit und Klarheit nicht verloren gehen. Die Schreibweise: u auch für v etc. bei Hartel unterliessen wir. Schon hier bemerken wir, dass die differierenden Stellen bei Cyprian durchschossen gedruckt sind, dass ein plus bei Cyprian bedeutet und dass im grossen Ganzen nur die abweichenden Worte bei der Vulgata angeführt sind, nicht aber deren ganzer Text.

*

ohne indess damit ausdrücken zu wollen, dass wir überall Hartel's Ansicht teilen. Die unechten Schriften Cyprians berücksichtigen wir nicht. Demnach kommen in Betracht die Schriften Cyprians:

a) ad Donatum,

b) quod idola di non sint,

c) ad Quirinum (testim. libri tres),

d) de habitu virginum,

e) de catholicae ecclesiae unitate,

f) de lapsis,

g) de dominica oratione,

h) de mortalitate,

i) ad Fortunatum (de exhortatione martyrii), k) ad Demetrianum,

1) de opere et eleemosynis,

m) de bono patientiae,

n) de zelo et livore,

o) sententiae episcoporum de haereticis bapti

zandis.

Auch bezüglich der so wichtigen Briefesammlung des hl. Cyprian hielten wir uns an die Hartel'sche Zählung und Reihenfolge, weshalb eine Vergleichung derselben mit der Zählung und Reihenfolge bei Migne unten beigefügt ist.

4. Als beste Ausgabe des neutestamentlichen Vulgatatextes erscheint uns die von Hetzenauer 1); deshalb haben wir den von Hetzenauer gegebenen Vulgatatext zur Vergleichung beigegeben.

5. Wir geben zuerst nach der kirchlichen Reihenfolge der hl. Schriften des neuen Testamentes den Text

1) Studium biblicum. Novi testamenti catholicum. Libri critici. Ἡ καινη διαθήκη ἑλληνίστι. Novum testamentum Vulgatae editionis Graecum textum diligentissime recognovit, latinum accuratissime descripsit, utrumque annotationibus criticis illustravit ac demonstravit. P. F. Mich. Hetzenauer, O. C. a Zell prope Kufstein. tomus prior: evangelicum. Oeniponte 1896. alter: aposiolicum 1898.

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