MISSALE. Das Missale, der zweite Theil des Handbuches des römischen Choral-Gesanges zum Gebrauche für Organisten, enthält jene verschiedenen Choral-Melodien, die während der Feier des heiligen Messopfers theils vom celebrirenden Priester allein, theils vom SängerChor gesungen werden. Im Handbuche konnte nur eine kleine Auswahl dieser erhabenen Gesänge wegen grosser Mannigfaltigkeit Platz finden. Die Gesänge selbst ordnen sich nach den verschiedenen Theilen der Messe. § 1. Kyrie. Den Anfang bildet der Introitus (Eingang), welcher 3 Theile hat: die Antiphon, den Psalmenvers und das Gloria Patri, nach welchem die Antiphon wiederholt wird. Unmittelbar auf den Introitus folgt das Kyrie eleison; dasselbe besteht aus vier Anrufungen: a) Kyrie eleison (3mal), d) Kyrie eleison (1mal), von welchen die erste und zweite Anrufung dreimal, die dritte zweimal, die vierte einmal zu singen ist; nur die Messe de Beata Maria Virgine macht hievon eine kleine Ausnahme. Das Kyrie ist zum Wechselgesang bestimmt, und dieser kann verschiedenartig erzielt werden, indem entweder ein stärkerer Chor mit einem schwächeren, Männerstimmen mit Knabenstimmen, wechselt, und die letzte Anrufung gemeinschäftlich singt; oder die 1. und 2., 4. und 5., 7. und 8. Anrufung von Solo-Stimmen, die 3., 6. und 9. vom Chore gemeinschäftlich vorgetragen wird. Abwechslung bringt der Organist hervor, dass er die ChoralMelodien des Kyrie mit sanften Registern begleitet, oder, dass er, wenn die Melodien ohne Begleitung gesungen werden, im gemässigten Tempo zwischen denselben geeignete Orgelsätze vorträgt. Ist bei der Messe de feria eine Prophetie zu lesen, so singt der Priester vor der Oration, welche dieser vorhergeht, Oremus; der Diakonus: Flectamus genua und der Subdiakonus: Levate. Die Prophetie wird in demselben Tone gelesen und geendet. Bei dem Punkte fällt die Melodie in die Unterquint, bei einsilbigen und hebräischen Wörtern aber in die kleine Terz und steigt wieder in die Dominante hinauf. Die Frage wird durch einen Halbton ausgedrückt. Mit diesen Worten wird jener erhabene Lobgesang vom Priester feierlich angestimmt und vom Chor weitergesungen. A. Das Gloria hat nach dem römischen Missale vier verschiedene Melodien; diese sind: 1) Für hohe Feste und in Festis duplic.: 2) Für Feste der Mutter Gottes und während der Oktave derselben: 3) Für die Sonntage, in Festis semidupl. und während der Oktaven: B. Ausser diesen sind in der Cathedrale zu Brixen noch andere Intonationen des Gloria in Gebrauch. Das Gloria wird vom Chor in kurrenter Folge, mit Orgelbegleitung an höheren Festtagen, ohne Orgel an minderen Festen, bis zum Schlusse vorgetragen. Es werden auch häufig einzelne Sätze des Gloria: Gratias agimus tibi propter magnam gloriam tuam.“ Domine fili unigenite Jesu Christe." - Qui tollis peccata mundi, miserere nobis." Quoniam tu solus Dominus, tu solus Altissimus Jesu Christe" gesungen, indem der Organist durch Zwischenspiele ausfüllt, was von dem Chor weggelassen wird. Während das Kyrie als Bittgesang einen ruhigen, fliessenden Vortrag erheischt, verlangt der erhabene Lobgesang des Gloria, dass es feurig und schwunghaft vorgetragen werde; auch die Orgelbegleituug kann stärker registrirt werden, jedoch immer so, dass der Gesang nicht beeinträchtigt werde, sondern immer vorherrschend bleibe. 1) Bei gewöhnlichen Aemtern unisono: 2) Bei Aemtern in festlicher Weise vierstimmig: |