den Untergang dieses Thronräubers und Verwandtenmörders. 1594 A Midsummer-Night's Dream, zum Teil aus Chaucers Canterbury Tales und Legend of Good Women, zum Teil aus Ovids Metamorphosen zusammengeschmolzen, jedoch mit viel eigener Erfindung, vermutlich Gelegenheitsdichtung zu einer vornehmen Hochzeit, Lustspiel, gemischt aus travestiertem Altertum, romantischem Feenzauber und burleskem Humor. 1594 Romeo and Juliet, aus einer englischen Bearbeitung einer italienischen Novelle geschöpft, Trauerspiel der Liebe inmitten feindlicher Familien, voll zartester Lyrik, erschütterndster Tragik und feinster Charakteristik. 1594 Richard II., nach Holinsheds Chronik, Historie, wiederum eine Familienrevolutionstragödie des englischen Königshauses. 1595 King John, nach Holinsheds Chronik, den Kampf der Barone gegen den schwachen, aber bösen König um ihre politische Freiheit behandelnd. 1596 The Merchant of Venice, zu verschiedenen Teilen aus Erzählungen von Boccaccio und Gower, aus einer Geschichte in den Gesta Romanorum und einer solchen aus dem italienischen Novellenbuch Il Pecorone zusammengewebt, Lustspiel mit mehreren ineinander verflochtenen teils ernsten, teils heiteren Handlungen und schließlicher glücklicher Lösung, vielleicht als Gegenstück zu Marlowes Schauertragödie The Jew of Malta gedichtet. 1597 The Taming of the Shrew, wahrscheinlich auf einem älteren englischen Stück fußend, derbkomisches Lustspiel, welches als wirkliche Theatervorstellung in den Rahmen einer bedeutungslosen Handlung eingefügt ist. 1598 Henry IV., 1. und 2. Teil, nach Holinsheds Chronik und einem älteren Drama, welches das Urbild des unsterblichen Lumpen Sir John Falstaff enthielt, Historien und Charakterschauspiele voll tiefen Ernstes und drastischen Humors. 1598 The Merry Wives of Windsor, freierfunden, angeblich Gelegenheitsstück, auf Wunsch der Königin Elisabeth geschrieben, welche den dicken Ritter Falstaff auch als komischen Liebhaber zu sehen gewünscht haben soll. 1598 Henry V., nach Holinsheds Chronik, Historie, ein Lieblingsstück des patriotischen Engländers, weil es die glänzendste englische Königsgestalt und die glorreichste Zeit des Reiches behandelt. 1598 Much Ado about Nothing, nach Motiven aus Ariosts Rasendem Roland und aus Spensers Feenkönigin, romantisches Charakterlustspiel mit ernster Handlung und glücklicher Lösung, durchflochten mit heiteren Szenen. 1599 As you like it, nach einer englischen Erzählung Rosalinde von Lodge, romantisch-phantastisches Lustspiel mit lyrischen und märchenhaften Szenen, ernst angelegt, doch glücklich ausklingend. 1600 Twelfth Night, or What you will, nach der englischen Übersetzung einer italienischen Novellensammlung, Lustspiel voller Verwickelungen, die durch die Verkleidung eines Mädchens als Jüngling entstehen, reich an derbkomischen Gestalten und Auftritten. 1601 All's well that ends well, ursprünglich wohl Love's Labour's won genannt, mittelbar auf Boccaccios Decamerone fußend, ernst angelegtes, aber glücklich endendes Lustspiel mit anziehenden Frauencharakteren. 1601 Julius Cæsar. 1602 Hamlet, Prince of Denmark; Quellen sind eine Übersetzung der dänischen Geschichte des Saxo Grammaticus, wohl auch ein älteres Stück gleichen Titels; das tiefsinnigste Trauerspiel des Dichters, insofern die Tragödie der Blutrache zu der eines um einen Entschluß ringenden, an allem Guten verzweifelnden, mit sich zerfallenden, allzutief angelegten Menschengeistes emporwächst. 1603 Measure for Measure, auf einem älteren Stück fußend, kann nur insofern Lustspiel genannt werden, als es wenigstens nicht tragisch endet, obwohl es bedenkliche Charaktere und schlimme Handlungen darstellt. 1603 Troilus and Cressida, nach Chaucers gleichnamiger Verserzählung und einer englischen Homerübersetzung, satirisch-travestierendes Lustspiel voll Ironie auf die antik-griechisch verkleidete niedrig gesinnte Mitwelt. 1604 Othello, the Moor of Venice; Quelle: eine italienische Novellensammlung; die Tragödie der Eifersucht; aus der scharfen Charakterisierung der allzu arglosen weiblichen Unschuld, des allzu leichtgläubigen Rächers seiner vermeintlich verletzten Gattenehre und des teuflisch-hassenden Verleumders baut sich ihre Handlung mit der spannendsten Folgerichtigkeit auf. 1605 King Lear, nach Holinsheds Chronik und einem älteren Stück, die Tragödie verblendeter Vaterliebe und schnödesten Kinderundanks voll wildester Leidenschaftlichkeit und gräßlicher Taten, tragisch selbst in der Gestalt des einzigartigen Narren. 1606 Macbeth, nach Holinsheds Chronik, das Trauerspiel des durch dämonischen Frauenehrgeiz zum Königsmörder und würgenden Tyrannen gewordenen Lehensmannes. 1607 Timon of Athens, wohl nach einem älteren Stück, Plutarchs Antonius und Lucians Dialog Timon, sowie nach einer Erzählung aus der englischen Novellen sammlung Palace of Pleasure, vielleicht nur zum Teil von Shakspere verfaßt, die Tragödie des durch Freundesundank zum wahnsinnigen Menschenfeind gewordenen Idealisten. 1608 Antony and Cleopatra, nach Plutarchs Antonius und Augustus, die Tragödie des durch den Verrat eines dämonischen Weibes zugrunde gehenden Wettbewerbers um die Weltherrschaft. 1608 Coriolanus, nach Plutarch, die Tragödie des durch gekränkten Adelsstolz zum Vaterlandsfeind gewordenen, aber durch Mutterwort wiedergewonnenen Römers. 1609 Cymbeline, nach Holinsheds Chronik und Boccaccios Decamerone, die märchenhafte Leidensgeschichte eines verstoßenen, treuen Weibes mit glücklicher Lösung durch den Sieg ihrer Tugend. 1610 The Tempest, vielleicht mit Benutzung einer Reisebeschreibung von den Bermudasinseln, nach einem älteren Stück, ernstes Lustspiel, die Geschichte eines vertriebenen Königs, der auf einer Insel im Weltmeer Beherrscher dienstbarer Geister wird und mit ihrer Hilfe an dem Thronräuber edle Rache nimmt, indem er dem Sohne dieses seine Tochter vermählt. 1610 The Winter's Tale, nach einer Novelle Greene's, das Drama der Eifersucht, von ernster Anlage, aber mit glücklicher Lösung. 1612 Henry VIII., nach Holinsheds Chronik, Historie, Gelegenheitsstück zur Vermählung der Tochter Jakobs I. mit Friedrich V. von der Pfalz, eigentlich aber eine nachträgliche Huldigung für weiland Königin Elisabeth; möglicherweise ist das Stück nur zum Teil sein Werk. Außer diesen seinen fast unbestrittenen Schöpfungen wurden ihm noch zugeschrieben Pericles, Prince of Tyre, erschienen 1608, welches wohl nur zum kleineren Teil sein Werk ist, ferner bis zu dreizehn andere Dramen, die aber wahrscheinlich fremde Arbeiten sind. Dagegen ist seine Autorschaft ganz sicher für die beiden Epen Venus and Adonis, welches die bekannte Mythe nach Ovids Metamorphosen, und Lucrece, welches den Tod der Lucretia und die Vertreibung der Tarquinier aus Rom erzählt; diese Dichtungen hat er 1593, bezw. 1594 mit Widmungen an seinen Gönner, den Earl of Southampton, selbst veröffentlicht. Ebenso sind 154 Sonette sein Werk, in denen er persönliche Beziehungen zu Zeitgenossen, welche allerdings noch nicht gedeutet sind, pflegt. Andere lyrische Dichtungen wiederum, die ihm zugeschrieben wurden, hat er zum Teil selbst als unecht bezeichnet. Beschränken wir die Betrachtung seines Lebenswerkes auf diejenige seiner Dramen, so ergibt sich, daß seine 36 Bühnenwerke sich, je nach ihrem ernsten, heiteren oder neutralen Charakter, in drei Gruppen gliedern, nämlich in 10 Tragödien, 16 Komödien und 10 Historien (d. h. Stoffe aus der Geschichte des Hauses Plantagenet und seiner Zweige), ohne daß jedoch die eine Spezies Elemente der anderen ausschlösse. So könnten z. B. die älteren Historien mehr den Tragödien, die jüngeren mehr den Komödien zugerechnet werden, wobei letztere Bezeichnung alle Spielarten des Dramas vom ernsten Schauspiel bis zur ausgelassenen Posse bezeichnen soll. Die Tragödien wiederum behandeln vorwiegend historische Stoffe, so fünf aus dem griechischen und römischen Altertum, drei aus der alten britischen und dänischen Sage. Die älteren Komödien sind vorwiegend Lustpiele und Possen, die späteren eigentlich Schauspiele. Auch die dichterische Entwickelungsgeschichte Shaksperes spiegelt sich ziemlich deutlich in der zeit |