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Von frommer Andacht froh erquickt,
Fühlt sich mein Herz so hoch beglückt;
O Dank Dir für den Segen!

Wie Dich mein Wort gepriesen hat,
So preise draussen Dich die That
Auf allen meinen Wegen! Amen.

57.

Du hast Dich mir bewährt,
Mein Vater und mein Hort!
Mir ward so viel gewährt,
An diesem heil'gen Ort.

Ich fand des Friedens Lust, Der Geist ward mir erhellt; Ich tret' mit reiner Brust Hinaus in Deine Welt.

O, lass mich draussen auch Besiegeln durch die That, Was hier mein Flehenshauch Dir zugeschworen hat.

Dann wird mir nie getrübt Mein heller Freudenschein ; Wer Dich, o Vater, liebt, Muss immer glücklich sein.

Seelenfeier.

Am siebenten Pessachtag und Schemini-Azereth.
(Chor: eines der folgenden Lieder.)

I.

Zum Land der Ruhe und der Stille,

O schwing dich betend auf, mein Geist!
Wo einst dir wird des Friedens Fülle,
Wenn dieses Lebens Faden reisst.
Wo nach des Lebens schweren Mühen
Dem müden Pilger Ruhe winkt,
Wo aufersteht zu neuem Blühen,
Was hier auf Erden welkend sinkt.

Die wir hienieden herzlich lieben,
Sie bleiben eine Weile blos,
Doch haben wir sie ewig drüben,
Denn Ewigkeit ist unser Loos.

II.

Der Erdensohn und seine Pracht,
Sie schwinden beide wie ein Traum;
Was hat das Leben ihm gebracht?
Er lässt es schon, noch kennt er's kaum!
Er lässt es schon, noch kennt er's kaum,
Was nützet ihm sein Erdenlauf?
Und schläft er einst im dunkeln Raum,
Nicht Wunsch, nicht Sehnen weckt ihn auf.

Nicht Wunsch, nicht Sehnen weckt ihn auf,
Ein tiefer Schlaf und lange Nacht

Also beendet er den Lauf;

Was hat das Leben ihm gebracht?

Was hat das Leben ihm gebracht?
O blick hinauf zum Sternenzelt:
Des Erdenlebens dunkle Nacht,

Sie bringt das Licht der bessern Welt!

III.

Seele, was betrübst du dich!
Was ist dir so bang in mir!
Fühlst du nicht des Vaters Nähe,
Der uns all' im Herzen trägt?
Lebt kein Gott dir in der Höhe,
Der da liebet, wenn er schlägt?
Aufwärts schau!

Gott vertrau!

Seele, was betrübst du dich!
Himmelwärts

Heb' das Herz:

Jede Thräne, die da fällt,
Zählt der Lenker seiner Welt.

Seele, was betrübst du dich!
Was ist dir so bang in mir!
Riss der Tod dir von dem Herzen
Heissgeliebte Wesen ab?

Sahest du sie unter Schmerzen

Sinken in das frühe Grab?

Angst und Noth

Bannt der Tod.

Seele sei getrost im Herrn!

Weine nicht,

Denn im Licht

Wandelt die verklärte Schaar
Selig, selig immerdar.

Rabbiner.

Allmächtiger Gott, Gebieter über Leben und Tod! Hoch unter allen Deinen irdischen Geschöpfen ragt der Mensch hervor; ihn allein hast Du in Deinem Ebenbilde geschaffen und mit Macht begabt, über Deiner Hände Werk zu gebieten. In ihm hast Du den göttlichen Funken der Vernunft entzündet, auf dass er Dich erkenne und in all seinem Thun Deiner unerreichbaren Vollkommenheit nachstrebe. So hast Du ihn in Deiner Göttlichkeit am nächsten gestellt und mit Ehr' und Würde ihn gekrönt.

Doch hat Deine Allweisheit auch ihm, gleich allem übrigen Lebenden, ein bestimmtes Maas des Daseins angewiesen; seinem Erdenleben ist eine Grenze gesetzt, die er auch nicht um eine Spanne überschreiten kann. Er schaltet über Deine Erde und doch ist er nur Fremdling und Pilger darauf, weiss. nicht, wie lange er darauf weilt, wann der Tag kommt, der seine Pilgerfahrt beschliesst. Vom Augenblicke seiner Geburt wandelt er unaufhaltsam dem Tode entgegen und wie seine Stunde schlägt, sinkt er dahin in's Grab. Da schützet nicht Macht, nicht Reichthum und nicht Weisheit: im Augenblicke der letzten Entscheidung wird alle Herrlichkeit vom Leibe genommen und ihm bleibt nur der enge, dunkle Raum für seine letzte Ruhestätte. Im Schoosse der Erde ruhen alle Geschlechter der Vergangenheit, dort ruhen unsere heimgegangenen Theuren,

und auch uns umschliesset einst, wenn unsere Zeit gekommen ist, das stumme Grab.

Ernst und vernehmlich mahnt uns die Stimme des Todes, dass wir auch inmitten des Lebens seiner nicht vergessen; dass wir, eingedenk des Ziels, das uns gesetzt ist, die Spanne der Zeit wohl benutzen, die uns zugemessen wird und dass wir jede Stunde unseres Lebens so verwenden, als ob sie die letzte sein könnte.

Es mahnt uns diese Stimme, o Gott, allein sie schreckt uns nicht. Ist auch kurz unser Leben auf Erden, so ist es doch lang genug, um uns Deine Allweisheit, Deine unendliche Vaterhuld erkennen zu lassen. Nein, es kann nicht sein, dass ein Augenblick all den Segen vernichte, den Du in Liebe auf Dein Dir geweihtes Geschöpf gelegt hast; es kann nicht sein, dass die Hand des Todes die Gottesebenbildlichkeit an uns zerstöre, dass der Boden verschlinge und auslösche den Himmelsfunken, den Du in uns entzündet hast. nein, ein Wesen, das sich auf Erden schon über den Staub erheben, in der Zeitlichkeit schon an Ewigkeit denken und auf Ewigkeit hoffen kann, ein solches Wesen kann nie und nimmer zu Grunde gehen! Du, o Vater, hast die unerschütterliche Zuversicht in unsere Seele gepflanzt, dass uns der Tod nicht zur Vernichtung, nicht zum Untergange führt, sondern zu einem neuen, zu einem höheren Leben.

Aus den Tiefen unseres Gemüths tönt uns die freudige Botschaft zu: Wohlbegründet ist deine Hoffnung auf eine selige Zu

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