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,,Träume ich ?" waren ihre ersten Worte;,,doch nein... es ist furchtbare Wahrheit. Sie kennen mich jetzt, Herr Graf, nun ist alles aus!"

„Ja, teure Cécilie, jetzt weiß ich endlich, wer du bist. Und nun vergöttere ich dich erst recht, jetzt, wo ich die Schönheit deiner Seele kennengelernt habe. Du wirst meine Frau werden, Cécile! Ich will es so, und von nun an werde ich als dein Gebieter sprechen und dich an den Platz stellen, der dir gebührt!" Während er sprach, schien Cécile in tiefes Nachdenken versunken zu sein. Plötzlich raffte sie sich auf und fragte:

,,Und was ist aus deinem Gegner geworden?"

„Er ist in seinem Wagen davongefahren.“

,,Verwundet ?"

,,Ja, schwer verwundet!"

,,Ach, teurer Freund! Und du bist noch hier? Rette dich, wenn du mein Leben bewahren willst."

,,Diesem Worte bin ich gehorsam," erwiderte der Graf.,,Lebe wohl, teure Gattin denn das mußt du sein! Sonst lege ich keinen Wert mehr auf mein Leben, das du mir zu erhalten befiehlst." Damit entfernte er sich.

Am anderen Morgen konnte er nicht dem Drange widerstehen, den Greis zu besuchen, obwohl er erfahren hatte, daß sein Gegner der Verwundung erlegen war. Er traf Cécile nicht an; sie war erkrankt und hütete das Bett. Da hörte er auf keinen Rat mehr und folgte nur den Eingebungen seiner Liebe. Er ging zu ihr. Er kannte jetzt ihre Wohnung aus den Worten, die seinem Gegner entschlüpft waren. Er verlangte ihren Vater zu sprechen und setzte diesem die Gründe auseinander, warum er Cécile sofort sprechen müßte. Man führte ihn zu ihr und ließ die beiden Liebenden allein.

,,Ach, lieber Freund, welches Haus besuchen Sie ?"

„Ich komme, teures Mädchen, dir ewige Liebe zu schwören und mit dir zu besprechen, wie wir es anstellen können, damit

mir gewisse Unannehmlichkeiten erspart bleiben. Das geht dich soviel an wie mich, denn von nun an sind wir eins. Selbst wenn ich dich nur mit den peinlichen Folgen heiraten kann, die du für mich befürchtetest, werde ich es dennoch tun. Aber ich überlasse es dir, darüber nachzudenken, ob es nicht möglich wäre, diese von mir abzuwenden. Jedenfalls aber werde ich dich, meinen kostbaren Schatz, unter keinen Umständen im Stich lassen. Ich achte, ehre, liebe, vergöttere dich, Cécile. Und deshalb gibt es für mich nur eins: dich zu heiraten."

,,Nein, nein," antwortete Cécile.,,Sie dürfen sich nicht selber ein solches Unrecht zufügen! Dazu werde ich nie meine Einwilligung geben!"

,,Dann werde ich es mir aber gegen deinen Willen zufügen." ,,Ach, lieber Graf! Und die Kinder! Unseliger, die Liebe verblendet dich."

,,Ja, aber ich liebe diese Verblendung, ich liebe ihre Quelle und liebe ihre Ursache!"

Er sagte ihr noch vieles andere; aber er konnte sie nicht bestimmen, ihm ihre Hand zu schenken. Trotzdem traf er alle Vorbereitungen, und als der Tag gekommen war, forderte er sie auf, mit ihm vor den Altar zu treten. Sie weigerte sich und wollte nicht das Bett verlassen, das sie noch immer hütete. Da rief er den Geistlichen ins Haus, und unter Tränen mußte sie seinen dringenden Bitten nachgeben.

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Graf de la S... führte seine junge Frau auf eins seiner Güter in Lothringen den Namen verschweige ich wo er mit ihr ein glückliches Leben führt. Die Valbrune und ihr Gatte folgten ihnen bald ebenfalls dahin nach.

Der Graf ist der einzige Mitwisser des Geheimnisses der Valbrune. Die glückliche Cécile kann ihren Mann nicht genug bewundern, der sie unsagbar liebt und sich ihretwegen über das größte und vielleicht berechtigtste Vorurteil hinweggesetzt hat.

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ANMERKUNGEN

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Zu Sturz. Die Schriften von H. P. Sturz erschienen gesammelt in zwei Bänden Leipzig 1789-1792. Nachgedruckt wurde die erste Sammlung bei Schmieder in zwei Bänden 1794. Eine Auswahl gab ich unter dem Titel Kleine Schriften 1904 im Inselverlag heraus. Diese Auswahl enthält das über Rousseau nicht. Zu Lauzun, Pariser Gespräche. — Diese einzige Komödie des Verfassers der berüchtigten Memoiren (deutsch bei Georg Müller 1912 erschienen) wurde erst 1911 von Auguste Vondel im ersten Bande des,,Recueil des Pièces de Théâtre lues par Mr. Le Texier, En sa Maison, Lisle Street, Leicester Fields, A Londres Chez T. Hookham 1785" entdeckt und im Bulletin de la Société de l'Histoire du Théâtre im selben Jahre herausgegeben. Der französische Titel der Dialoge heißt: Le Ton de Paris ou Les Amans de bonne compagnie. Die Sammlung Texiers hat 12 Bände in 8o und enthält 59 Stücke, von denen nur drei vorher ungedruckt sind, darunter „Le Ton de Paris". Le Texier war so etwas wie Steuereinnehmer in Lyon, ein großer Theaterfreund und leidenschaftlicher Vorleser von Stücken. (Grimm, Corr. lt. Februar 1774 und Mme. Dudeffand an Horace Walpole 27. März 1774.) Über die Kunst seines Vortragens die Dudeffand an Voltaire, 2. April 1774:,,M. Texier, qui, assis dans un fauteuil, avec un livre à la main, joue des comédies ou il y a sept, huit, dix, douze personnages, si parfaitement bien qu'on ne saurait croire, même en le regardant, que ce soit le même homme qui parle. Pour moi l'illusion est parfaite ect." Lauzun kam aus Amerika, wo er für die Unabhängigkeit gekämpft hatte, 1787 zurück und über London, wo er Texier, den er von früher kannte, aufsuchte. Le Texier sagt in der Préface zu Lauzuns Dialogen, daß dieser ihm das Stück vorgelesen und ihn zu posthumer Veröffentlichung autorisiert habe.

Zu Wieland. - Combabus erschien zuerst in den,,Comischen Erzählungen", und zwar in dem Nachdruck o. O. von 1788. Die erste Ausgabe der „,Comischen Erzählungen" erschien 1765 und hat nur: Das Urteil des Paris, Endymion, Juno und Ganymed (das in die späteren Ausgaben nicht mehr aufgenommen ist) und Aurora und Zephalus. Der Nachdruck von 1788 enthält außer Combabus noch Aspasia.

Zu Heinse. Die ,,Musikalischen Dialogen" gab zum erstenmal J. F. K. Arnold heraus, Altenburg 1805. Die noch von Goedecke bezweifelte Autorschaft wurde von A. von Lauppert (Die Musikäs thetik Heinses, Greifswald 1913) als ganz sicher festgestellt. Als Entstehungszeit kommt 1772 in Betracht. Zu Casanova. Die Briefe sind der französischen Korrespondenz entnommen, die Casanova mit J. F. Opitz geführt hat und die 1913 zum erstenmal veröffentlicht wurde: Giacomo Casanova, Correspondance avec J. F. Opitz.

Publiée d'après le Manuscrit de J. F. Opiz par Fr. Kohl et Otto Pick. Deux Tomes. Leipzig, Kurt Wolff Verlag.

Zu Galiani.-Der,,Dialog über die Frauen" ist eine Beilage zu einem Briefe Galianis an Madame d'Épinay vom 11. April 1772. (Hier nach der Übersetzung Conrads in: Die Briefe des Abbé Galiani, aus dem Französischen übertragen von Heinrich Conrad. Mit Einleitung und Anmerkungen von Wilhelm Weigand. Zwei Bände. München, Georg Müller Verlag 1907.)

Zu Pope. Die Übersetzung des ersten Gesanges ist mit Erlaubnis des Übersetzers entnommen: Der Lockenraub. Ein komisches Heldengedicht von Alexander Pope. Mit neun Zeichnungen von Aubrey Beardsley. Verdeutscht von Rudolf Alexander Schröder. Leipzig, Inselverlag 1908. Gedruckt in 800 Ex.

Zu Sterne. Die Übersetzung der beiden Predigten besorgte J. Grabisch (Lawrence
Sternes Predigten, München bei G. Müller 1921, zwei Bände).
Zu Crebillon.

Der Dialog ist einer der siebzehn, die unter dem Titel Tableaux des mœurs du temps in einem einzigen Exemplar 1750 gedruckt wurden, das sich im Nachlaß des Bestellers, des Generalpächters La Popelinière (starb 1762) fand. Der erste Neudruck geschah 1863, ein zweiter 1867. La Popelinière galt lange als der Verfasser der im übrigen schmutzigen Dialoge.

Zu Beckford. Eine deutsche Übertragung des Vathek erschien im Hyperionverlag Berlin 1907. Im Jahre 1911 hat man den Schluß des Buches aufgefunden und veröffentlicht (London, Heinemann).

Zu Caylus. Die Erzählung ist aus des Grafen von Caylus (1692-1765) Histoire de M. Guillaume, Cocher, die ohne Ort- und Zeitangabe Paris 1756 erschien. Zu Diderot. Das Paradox über den Schauspieler ist 1756 geschrieben. Aus Denis Diderot: Gesammelte Romane und Erzählungen. Fünf Bände. München 1921, Georg Müller.

Zu Laclos. Eine Übersetzung der Liaisons dangereuses von Franz Blei im Hy

perionverlag München 1908.

Zu Cailhava.-J. Fr. Cailhava (1731-1813) schrieb für den Erfolg Komödien und das kleine Meisterwerk eleganten Scherzes,,Le Soupé".

Zu Rétif de la Bretonne. - Das mitgeteilte Stück ist aus den ,,Zeitgenössinnen“, von denen eine zweibändige Auswahl im Verlage Georg Müller, München, veröffentlicht wurde.

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