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Von dem fünften Texte besitzen wir leider nur ein sehr kurzes Fragment, das nur vier sonst schon bekannte Namen aus den Regierungen Sargons und Sennacheribs giebt, aber dabei auch einzelne sehr werthvolle Daten. Auch dieses befindet sich in dem besagten Textwerk (2 B. M. bezeichnet).

Das sechste und siebente Bruchstück gehört zwei verschiedenen Exemplaren desselben Textes an, und obgleich dasselbe in der uns heute zugänglichen Form nur 88 Namen umfasst, ist es dadurch von höchster Bedeutung, da es neben dem Eponymen die Hauptereignisse jedes Jahres aufzählt. Die äusserst concise Form thut dem unschätzbaren Werthe dieses Documentes keinen Abbruch. Der letzte Theil der Texteslinie war längst bekannt, doch kannte man nicht die Bestimmung dieses durch seinen geographischen Namen merkwürdigen Täfelchens, das auch von Rawlinson und Norris, im obigen Werke, pl. 52 veröffentlicht worden war. Vor kurzem fand Rawlinson ein kleines diesem Fragmente anpassendes Stückchen, das einige wenige Eponymen aus der Zeit Salmanassars V. und seines Nachfolgers enthielt, und das dann die frühern irrigen Ansichten der englischen Gelehrten verbessern konnte.

Ich habe nun zum ersten Male die verschiedenen Documente verglichen, so wie den oben genannten Text restituirt und übersetzt.

Leider aber besitzen wir bis jetzt nicht die vollständige Reihenolge der Eponymen. Wir kennen die Zeit ihrer Einsetzung nicht; sollte diese Einrichtung schon von der Gründung des assyrischen Reiches her datiren, so würden uns von 1318 bis 938, also beinahe 400 Jahre lang fehlen Gewiss ist, dass vor 1100 diese Einrichtung schon bestand, denn das aus dieser Zeit stammende Octogonprisma Teglathphalasars ist schon nach einem Eponymus datirt.

Von 938 bis 792 haben wir die Liste vollständig, mit Ausnahme von einigen wenigen verstümmelten Namen. Mit diesem Zeitpunct, der ersten Einnahme Ninive's durch die Meder und Babylonier, fand eine Unterbrechung der Eponymen statt. Während 47 Jahren, unter der Regierung der Chaldäer Belesys (Balazu), Phul und deren Nachfolger bis 744, bis zur Thronbesteigung Teglathphalasars, zählte man nach Jahren der Könige, bis unter letzterem die altassyrische Rechnung nach Eponymen wieder zu Ehren kam.

Von dort ab haben wir die ununterbrochene Folge bis 666, und dann noch einzelne, bis ungefähr 642 hinabreichende mehr oder minder grosse Anzahl von Jahresarchonten. Das Ende der Reihenfolge ist uns noch unbekannt.

Die der ersten Einnahme Ninive's vorhergehende Liste ist durch zwei Sonnenfinsternisse festgestellt.

Unter dem Eponymen Pur-el-salḥe, im Sivan, ist eine Sonnenfinsterniss erwähnt. Es ist dieses die ringförmige Finsterniss, die am Freitag, den 13. Juni 809 v. Chr. (- 808 der Astronomen) stattfand. Nach auf der Pariser Sternwarte gemachten Berechnun

gen zog sich der die ringförmige centrale Finsterniss bildende Kernschatten südlich von Ninive hin; dort aber war sie beinahe total, 11, 56 Zoll, daher sehr bedeutend.

Die zweite, in Ninive nur partielle, Finsterniss fand 121 Jahre früher statt, und fiel mit der Thronbesteigung Sardanapals III. (Asurnasir-habal) zusammen. Sie ist in mehreren Texten dieses Königs erwähnt. Es ist die totale Sonnenfinsterniss vom 2. Juni 930, unter dem Archontat des Asur-sezibanni. Diese beiden Phänomene ergänzen sich wechselseitig 1).

Die untere Reihe ist durch die Angaben des Ptolemäischen Canon, wie durch eine in den Inschriften angedeutete Mondfinsterniss beglaubigt. Die verschiedenartigsten Texte bezeugen, dass Sargon im Frühling des Jahres Ninip-malik, zwischen dem Sebat und dem Iyar zur Regierung kam. Er selbst bezeichnet seinen Regierungsantritt in Babylon als zusammenfallend mit seinem 13. Jahre; er folgte, wie auch Ptolemäus' Canon angiebt, der 12jährigen Herrscherzeit Merodach-Baladan's. Sein Regierungsantritt fiel, wie er selbst sagt, mit einer ihm günstig gedeuteten Finsterniss zusammen. Da nun nach Ptolemäus das erste babylonische Jahr Sargon's (Apxɛavos) den 17. Februar 709 v. Chr. beginnt, so fällt sein Regierungsanfang in das Frühjahr 721. Wirklich fand aber den 18. März 721 jene berühmte totale Mondfinsterniss statt, deren als in Babylon beobachtet, schon Hipparch von Alexandria gedacht hatte 2).

Diese Sargon betreffenden Daten sind bestätigt durch alle weiteren Angaben des Canons, betreffend den Regierungsantritt des Belibus, des Asur-nadin unter Sennacherib, und durch den des Königs Assarhaddon (Asur-aḥ-idin).

Es bleibt uns nun noch übrig, einiges über die Monate und die Zählung der Jahre zu sagen.

Die Monate sind in der Assyrischen Form:

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1) Rawlinson hat sonderbarer Weise, die Finsterniss des Pur-el-salḥe mit einer am 15. Juni 763 v. Chr. stattgefundenen identificiren wollen. Trotz der Unmöglichkeit seiner frühern Ansichten hält der englische Gelehrte noch an der vollständig unhaltbaren, durch alle Schrift- und klassischen Zeugnisse widerlegten Hypothese der Nichtunterbrechung der Eponymen-Liste fest. Er erklärt indessen nicht das Verschwinden des Königs Phul, der sich nun einmal nicht wegdemonstriren lässt; ferner müsste man Salomons Tod auf 932 herabsetzen. Ist das möglich? Wenn ein auf assyrische Keilschrift basirtes System zu solchen, die biblische Zeitrechnung vernichtenden, Resultaten gelangt, so hat es sicher Unrecht; es ist uns nicht erlaubt, eine so durchaus historische Chronologie nach missverstandenen Texten zustutzen zu wollen. Gerade unsere Forschungen bezeugen die Richtigkeit der Angaben der Königsbücher, aus denen ein halbes Jahrhundert herauszuschneiden geradezu unmöglich ist.

2) Diese Finsterniss ist eines der drei Phänomene, die zur Bestimmung der Aera Nabonassars gedient haben.

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Der Schaltmonat wurde nach dem Adar eingerückt, oder auch nach dem Elul, denn mehrere Inschriften erwähnen eines zweiten Elul.

Wie die heutigen Juden, hatten die Assyrer zwei Jahresanfänge, und diese kommen eben aus Assyrien mit den Monatsnamen. Das religiöse Jahr fing an mit Nisan, das Eponymenjahr mit Tischri. Das Zusammenfallen des Eponymenjahres mit dem Herbstäquinoctium ist durch viele Stellen der Inschriften bewiesen; dasselbe ist also ganz und gar das jüdische Jahr. So fällt das Jahr des Asursezibanni genau mit 2,831, das der grossen Sonnenfinsterniss mit 2,952, das der Zerstörung Samaria's mit 3,040 zusammen.

Die Jahre hätten neben der für die julianische Monatrechnung unbequemen chronologischen Zeitrechnung vor Christo nach judischen Jahren bezeichnet werden können, wenn wir es nicht vorgezogen, gerade aus diesem Grunde eine uns angehörige, die Zeitrechnung nach Christo respectirende Weise zu wählen, die wir anderswo entwickeln werden. Diese Zählung besteht einfach darin, dass man die christliche Rechnung um 10,000 Jahre vergrössert; sie hat den überaus grossen Vortheil, die julianische Schaltjahrsrechnung überall auszudehnen, den Platz eines vorchristlichen Ereignisses in der Geschichte genau festzustellen, ohne einerseits die Reihenfolge zu unterbrechen 1) und ohne unsere Zeitrechnung zu ändern.

Die den Eponymenjahren beigesetzten Jahreszahlen sind natürlich so zu verstehen, dass der Anfang des Jahres schon in den vorigen Herbst hinaufreicht. So geht die uns bald beschäftigende Eponymie des Dayan-Asur von Herbst 9,100 (901) bis Herbst 9,101 (900), entsprechend dem jüdischen Jahre 2,861.

Die Assyrischen Könige rechnen zuweilen in ihren Inschriften nach ihren Königsjahren, Schwert, palu genannt, die genau von dem Datum der Erhebung ab zählen. Wir haben also:

1) So schreiben wir 1. October 11,868; der Tod Cäsars fällt auf den 15. März 9,957, den 15. März 1957 n. Chr. würden es 2000 Jahr. Die Aera Nabonassars beginnt den 26. Februar 9,254, die der Seleuciden den 1. October 9,688. Aber man könnte auch, wie die Juden es machen, die Jahrtausende weglassen.

1) Das Jahr, genannt sanat, st. emph. sattu, nw (nv) von Nisan bis Adar.

2) Die Eponymie, lim mu, &s, von Tischri bis Elul. 3) Das Regierungsjahr, palu, ND.

פלאא

So zieht Salmanassar III. aus gen Ahuni, mit dem Archontat Dayan-Asur (Oct. 901); und kehrt heim. Noch vor dem Ende des Jahres macht er einen andern Feldzug, den er ausdrücklich als in sein 5tes Regierungsjahr fallend bezeichnet. Aber in seinem 6ten Regierungsjahre zieht er, am 14. Iyar Dayan-Asur (Mai 900), aus gegen Benhadad und Ahab. Er ist also ungefähr im Nisan (April) des Jahres 905 (9,096) auf den Thron gekommen. Sein 18tes Jahr, in dem er schon den ersten Tribut Jehu's erhielt, endet also mit dem April 887 (9,114), nachdem es mit dem April 888 (9,113) angefangen.

Verzeichniss der assyrischen Eponymen,

so weit sie in fortlaufender Reihenfolge bis jetzt bekannt sind.

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9,064 937 Damgate-ana-Asur

9,065 936 Limin(?)-Asur-la-durus

9,066 935 *Tuklat-Ninip (Tuklat-Adar?), König von Assyrien.

9,067 934 Takkil-ana-beliya

9,068 933 Abu-malik

9,069 932 El-milki

9,070 931 Jarī

9,071 930 Asur sezibanni

9,072 929 * Asur-nasir-habal, König von Assyrien

9,073 928 Asur-idin

9,074 927 Damikti-aku

9,075 926 Sa-nalbar-damqa

9,076 925 Dagan-bel-nasir

9,077 924 Ninip-piya-usur (Adar-piya-uşur?)

9,078 923 Ninip-nasir (Adar-nasir?)

9,079 922 Samgu-Asur-lilbur

9,080 921 Samas-upla

9,081 920 Marduk-bel-kumua

9,082 919 Qurdi-Asur

9,083 918 Asur-lih

9,084 917 Asur-natkil

9,085 916 Bel-mudammiq

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9,091 910 Ninip-malik

9,092 909 Ninip-ediranni 9,093 908 Asur-malik

9,094 907 Marduk-izka-dannin

9,095 906 Tab-Bel

9,096 905 Sar-ur-nisi

9,097 904 *Salman-asir, König von Assyrien

9,098 903 Asur-kaïnini

9,099 902 Asur-baniya-usur

9,100 901 Abu-ina-hekal-lilbur

9,101 900 Dayan-Asur

9,102 899 Samas-malik
9,103 898 Samas-yukin
9,104 897 Bel-banu
9,105 896 Ḥadi-lipus
9,106 895 Marduk-halik-pani
9,107 894 Pur-Raman

9,108 893 Ninip-kin-nisi

9,109 892 Ninip-nadin 9,110 891 Asur-baniya-uşur 9,111 890 Tab-Ninip

9,112 889 Takkil-ana-sar

9,113 888 Bin-urḥanni

9,114 887 Bel-abuya

9,115 886 Sulum-Bel-la-habal

9,116 885 Ninip-kipsi-usur

9,117 884 Ninip-malik

9,118 883 Qurdi-Asur 9,119 882 Niri-sar

9,120 881 Marduk-mudammiq

9,121 880 Iaḥalu

9,122 879 Ululaï

9,123 878 Sar-pati-bel

9,124 877 Nirgal-malik

9,125 876 Ḥumbā

9,126 875 El-yukin-aḥ

9,127 874 Salman-asir

9,128 873 Dayan-Asur

9,129 872 Asur-nisiya-usur

9,130 871 Iaḥalu

9,131 870 Bel-banu

9,132 869 *Samas-Bin, König von Assyrien

9,133 868 Iaḥalu, Tartan

9,134 867 Bel-edil-el

9,135 866 Ninip-yupaḥar

9,136 865 Samas-malik 9,137 864 Marduk-malik

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