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schen" im Skr., dagegen ksheti ,,wohnen". Das Compos. pratiksheti kommt vor Ṛgv. 2, 10, 5, im Sinne von „,bewohnen, sich befinden in" 1), und regiert da den Acc. In unserem Text hat es aber den Gen. (sh âm) bei sich, was an sich schon genügt um die Bedeutung zu ändern. Am wahrscheinlichsten kommt es mir vor, dass, wie B. und R. annehmen, beide kshi ursprünglich identisch sind, und dass patiykhshi im Persischen die Bed. ,,besitzen", und weiter,,beherrschen" hatte. Vgl. das Lat. possidere, und die begriffliche Verwandtschaft zwischen kshi und sad, sitzen.

Nachdem wir noch bemerkt haben, dass das fragliche Wort nothwendig ein Praeteritum sein muss, und nicht, wie Spiegel glaubt, ein Praesens, weil das vorhergehende agarbâyam und das folgende abara auch Praeterita sind, dürfen wir getrost patiyakhshiy schreiben, und übersetzen,,ich beherrschte sie".

Statt abara wird wohl mit Oppert a barantâ zu lesen sein. Im Vorübergehn muss ich die Vermuthung aussprechen, dass man im Altpers. nicht abara aussprach, sondern abaran; da die Nasalisirung der Vocale nicht angedeutet wird, bleibt dieser Punkt ungewiss, doch ist es kaum zu denken, dass schon in Darius Zeit der Nasal gänzlich verschwunden wäre, während das m sich noch ungeschwächt erhalten habe.

In der folgenden Völkertafel sind noch manche Schwierigkeiten; einzelne davon wollen wir versuchen zu beseitigen. Erstens in Z. 25 fg., wo die Çakâ Tigrakhud â genannt werden. Das letzte Wort ist augenscheinlich ein Beiname eines Theils der Skythen, und sieht ächt persisch aus. Das erste Glied der Compos. tigra ist das Bactr. tighra „scharf"; das zweite ist eine Bildung aus khud. In Zend-Avesta ist ein Wort khaodha,,Helm". Es ist nicht unwahrscheinlich, dass die sogenannte Wurzel khud, wovon khaodha (dh statt d nach bekannten bactrischen Lautgesetzen) herzuleiten, das Deutsche ,,schützen" sei, doch für die Erklärung des altpers. Wortes bietet dies nichts. Es gibt aber in den deutschen Sprachen auch eine Wurzel skut (Nhd.,,schiessen"), und wenn Altp. khud mit ,,schiessen" identisch wäre, so hätte Tigra khuda die Bedeutung, scharfschiessend, Scharfschütze ". Im Skr. ist kh häufig aus sk, durch Vermittlung von skh, entstanden. Neben diesen Skr.-Formen mit kh hat sich bisweilen die ältere mit skh

1) Roth im Pet.-Wörterb. s. v. übersetzt,,sich niederlassen bei". Er muss also das Object bhuvanâni viçvâ aufgefasst haben als ,,alle Wesen". Es wird nämlich von Agni gesagt, dass er sei:,,pratikshiyan bhuvanâni viçvâ“. Auch Sâyana übersetzt bhuvana mit bhûta,,Wesen“, und giebt, scheint es, dem Satz den Sinn:,,Agni bewohnt, beseelt (adhitishṭhati) alle Wesen als Vaiçvanara". Aus den folgenden Worten des Verses aber:,,pṛthum tiraçcâ vayasa bṛbantam" sieht man, dass der Dichter hat sagen wollen, Agni sei überall. Die genaue Uebersetzung ist also:,,alle Welten bewohnend, überall hin sich ausbreitend“. Sâyana's adhitishṭhati ist übrigens doppelsinnig, und möglich hat er ksheti in der Bedeutung kshayati,,herrschen" genommen.

erhalten, und nicht selten hat sich das ursprüngliche Indogermanische sk nach einer anderen Richtung hin in ch verwandelt, wie auch das mit s/c wechselnde ks (Skr. ksh) in ch übergehen kann. So stehen neben einander skhalati, chala und khala; vgl. Lat. scelus, Deutsch Schelm, Schuld u. s. w. Aus ursprünglichem ski, wovon Goth. skeirs, skeinan u. s. w., Lat. scire, wird im Skr. einerseits khi, und mit sogenannter Erweiterung khyâ, anderseits mit Vṛddhi (skâi-â) châyâ, wofür das Griechische ohne Steigerung oxía hat. Kurz, es steht fest, dass im Skr. kh oft aus sk entstanden, und die Frage ist nur, ob wir dasselbe auch für das Iranische annehmen müssen. Mir scheint, dass obiges Bactr. khaodha dafür spricht. Nach Justi ist khara (s. Handb. d. Zendspr. p. V) wahrscheinlich zu vergleichen mit dem Altdeutschen scelo. Weiter möchte ich Bactr. khumba aus skumba entstanden glauben, und mit dem Griech. oxúpos vergleichen, da sonst Baktr. kh vor Vocalen nicht einem Skr. k entspricht.

In Z. 29 fg. hat der Text folgende Namen:

yaunâ. taka barâ. putiyâ. kushiyâ.maciyâ.karkâ. Die Erklärung von takabarà als ,,flechtentragende Griechen" verdanken wir dem Scharfsinn Opperts. Mit ihnen ist ein Theil der europäischen Griechen, der καρηκομόωντες Αχαιοί gemeint; eine nähere Bestimmung, welche denn unter den Europäern dem Perserkönig gehorchten, wäre überflüssig, und könnte im folgenden Worte enthalten sein. Dies ist bis jetzt mit Putiyâ transcribirt; es kann aber ebenso gut Puntiyâ heissen, oder, da der Scythische (?) Text Pahutiyap liest, Pauntiyâ. Dies ist das Griechische Wort IIóvτIOL, und gemeint sind die Ελλησπόντιοι. Die Yaunâ takabarâ Puntiyâ (oder Pauntiyâ) sind entweder „, die flechtentragenden, d. i. europäischen, Griechen und die hellespontischen", oder „, die europäischen Griechen am Hellespont". Warum die hellespontischen Griechen gerade in der Inschrift von Naqsh-i-Rustam und zwar fast am Ende der Tafel genannt werden, dafür finden wir eine natürliche Erklärung bei Herodot VI, 33, wo erzählt wird, dass erst nach der Unterdrückung des ionischen Aufstandes die persische Flotte sich der Städte auf der europäischen Seite des Hellesponts bemächtigte: ̓Απὸ δὲ Ἰωνίης ἀπαλλασσόμενος ὁ ναυτικὸς στρατὸς τὰ ἐπ' ἀριστερὰ ἐσπλώοντι τοῦ Ἑλλησπόντου αἴρεε πάντα, x. T. É.

Die drei letzten Namen kommen ebensowenig als die europäischen Griechen in den frühern Völkertafeln vor, und bezeichnen also wahrscheinlich Völker, die erst in den letzten Regierungsjahren des Darius unterworfen worden sind. In Maciyâ erkennt man die Mariavoi, bei Herodot Marinvoi, welche nach Herod. V, 49 und 52 östliche Nachbarn der Armenier sind. Vgl. Strabo XI, cap. 13. Was die griechische Form des Wortes betrifft, so ist dieselbe zu vergleichen mit Βακτριανοί, Σογδιανοί, u. dgl. Das Persische c wird im Griechischen vor s oder öfters mit z wie

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dergegeben, z. B. in Tetorns Caishpish; so ist Tooapéovns wohl Ciçtafranâ; Toavorns enthält gewiss cithra.

Das vorhergehende Kushiyâ kann lautlich mit Kushiten übereinstimmen, wie Oppert will, aber es kann ebensogut Kushaiyâ gelesen werden. Mit Lassen und Rawlinson möchte ich das letzte annehmen; es fragt sich aber, welche Cossaei gemeint seien, denn aus den Nachrichten des Strabo und andrer Geographen geht, wenn ich sie nicht missverstehe, hervor, dass es in mehreren Gegenden Cossai gab. Nach Strabo XI, cap. 13, wohnten Cossaei östlich von Gross-Medien: Ορίζεται (nämlich ἡ μεγάλη Μηδία) δ' ἀπὸ μὲν τῆς ἕω τῇ τε Παρθυαίων καὶ τοῖς Κοσσαίων ὄρεσι, λ noтgi x ш v άν downwv. Nach XVI, cap. 1 dehnen sich Paraitaλῃστρικῶν ἀνθρώπων. cene und das Land der Kossäer aus von den Grenzen von Persis

bis zu den kaspischen Pforten: τὴν μὲν οὖν Καρμανίαν ἐγκυ κλοῦται πρὸς ἄρκτον ἡ Πέρσις, πολλὴ οὖσα· ταύτῃ δὲ συνάπτει ἡ Παραιτακηνὴ καὶ ἡ Κοσσαία μέχρι Κασπίων πυλῶν, ὀρεινὰ xai kyotqizà é&vn. Dagegen wohnten nach Polybius 5, 44, 7 Kossäer am Zagrosberg; als Nachbarn der Ukier kommen sie vor bei Arrian 7, 15. Kiepert hat auf seiner Karte des persischen Reiches nur Cossaei angegeben in Susiane, während er in seiner Einleitung bemerkt, dass die Bewohner der Satrapie Susiane „an der östlichen Grenze gegen Persis Ukier genannt werden, altp. Hûsha“ (lies: Uvazha, mundartlich vielleicht Hûzha),,als Name für das ganze Land, welcher daher neupers. Chûzistân heisst, an der nördlichen gegen Medien Kussäer, oder Kossäer, daher Kiosia (Kváoía), der Name, welchen die ältern Griechen für das ganze Land gebrauchen". Wenn Kiooio und Kooσało wirklich identisch sind,

und das lässt sich nicht leicht bestreiten, so müssen die Kushaiyâ andere Kossäer bezeichnen als die susianischen, und da wir aus Strabo ein Räubervolk kennen lernen an den nördlichen Grenzen des persischen Reiches, wird es nicht zu gewagt sein anzunehmen, es sei eben dies nördliche Grenzvolk, welches Darius in den letzten Jahren seiner Regierung bezwang.

Die Karkâ vergleicht Rawlinson mit dem von Polybius 5, 44, 7 erwähnten Volke der Kάozo am Zagrosberg. Lieber als an diese möchte ich an die Kóλzo denken. Da das altp. kein hat, steht Karka nicht weiter von Κόλχος als von Κάρχος ab. Wenn man bedenkt, das Kolchis die äusserste Grenze des Reiches war, so uns natürlich vorkommen, dass die Völkertafel mit den Karkâ schliesst. Vgl. folgende Worte Herodots III, 97: Kóλyou δ' ἐτάξαντο· ἐς τὴν δωρεὴν, καὶ οἱ προσεχέες μέχρι τοῦ Καυκά σιος οὔρεος ἐς τοῦτο γὰρ τὸ οὖρος ὑπὸ Πέρσησι άρχεται, τὰ δὲ πρὸς βορεὴν ἄνεμον τοῦ Καυκάσιος Περσέων οὐδὲν ἔτι φροντίζει.

muss es

In den nächstfolgenden Zeilen ist eine Lücke, welche sich wenigstens theilweise mit grosser Wahrscheinlichkeit ausfüllen lässt. Wir lesen nl. Z. 31, fg.: „Ahuramazdâ yathâ avaina imâm

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bumim[], pa¢âvadim manå frâbara, mâm khshâyathiyam akunaush", d. i. „Als Ahuramazdâ sah, dass diese Erde [] war, da hat er sie mir übergeben, er hat mich zum König gemacht". Das theilweise ausgefallene Wort muss nothwendig den Begriff,, herrenlos, schutzlos", ausgedrückt haben, wie Holtzmann und Spiegel (S. 104) ganz richtig gesehen haben. Glücklicherweise sind die zwei ersten Zeichen noch erhalten, nämlich y und u, d. h. yau. Man ergänze erstens na, da haben wir yauna Bactr. yaóna,,Schutz", sowohl abstract, als concret 1). Der Begriff „los", „ermangelnd", lässt sich im Skr. am Ende der Compos. auf so viele Weisen ausdrücken, z. B. durch hîna, rahita, viyukta u. s. w. dass man in Verlegenheit kommt wegen der Fülle. Nun hat die vorhergehende, 31ste Z. 25 Zeichen, die 30ste hat deren 27, die 33ste 25, die 34ste 24; Z. 32 hat schon 20 Zeichen, welche wenigstens zu vermehren sind mit vier Zeichen, nämlich mit dem schon ergänzten na, mit der Endung âm des Acc. fem. und mit dem Trenner; das giebt schon 24 Zeichen. Je kürzer nun das einzuschaltende Wort, desto besser; kurz, ich vermuthe, ûna = Bactr. ûna „ermangelnd" (Skr. „,weniger"). Das ganze Wort, ein Adjectiv im Acc. fem., wäre also yaunau nâm d. i. „,schutzlos, schutzbedürftig".

In Z. 39 kommt ein Wort ciykaram vor, das bis jetzt noch nicht genügend erklärt worden ist. Ich muss offen gestehen, dass ich an die Existenz eines solchen Wortes nicht glaube. Es kann nicht schaden hier eine blosse Vermuthung auszusprechen, sei es auch nur, damit die Aufmerksamkeit späterer Abschreiber auf die betreffende Stelle im Stein gelenkt werde. Statt yk, KY, hat möglicherweise auf dem Stein gestanden YYYY, d. i. thrata. Jeder urtheile, ob eine solche Aenderung zu gewaltig sei. Liest man cithrataram, d. i. „gar zu wunderbar, gar zu seltsam", so ist der Sinn des Satzes dieser: wenn du meinst, es sei gar zu wunderbar, die Länder halte König Darius in seiner Gewalt! so u. s. W. Es darf nicht verschwiegen werden, dass cithra sonst in den Inschriften mit der Ligatur geschrieben wird, also: cithra, doch weil dies in Mithra nicht geschieht, so wäre diese Schwierigkeit nicht erheblich.

Nachdem Darius, um die Verwunderung der Leute über den grossen Umfang des persischen Reichs zu beschwichtigen, auf die Abbildungen hingewiesen hat, fährt er fort:

1) Dass dem Bactr. yaóna auch die Bed.,.Schutz" zukommt, sieht man klar aus den Comp. pěrěthuyaóna, huyaóna, hvâyaóna. Das yaóna khshathra in Yt. 5, 87, welches Justi für Acc. pl. n. hält und mit „,abwehrender Herrschaft übersetzt, während Sp.'s Uebersetzung,,einen starken Hausherrn“ hat, ist ein Dvandva im Dual. Der Sinn ist ,,Schutz und Abwehr“, „Schutz und Beschirmung“.

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adataiy azda bavâtiy, Pârçahyâ martiyahyâ duray arshtish parâgamatâ; adataiy azdâ bavâtiy, Pârça martiya duray hacâ Pârçâ hamaram patiyazhatâ. Nach Spiegels Uebersetzung wäre dies: Wirst du dann noch nicht wissen, dass die Lanze des persischen Mannes weithin reichte?" u. S. W. Es darf uns Wunder nehmen, wie die meisten Uebersetzer übersehen haben, dass eine Frage hier ebenso unpassend sei als etwa in einem Testamente. Aber abgesehen davon ist es deutlich, was gemeint ist. Das Wort az dâ, welches man mit „Unwissenheit" übersetzt, ist gerade das Gegentheil, trotzdem dass Spiegel S. 80 bemerkt: Azdâ Unwissenheit steht sicher". Es ist nämlich das Skr. add hâ,,sicher, gewiss". Der Satz ,,adataiy azdâ bavâtiy" bedeutet also: „da wird es dir gewiss sein, da wirst du sicher sein“. Was die Construction betrifft, vergleiche man Chândogya Upanishad, 3, 14, 4:,,yasya syâd addhâ, na vicikitsâsti", d. h. „,jeder der davon sicher überzeugt ist, keinen Zweifel mehr hegt". Dasselbe Wort kommt noch einmal vor, nämlich in der 1sten Beh. Inschrift, Z. 32. Nehmen wir erst die Uebersetzung der Stelle: „Als Kambuzhia den Bardiya getödtet hatte, da hatte das Heer keine Kunde, dass Bardiya getödtet worden sei." Von den entsprechenden persischen Worten stehen noch auf Z. 31 diese: yatha Kambuzhiya Bardiyam avâzhan 1) kârahy. In der folgenden Z. fehlen nun einzelne Zeichen am Anfange; übrig ist :

zdâ. abava.tya. Bardya. avazhata.

Zu ergänzen sind nach Spiegel: â (von kârahy-â). a (von azdâ). In der Note wird bemerkt: ,,Die beiden ersten Buchstaben sind ergänzt. In seiner Erklärung des Babylonischen Textes (Journ. of the Roy. Asiat. Soc. XIV, p. XLVIII) sagt R.: „I was, for a long time, owing to the mutilation both of the Persian and Scythic texts, uncertain as to the meaning and etymology of the verb which is used in this and in similar passages: but I am now satisfied, that the word naiy must be lost at the commencement of 1. 32 of the Persian text." Es ist indess hier kein Raum für dieses Wort, wie schon Bollensen bemerkt hat." Also, Rawlinson ist überzeugt, dass zu ergänzen sei:

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â. naiya (zdâ u. s. w.)

Da nun azdâ,,sicher bekannt" bedeutet, so ist naiy azdâ,,nicht sicher bekannt", und der Satz: „,,kârabyâ naiy azdâ abava“ ist auf Deutsch: : es war dem Heere (oder dem Volke) nicht sicher bekannt. Dies ist so klar, dass man, wenn sogar kein Raum für das Wort naiy auf dem Felsen wäre, ein Versehen des Steinmetzen anzunehmen genöthigt war. Glücklicherweise brauchen wir das hier nicht zu thun, da wir die Nichtigkeit der Behauptung Bollensens durch Ausrechnung und Ausmessung demonstriren können, und zwar

1) So ist wohl auszusprechen statt avâzha.

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