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gehört, mit welcher osttürk. gagimak, nagen, nächstverwandt ist. Sicherer noch erkenne ich ein türkisches Wort in jenem Russ (Hitzig Ztschr. XX, S. VII), das von Perles (ebend. S. 446) ganz ungenügend auf griech. zowua gedeutet ward. Es ist nämlich krum, korum noch heute das gebräuchliche türkische Wort für Russ (s. die Wbb. und meine bosn. Sprachd. S. 266) und gehört mit kor, glimmende Kohle, zu dem gleichen Stamm, von dem jakutisch charia verkohlte Substanz, Russ (Boehtlingk Jak. WB. 81) herkommt, nämlich chara, kara schwarz.

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Vorzugsweise sind solche Wörter entlehnt, die Gegenstände bezeichnen, welche im Wege des Handels aus türkischen Landen in semitische importirt wurden, wo also der Name mit der Sache gewandert ist. Wie so z. B. das ins Arabische aufgenommene lö, Hermelinpelz, gewiss ein turanisches Wort ist, so liegt auch bei 1720, parthisch oiuwo, Zobel, der Verdacht nahe, dass das Thier in seiner Heimath, die nicht auf persischem, sondern auf turanischem Boden ist, zuerst den Namen empfing, unter dem es im Handel bekannt wurde. Das jakutische sarba, Zobel (Boehtl. 156) würde, wenn aus *sabra (Wzl. sab bedecken spez. mit Pelz) transponirt, die Elemente enthalten, aus denen sowohl jenes 720 (de Lagarde 71, 20; samur auch im Osmanischen und Südslavischen) entstanden, als auch unser wohl über Russland gewandertes Zobel gebildet ist.

Zu der Kategorie solcher Handelsartikel rechne ich, was Lagarde S. 23, 4 ff. erklärt pno, tapetum, pulvinar. Die in seinen Suppl. lex. aram. No. 47 versuchte Vergleichung mit slav. postiljka von postilja Bett] hat er selbst aufgegeben, und ich wage daher auch nicht, das südsl. prostirka, das ich in einem bosnischen Glossar durch türk. düšeme Bettdecke erklärt finde (Sprachdenkmäler S. 224), an die Hand zu geben. Vielmehr identificire ich pn, Nebenform poa, mit dem osttürkischen basturuk, Kotzen, grobe Pferdedecke (Vámb. Čag. Sprach-Stud. S. 242), um so mehr, als das Wort im Türkischen seine Etymologie hat. Basturuk gehört der Reihe von Wörtern an, deren zweiter Theil die Bildung turuk, duruk, dürük (von jak. Wzl. tür, osm. dür zusammenfallen, zusammenrollen) ist, und deren erster ein Glied des menschlichen Körpers und ähnliches Einzuwickelnde, Umhüllte nennt, wie z. B. bojun-duruk Joch, von bojun Hals, und jak. moi-turuk, Halswärmer (moi boj); kömöldürük Halsband des Kameels, von jakut. kömögöi Vorderhals; ogulduru k Fischroggen, gleichsam Bruthülle 1); ögündürük, Platte zum Lochschlagen, Lochleere von ögü Loch; čimildürük Brautbettvorhang, Brautgemach (Vámb. S. 285), viell. zu čömele? vgl. ¿ Vor

1) Türk. ogul 1) Kind, Sohn und 2) Bienenschwarm sind beide auf den Begriff Brut zurückzuführen, um sich vereinigen zu lassen.

hang, Zenker 366; endlich jak. ütülük, Fausthandschuh (Boehtl. 49), aus il-türük von il Hand. Sonach ist basturuk in bas und turuk zu zerlegen, bas aber ist die jakutische Form des türk. basch, Kopf. In diesem s statt sch läge zugleich ein Hinweis auf die engere Heimath des Wortes, insofern die Jakuten, die sich selbst Saken (Sing. Sakha) nennen (Boehtl. jakut. Spr. XXXIV) Brüder jener Záza im persischen Völkergewirr sein mögen. Zur Sache möchte noch zu bemerken sein, dass nomadische Reitvölker sich als Pferdedecke, Bette und Kopfhülle einer und derselben Decke zu bedienen pflegen, und das Wort, wenn es auch etymologisch zunächst nur das letztere bezeichnet, ebenso leicht bei den osttürkischen Stämmen für Pferdedecke heimisch werden, als den Syrern einen Kopfbund des Bräutigams bedeuten konnte. Aehnlich ist das oben erwähnte boju nduruk Joch des Zugthieres bei den einen, Halswärmer, Boa, bei andern Turaniern. Hingegen ist der Zusammenhang zwischen und dem serbischen bošèaluk, an den Lagarde in den Nachträgen 297 gedacht hat, ganz haltlos, weil boščaluk bei den Serben nur von dem türkischen bogčaluk d. i. Bündel, spec. Angebinde, von boğča und Bildungssilbe -luk, vermittelst eines in slavischem Munde gewöhnlichen Lautüberganges (s. meine bosn. türk. Sprachd. S. 25, 14, g.) entlehnt ist.

Nichttürkisch hingegen ist ein Wort, welchem Lagarde S. 24, 1 ff. türkischen Ursprung vindiciren möchte, nämlich syr. 2

und , welches die Lexicographen als Erklärung des arab. gebrauchen. Letzteres bedeutet das Polster, welches unter den Packsattel gelegt wird; dem völlig gleichlautend ist persisch lama, componirt aus, Wolle, und As, gefüllt, Wollpolster, lana impletum quid est inter dorsum et onus jumenti positum, clitellae Vull. LP. I, 366. 7 ist also aus diesem iranischen Worte entstanden. Viel eher wäre es möglich, dass x, selbst, daas keine rechte Etymologie im Semitischen hat, urtürkisch wäre, da wenigstens im Dialect von Azerbeidschan die Satteldecke mit einem ähnlichen Namen burunduk von Wzl. buru -börü, verhüllen, verdecken (Vámb. 247), heisst. Den U-Vocal in der ersten Silbe hat auch das syr. Jo bewahrt; s. Ztschr. d. D. M. G. IV, 217.

Verschieden von obigem pašmagîn ist nach Bedeutung sowohl als Abstammung das talmud. P, welches, wie das persische dü, ülş eine lederne Fussbekleidung, bezeichnet (Lagarde 24. Vull. L. P. II, 1426). Für türkischen Ursprung dieses Wortes spricht, einmal dass die in Persien und der Türkei allgemein gebräuchliche Form bašmak eine ganz türkische Bildung wie jasmak, Schleier (von jašarmak Vámbéry S. 12); ojmak Fingerhut : čakmak Feuerstein u. a. ist; dann, dass von gleichem Stamme das Jakutische ein anderes Derivat bas-argas kennt, in welchem

-argas nur Diminutiv-Factor ist, mit der Bedeutung „lederne Fussbekleidung" (Boehtl. Wb. S. 131); drittens dass der Stamm bas mit den Ableitungen baskyè, Schwelle, Fussboden, pasar und paspar Fusstritt (Vull. I, 319) und dem Thatwort bas mak treten ebenso eine geeignete Wurzel darbietet, als deren Auseinandergehen in bas-, baš- und baz - durch Analogien wie jas-, jaš- und jaz- gestützt wird.

Unter dem Artikel papo, papo, Schüssel (a. a. O. No. 184 S. 73) fragt Lagarde nach saqraq, das nach einigen türkisch ist. Zu letztern gehöre auch ich, denn in Chokand ist sygrak als Name einer Art von Krügen wirklich vorhanden, wie wir jetzt aus Vámbéry čag. Spr. S. 301 wissen. Das aber gehört so sicherlich zu Wz. syg-, fassen, wie einestheils jakut. yagas und yagaja, Gefäss, zu ya- 1), und anderntheils japrak, Blatt, zu St. japdecken, tutrak, Zunder, zu St. tut ergreifen (tutašmak sich entzünden), butrak, Astknoten, zu but- wachsen, čaprak, Schabrake, zu čap - bedecken, kajrak, Wetzstein, zu kaj- gleiten, glätten;, Tiegel, gehört, wie Lagarde S. 50, No. 130 richtig angibt, mit pers. zusammen; letzteres selbst wird von den Lexx. mit türkischem verwandt gehalten (Vull. I, 472). Lagarde's Zweifel an der Ursprünglichkeit des n und seine Frage, ob türkisch? erledigen sich zu seinen Gunsten durch das čagataische tagar Schüssel, Vámb. 255, neben welchem Zenker aus SL und LT die Formen und es aufführt (Wb. I. S. 294) und Vullers

४.

-sammt dem khariz, تغاري, تغار die ins Persische aufgenommenen

=

mischen (L. Pers. I, 448). Auf die Urform des Wortes führt am Ende die ebenda aus Quatremère H. Mong. I, 138 Not. 17 beigebrachte Variante las takar, das ein Derivat von Wzl. takfigere (also fictile, opus figlinum) ist, von der auch osttürkisch (Vámb. 255) takyr, feste glatte Erde (Töpferthon?) herkommt. Im Jakutischen oder Sakischen lautet dieser Stamm mit einer häufigen nasalen Nüancirung tañ; daher vielleicht das im aramäischen erhaltenen wiederum auf die alten Saken zurückgeht.

Bei poavázọa, Trinkgefäss, Becher hat de Lagarde seine frühere Erklärung aus dem Indischen, wie es scheint, aufgegeben. Lautlich genau, angenommen, dass nicht die Syrer, sondern die Griechen ihren Sprachorganen zu Liebe das Wort entstellt haben, ist ein etwaiges sakisches sanurak nur im osttürkischen šañurak wiederzufinden. Šangur das Geklirr (Vámb, 303)

wie

1) Nicht zu ya Milch, sondern dem Verbalstamm, an den Boehtl. S. 28 wohl nicht gedacht hat, der osman, syg ist, und jakut. ya lauten muss, aus Lautlehre §. 214 und 224 hervorgeht.

hätte den Becher als den klirrenden" benannt, wie jakut. čorogon Becher zu čorgui, laut klingen, steht Boehti. 122; šañurak selbst nennen die Osttürken den Huf als den Geräusch machenden. Doch häufiger als vom Klang, haben Becher ihren Namen von der Form und dem Stoffe, und so könnte Huf und Becher bei alten Turaniern ebenso leicht in einem Worte zusammenfallen, wie Horn und Trinkhorn in zigas, poculum und ungula im arab. Freyt. ar. Lex. IV, 426 b, zumal aus Hufen, z. B. Rennthierhufen, noch heute Gefässe mancherlei Art gefertigt werden. - Sonst würde ebenso nahe, wie das von Lagarde angezogene persische sagar. welchem Vull. II, 189 eine ganz abweichende Etymologie gibt, das pers. čargano,>= 3,6 l,ŵ Vull. I, 570 liegen, woran sich russisch čarka, jakut. čarky Weinglas anschlösse. Dagegen hat čagataisch čakyr (Lagarde Ges. Abh. S. 72) nichts damit gemein, da es von Wzl. čak- abgeleitet, bloss das Blinkende, Blitzende“ bezeichnet, daher 1) Wein (Vámbéry 275), 2) Weinglas (Zenker s. v.), 3) jakut. Feuerstein (Boehtl. 119.

Endlich will ich noch zu dem von Lagarde S. 14 s. no. 27 besprochenees, Futter des Kleides, welches er auf s. âstara, Decke, Teppich zurückführt, bemerken, dass Vámbéry čagat. Spr. S. 12 es mit einer gewissen Sicherheit vom osttürkischen ast, unter, also „Unterfutter" abgeleitet sein lässt.

Die Untersuchung solcher Lehnwörter, wie deren einige eben erläutert worden, führt in ihrem weiteren Verlaufe auf die umfanglichere und schwierigere Frage nach dem, was im eranischen Wortschatze überhaupt etwa turanisches Sprachgut sein möchte. Es wird bei sorgfältiger Sichtung sich da noch ein gut Theil mehr finden, als was bis jetzt in den Lexx. als türkisch bezeichnet wird, - eine gewiss lohnende Aufgabe für einen Forscher, der das Durcheinander von arischen und anarischen Völkern in Persien von der ältesten bis auf die neuesten Zeiten an der Hand der Spracherscheinungen entwirren will.

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Prof. de Lagarde hat in Ztschr. d. D. M. G. XXII, S. 330 die sinnige Bemerkung gemacht, dass der arabische Münzname di nicht an gollis, sondern an polis Fischschuppe angeknüpft sei, und manche hübsche Analogie dafür beigebracht. Eine ganz besonders frappante Parallele könnte ich noch aus der skandinavischen Münzgeschichte beibringen. In Norwegen hiessen nämlich die im 13. und 14. Jahrhundert gebräuchlichen Brakteaten geradezu Floss peningar, d. i. Fischschuppen Pfennige. Näheres darüber gibt Holmboe in seiner Einleitung zu C. J. Schive, Norges

درهم

Mynter i Middelalderen, wie ich aus Berl. Blätt. f. Münzkunde 4. Bd. 2. 3. Heft S. 357 ersehen. Trotzdem bleibt es mir wahrscheinlicher, dass der technische Name der arabischen Münzen keinen andern historischen Ursprung hat, als von góλlis, einmal, weil Svagiov und doazun, indem sie zu und wurden, den Gang genugsam andeuten, den die Nomenklatur der arabischen Münzen genommen hat, zweitens weil ohnedem nicht anzunehmen ist, dass die Araber griechischer dachten als die Griechen selbst, diese aber durch den Plur. pólλeis, nicht polides, klärlich verrathen, dass ihnen kein Gedanke an polis gekommen ist, als sie das lateinische follis mit der Münze selbst adoptirten; drittens endlich, weil ,, im Morgenlande", wo man über die Art und Benennung der zu emittirenden Münze schlüssig wurde, das heisst am omajjadischen Hofe, das Griechische überhaupt nicht so geläufig war, um einem offiziellen Calembourg Raum zu geben. Man dachte sich überhaupt gar nichts Etymologisches dabei, als man beschloss, die drei gangbaren byzantinischen Münzen δηνάριον, δραχμή und φόλlig sammt ihren Namen zu adoptiren. Wenn hinterher jemandem eingefallen ist, die mit Schuppen zu vergleichen, so hat das mit der Entstehung des Namens, die allein der Gegenstand meiner Notiz war, nichts zu thun. Uebrigens gehört zu denen, die die richtige Etymologie des Wortes schon vor Jahren erkannt oder wenigstens anerkannt haben, ausser Hammer und Lagarde, auch Bernstein, in dessen 1857 ausgegebenem Lexic. 1. syr. Fasc. I, p. 13 u. 52 sich die Gleichstellung vonal, oßolós, umli, Laxá, pólis, obolus gedruckt findet.

4.

Leuko-Syrisches.

In einer mir kürzlich zugegangenen Doctor-Dissertation, deren kritische Gründlichkeit eine vortreffliche Schule und ein Talent verräth, das hoffentlich unsern orientalisch-mythologischen Studien noch weiter zu statten kommen wird, ich meine Dr. Eugen Plew de Sarapide (Regimonti 1868), kommt der Hr. Verf. wieder auf meine Ztschr. d. D. M. G. IX, S. 87 versuchte Entzifferung der Münzlegende zurück, die ich damals las und nach Sinope setzte. Es ist ihm entgangen, und ich mache darauf aufmerksam, weil ich selbst jene Lesung seitdem aufgegeben habe, dass inzwischen Waddington nach besseren Exemplaren die Münzen auf Taliovoa, die alte Residenzstadt im Pontus, gedeutet und jene Legende ba Baal-Gazur gelesen hat. S. auch Levy, Phön. Wörterb. s. v. Damit wird aber selbstverständlich der Gott Pharnak, Pharnuch und seine Verehrung im Pontus nicht aus der Welt geschafft. Er steckt auch, wenn ich mich nicht täusche, in der Glosse Bar-Bahlul's,

Bd. XXIII.

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