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Zur neuesten Literatur Hinterasiens und Afrikas.

Von

Prof. Steinthal *).

Von Erscheinungen auf dem Gebiete des Hinterindischen und Malayisch-Polynesichen ist nichts zu melden. Nur könnte im Voraus auf einen Aufsatz „über formosanische Sprachreste" hingedeutet werden, der nächstens erscheinen wird 1). Der Verf. derselben, Hr. Dr. med. A. Schetelig hat sich längere Zeit auf Formosa aufgehalten.

Für das Chinesische ist manches geleistet. James Legge hat nach seiner grössern Ausgabe und Uebersetzung der alten canonischen Schriften der Chinesen die Uebersetzung für die weitere Lesewelt in besonderem Abdrucke veröffentlicht 2). J. Chalmers' Buch über den Ursprung der Chinesen und ihre Verwandtschaft mit den westlichen Völkern soll werthlos sein 3). Wilye gibt einen Abriss der chinesischen Literaturgeschichte 1), der anziehend geschrieben sein soll, wenn er auch für den Eingeweihten wenig Neues enthalten mag. Einen lehrreichen Blick in den ungeheueren Umfang des chinesischen Schriftenthums und zugleich in die Bemühungen der Chinesen um die Erhaltung ihrer ältern Literatur lässt uns Plath werfen 5), obwohl er sich auf etwa fünf Jahrhunderte beschränkt, welche halb vor, halb nach Christus liegen. Auf die Praxis berechnet, aber bei der Tüchtigkeit des Vrfs. auch von hohem wissenschaftlichen Werthe sind die Anleitungen von Wade, dem

Vorgelesen in der General-Versammlung zu Würzburg d. 1. Oct. 1868. 1) Zeitschrift für Völkerpsychologie und Sprachw.

2) James Legge, the life and teachings of Confucius, with explanatory notes. Reproduced for general readers from the author's work ,,The Chinese classics with the original text". London, Trübner & Co. 1 vol. 8.

3) F. Chalmers, the origin of the Chinese, an attempt to trace the connection of the Chinese with western nations in their religion, superstitions, arts, language and traditions. 1 vol. 8. London, Trübner & Co.

4) A. Wylie, Notes on chinese literature.

5) Ueber die Sammlung chinesischer Werke der Staatsbibliothek aus der Zeit der Dynastie Han und Wei. Sitzungsber. der Kgl. bayer. Ak. d. W. 1868. 2. Heft. S. 241-299.

Secretär der englischen Gesandtschaft in Peking 1) 2). Auch in lexikalischer Beziehung ist einiges geschehen; besonders ist neu abgedruckt der phonetisch geordnete (also der werthvollere) Theil des Morrison'schen Wörterbuchs, das freilich auch in dieser neuen Gestalt sehr theuer ist 3). Ein englich-chinesisch-japanisches Vocabular gibt Bellows 1), zu dessen Arbeit Summers Bemerkungen über das Schreiben des Chinesischen mit lateinischen Buchstaben hinzufügt. Umfassender wird das Werk des schon durch grammatische Arbeiten bekannten Lobscheid, das aber nur englisch-chinesisch ist 5). Auch ein umfangreiches Vade mecum für Reisende nach China und Japan ist erschienen 6).

Hiermit haben wir Japan schon berührt. Im Anschluss an das Vorstehende führen wir auf das japanisch - englische Wörterbuch von Hepburn), welches die japanischen Wörter in der einheimischen und der lateinischen Schrift bietet. Von dem begonnenen japanisch-französischen Wörterbuche von Pagés 8) ist die zweite und dritte Lieferung erschienen. Der unermüdliche Aug. Pfizmaier aber gibt einen japanischen Text ") in einheimischer Schrift (Kataka-na) und in lateinischer Umschrift nebst Uebersetzung und Anmerkungen, der dadurch ausgezeichnet ist, dass er in den Reden der vorgeführten Personen die Umgangssprache in mannigfacher Abstufung treu wiedergibt.

Noch immer ist Africa ein beliebtes Ziel forschender Reiselust. Die neuesten Ereignisse lenkten die Aufmerksamkeit besonders auf Abessinien. Plowden 10) gibt aus den hinterlassenen Papieren

1) T. F. Wade, Tzu erh chi, a progressive course designed to assist the student of colloquial Chinese as spoken in Peking and the department of Shunt'ien-fu. 4 voll. 4 Hier werden die Elemente gelehrt und Dialoge geboten. Für das Bedürfniss des Interpreten sorgt

2) Desselben Tzu erh chi, Documentary series, a collection of chinese papers relating to business matters, official or commercial, with translation and notes. 1 vol.

3) R. Morrison, A dictionary of the Chinese language 2 voll. small 4" (4 £ 4 s.)

4) English outline vocabulary for the use of the students of the Chinese, Japanese and other languages, arranged by John Bellows. 1 vol. 8.

5) Lobscheid, English and Chinese dictionary, with the Punti and Mandarin pronunciation. 4 Parts folio, wovon zwei erschienen Hong Kong 1866-67.

6) China and Japan, a complete guide to the open ports of those countries together with Peking, Yeddo, Hongkong and Macao. Forming a Guide-Book and Vade Mecum for Travellers, Merchants and Residents in general, With 56 maps and plans. By Frederick Mayers, Dennys and King, edited by N. B. Dennys. 1 vol. 8. 600 pp.

7) J. C. Hepburn, A Japanese and English dictionary with an English aud Japanese index. 1 vol. 8. 560 S. und 132 S.

8) L. Pagés, Dictionnaire Japonais-Français.

9 In den Denkschriften d. k. k. Akad. d. Wiss., Philol.-histor. Classe. Wien. 17. Bd.

10, Travels in Abyssinia and the Galla country. From the mss. of the late Walter Chichele Plowden, ed. by Trevor Chichele Plowden. London. 8.

seines auf der Reise getödteten Bruders einen Bericht über dessen Reise in Abessinien und den angrenzenden Gegenden im Jahre 1848, und d'Abbadie berichtet über einen zwölfjährigen Aufenthalt in Abessinien 1). Rohlfs hat seine schon früher vereinzelt durch Petermann bekannt gemachten Reise-Berichte zusammengestellt und durch ein Kapitel vermehrt herausgegeben 2). Chapman ist in das Innere Südafrikas gedrungen 3). Auch unsere Kenntniss des geistigen Lebens und Schaffens der Afrikaner hat einen wichtigen Zuwachs erhalten durch Callaway, der uns Fabeln und Grossmütter-Märchen der Zulus im Original und in der Uebersetzung mittheilt 4). Bloss in der Uebersetzung gibt Th. Hahn Sagen und Märchen der Hereró in Süd-Africa 5).

1) A. d'Abbadie, Douze ans dans la haute Ethiopic (Abyssinie). T. I. Paris. 2) Rohlfs, Afrikanische Reisen. Reise durch Marocco, Uebersteigung des grossen Atlas, Exploration der Oasen von Tafilet, Tuat u. Tidikelt und Reise durch die grosse Wüste über Rhadamas nach Tripoli. Mit dem Portrait des Verfs. u. einer Karte von Nordafrika. Bremen 1868. 8.

3) Jam. Chapman, Travels in the interior of South Africa. 2 voll. 8.

4) Nursery tales, traditions and histories of the Zulus in their own words with a translation into English and notes by Canon Callaway. Tom. I. Natal London. 8.

5) Im Globus XIII, 10. Lief.

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Notizen, Correspondenzen und Vermischtes.

Ueber eine arabische Handschrift der K. Bibliothek zu Berlin.

Von

Johannes Roediger.

In der Königlichen Bibliothek zu Berlin unter der zweiten Wetzstein'schen Sammlung befindet sich eine Handschrift (Nr. 274)

Ausser diesem Werke كتاب الشعر لابي على الفارسي : mit dem Titel

des hochberühmten Grammatikers finden sich, so weit sich dies nach den Bibliothekskatalogen bestimmen lässt, nur noch im Escurial drei Handschriften des (Casiri I Nr. XLII u. XLIII. CXXV. CXCIV), von denen Nr. CXXV zugleich das 1) des

selben Verf. enthält; ausserdem sind noch ebendaselbst 2 Commentare zu dem Îḍaḥ (Nr. XLIV und XLV). Leider sind aber diese Handschriften nicht leicht zugänglich. Was nun den Berliner Codex anlangt, so enthält derselbe auffallender Weise eine Schrift des Abû 'Alî al-Fârisî, von der uns weder der Fihrist 2) noch Ibn Hallikân 3) noch Hagî Halfâ Kunde gibt, deren Authentie aber unzweifelhaft ist. So ist der Titel offenbar von derselben Hand, von der der Codex geschrieben ist, und lässt, obwohl von späterer Hand übermalt, noch deutlich die alten Züge erkennen. Auf der um

الله الرحمن stehenden Seite des Titelblattes beginnt nach dem بسم هذا باب فى تفسير الكلم التي sogleich der Text الرحيم رب يسر واعن ohne jegliche vorrede, die uns aber Ursprung سميت بها الافعال

und Zweck des Buches unterrichten könnte. Ebenso unzweifelhaft wie der Titel ist die Unterschrift, die uns den Namen des Verfassers gleichfalls nennt.

هذا آخر ما عمله ابو على : Dieselbe lautet

رب العالمين وصلى الله على سيدنا محمد الابيات والحمد لله من الله

1) s. Wüstenf. Ibn Hall, Nr. 4 S. ¶, Z. 5 v. u., wo Klakï für KalKi

zu lesen ist.

2) Flügel, Gramm. Schul. d. Arab. S. 111.

3) ed. Wüstenf. Nr. 1.

احمد

بن على

بن الحسين النبي واله فرغ منه نسخا لنفسه احمد بن الثلثاء ثالث شهر الله الاصم رجب من سنة بن موسى في يوم احمد بن موسى بن

تمانى وسبعين وخمس مئة للهجرة المباركة وحسبنا الله ونعم الوكيل،

Wenn nun Titel und Unterschrift immer noch als gefälscht angesehen werden könnten, so finden sich doch auch in dem Buche selbst Stellen, welche die Autorschaft des Abû al-Fârisî ausser allen Zweifel setzen. So weist der Verfasser auf seinen Îḍaḥ hin auf

الاسم الذي يكون فاعلا بالوصف الذي ذكر في كتاب : 1298 Blatt

Ugo del und noch bestimmter auf Blatt 140b auf seine

وقد ذكرت الدلالة على ذلك في المسائل : in den Worten مسائل الحلبية

الحلمية

Beides sind bekannte Schriften des Abû 'Alî al-Fârisî. Ist hiernach ein Zweifel an der Authentie dieser Schrift nicht mehr zulässig, so ist doch auffallend, dass das Werk eines so berühmten Grammatikers so wenig bekannt wurde, dass sich in den oben genannten literaturgeschichtlichen Werken keine Spur davon findet. Vielleicht erklärt dies eine Stelle, die sich auf Blatt 140b findet,

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سنذكر شيما منه عند ذكر العوامل الداخلة على الابتداء :wo es heisst Hier wird auf einen Abschnitt des Buchs . والخبر من هذا الكتاب

verwiesen, der sich nicht vorfindet, und man darf wohl daraus schliessen, dass das Buch nicht vollendet wurde. Dann ist es aber erklärlich, dass es nicht veröffentlicht wurde und so fast unbekannt bleiben konnte. Wie die oben mitgetheilte Unterschrift zeigt, ist das Berl. Manuscript im Jahre 578 d. H. (1182 n. Chr.) geschrieben. Auf Blatt 129 a erfahren wir aber durch eine Randbemerkung des Schreibers, dass die vorliegende Abschrift zum grössten Theil von einem von Abu'l-Fath ben Ginnî geschriebenen Exemplar genommen ist. Die ausserordentliche Correctheit und Sorgfalt, mit der das vorliegende Manuscript geschrieben ist, berechtigt uns in ihm ein treues Abbild dieses Exemplars des Ibn Ġinnî zu sehen, so dass wir so einen Text vor uns haben, der bis vor das Jahr 392 d. H., das Todesjahr des Ibn Ġinnî, hinaufreicht und also der Abfassungszeit des Buches sehr nahe kommt.

Unser Codex ist in Octav und enthält auf 170 Blättern den Text nebst vorn zwei, hinten einem Beiblatte. Die Schrift ist ein deutliches ziemlich grosses Neshî mit 15 Zeilen auf der Seite, fast durchgehends vocalisirt und mit vielen andern diakritischen Zeichen versehen. Obgleich der Codex, vorzüglich in den späteren Blättern, durch Wasser gelitten hat, lässt sich doch mit weniger Mühe alles lesen. Leider ist derselbe nicht vollständig. Aus Vergleichung der Zählung der Heftlagen (5) mit der jetzigen Blattzählung sieht

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