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tung, und nachdem dieser geruht hatte, sich näher nach meinen Angelegenheiten zu erkundigen, schlug er mir vor, ich möchte den Winter über bei ihm bleiben und erst im Frühjahr dem Hofe nachreisen, er würde für mich sorgen und ich sollte es nicht zu bereuen haben. Ich fühlte mich durch diesen Vorschlag ebenso geehrt als beglückt und konnte nicht genug meine Dankbarkeit darüber aussprechen. Nach Verlauf eines Monats fragte mich einst Abulfath, was ich von der Geschichte von Wîs und Râmîn halte; wie er gehört habe, sei sie sehr schön und auch hier zu Lande sehr beliebt. Ich antwortete ihm: Allerdings ist sie sehr hübsch, ja ich kenne keine schönere Erzählung, allein sie ist in der Pehlewisprache geschrieben, und weder kann diese Jedermann lesen, noch versteht auch Jeder der sie liest richtig den Inhalt. Die welche sie bearbeitet haben, waren aber geübt im Parsi, und so haben sie eine Erzählung zusammengesetzt, in welcher seltsame Ausdrücke aus allen Zeiten sich finden. Man verstand sich auch nicht auf Dichtkunst und zierlichen Ausdruck und wusste nicht wie jetzt die Darstellung durch Versmaass und Reim in das rechte Licht zu setzen; so haben sie sich um den Inhalt der Erzählung bemüht, ihm aber nicht den Schmuck des Versmaasses und des Reims angelegt. Wenn ein Sachverständiger diese Mühe übernähme, so würde die Erzählung zierlich wie ein Schatz voll Edelsteine, denn sie ist berühmt und enthält viel Merkwürdiges. Als er dies hörte, trug er mir auf, diese Geschichte zu schmücken, wie der April den Garten mit Blumen schmückt, sie nach der Fähigkeit, die mir gegeben, zu erzählen und von jenen unverständlichen und veralteten Ausdrücken zu säubern, und so bin ich denn dem beglückenden Gebote meines erlauchten Gönners nach besten Kräften nachgekommen".

Daraus sowie aus den Versen mit welchen darauf die Erzählung beginnt (S. 13):

ز گفت راویان اندر خبرها نوشته یافتم اندر سمرها

„Geschrieben habe ich gefunden in dem aus dem Munde der Erzähler Ueberlieferten, dass einst ein König lebté u. s. w.“ geht hervor, dass die Erzählung dem Bearbeiter schriftlich in Prosa vorlag, dass aber die Einkleidung, in welcher wir sie von ihm erhalten haben, ihm angehört. Wie viel in der Darstellung den ältern Erzählern, wie viel ihm selbst zukommt, wird sich schwerlich bestimmen lassen, denn während sich hie und da offenbare Spuren eines höhern Alterthums finden, trägt manches auch wieder das spätere mohammedanische Gepräge.

Die Hauptpersonen der Erzählung sind der König Mobad (S. 17 Z. 8, S. 18 Z. 14, S. 37 Z. 3), seine Gema

5618 ابليس reimt mit ويس) ويسه, ويس lin Wis oder Wisa

S. 96 Z. 6, S. 348 Z. 7 und ö., mitmel S. 119 Z. 11) und sein jüngerer Bruder Râmîn, auch abgekürzt Râm l,, pl. Die

gewöhnliche Residenz Mobad's ist Merw(s) die Hauptstadt von Chorasan, doch er ist König der Welt, König der Könige der Welt, König von Iran und Turan, sein Reich erstreckt sich von Kairawân bis nach China, der Chakan von China wie der Kaiser von Rûm sind ihm tributpflichtig, und als dieser letztere sich einst seiner vertragsmässigen Verpflichtung entziehen will, wird er durch Krieg wieder zur Unterwürfigkeit zurückgeführt. Ueber die Zeit, in welcher dieser König gelebt haben soll, wird nichts Weiteres angegeben, er lebte xile;,Ais zur Zeit, irgend einmal; ganz willkürlich ist es, wenn Mirchond die Geschichte in die Zeit des Shapûr ben Ashk (Zeitschr. Bd. XV S. 665), oder wenn Andere sie in irgend eine andere bestimmte Zeit der Arsakiden oder der Sassaniden verlegen (s. darüb. Gutschmid Ztschr. Bd. XV S. 688 f.), da ein König Mobad in keinem Verzeichnisse vorkommt.

Dem jüngern Bearbeiter gehören wohl die oft weitschweifigen Betrachtungen und Erörterungen, die in gesuchten Bildern und Vergleichungen sich ergehenden Beschreibungen, während er es selten versteht anschaulich zu erzählen und zu schildern; dagegen gehört schon der ältern Erzählung, als eng mit dem Inhalt verbunden, eine gewisse Rohheit der Gesinnung an, die unser feineres sittliches Gefühl abstösst, an welcher aber der Bearbeiter keinen Anstoss genommen hat. Trotz moralisirender Phrasen kommt doch die Moral überall zu kurz, und vom Standpunkte der Sittenschilderung betrachtet bildet die Erzählung eine üble Illustration zu den Lobsprüchen, welche einst die idealisirenden Griechen, vielleicht durch die liebenswürdigen Formen der Perser bestochen, vielleicht nur auf Grund der Ermahnungen des Zendavesta, der Wahrheitsliebe der Perser ertheilten (s. Rapp Zeitschr. Bd. XX S. 115 ff. Duncker Gesch. d. Arier S. 551 f.). Von einer Pflicht der Wahrhaftigkeit scheint weder die ursprüngliche Erzählung noch der neuere Bearbeiter ein Bewusstsein zu haben, der Volkscharakter scheint vielmehr in dieser Hinsicht zu jeder Zeit einer und derselbe gewesen zu sein. Als edlere Charaktere nach unsern Begriffen erscheinen nur der immer und überall belogene und betrogene und zuletzt durch einen blossen unglücklichen Zufall umgekommene König und sein Stiefbruder und Wesir der verrätherisch gemordete Zerd, nicht aber Râmîn oder Wîs, trotz allen von dem Dichter aufgebotenen überschwenglichen Lobeserhebungen und moschusduftenden Schönheitsbeschreibungen.

مفاعیلن مفاعیلن فعولن (هزج محذوف Das Versmaass ist

Die Sprache ist ziemlich frei von arabischen Ausdrücken, wenn diese auch nicht ängstlich vermieden sind.

Eine vollständige Uebersetzung des über achttausend Doppelverse enthaltenden Werkes würde bei den vielen Weitschweifigkeiten und Wiederholungen desselben die Geduld des Lesers nicht weniger

als die des Bearbeiters auf eine allzuharte Probe gestellt haben; es schien mir genügend, einige längere besonders hervorragende Stücke verschiedener Art zur Kenntniss der Form und Darstellung möglichst wortgetreu zu übersetzen und von dem Uebrigen einen zusammenhängenden Auszug zu geben, aus welchem sich in Verbindung mit jenen Stücken eine vollständige Uebersicht über Inhalt und Charakter des Ganzen ergab.

Wis und Râmîn.

Es lebte einstmals ein mächtiger und glücklicher Herrscher, Mobad genannt, dem alle Könige unterthan waren und die ganze Welt gehorchte vom Osten bis zum Westen, seine Herrlichkeit ragte über den Himmel empor und sein Reichthum war grösser als die Schätze Karun's; im Spenden war er wie der Regen der Frühlingswolke, bei dem Mahle wie die strahlende Sonne, im Kampfe wie der tapfere Löwe; alle Planeten mit Sonne und Mond unterstützten ihn mit ihren geheimnissvollen Kräften, und er lebte in Wohlsein und Freude.

Einst feierte er, umgeben von den Königen und Heerführern seines Reiches, ein herrliches Fest, wie es dem Glanze seiner Krone entsprach (S. 14).

Inmitten seiner Grossen sass der Schah

Dem Mond gleich in der Sterne Mitte da,
Die Herrscherkrone auf das Haupt gedrückt,
Mit der Gebieter Prachtgewand geschmückt:
In hellem Lichte strahlte sein Gesicht,
Erhabnen Glanzes gleich der Sonne Licht.
Vor seinem Throne sassen Kriegs-Gewalt'ge
Und neben diesen standen Mond-Gestalt'ge,
Die Grossen gleich den Jagdgewohnten Leuen,
Die Schönen den Gazellen gleich den scheuen :
Nicht schrak Gazelle vor den Leu'n zurück,

Nicht wandt' ergrimmt der Leu von ihr den Blick.

Hier liessen Musiker die Saiten schallen,

Dort klagten auf den Rosen Nachtigallen;

Wie lieblich süsser Wein den Lippen fliesst,
Wenn Nachtigallgesang Musik versüsst!

Gleich Tulpen prangt der Schönen Wang' und Haar,
Sie reichen den Rubin im Becher dar.

So wenig solch ein Fest dem Wunsch noch lässt,
Nicht wen'ger schön war doch ein and'res Fest,
Wo in den Au'n und an der Bäche Tiefen
Man Weines Regen sah aus Bechern triefen..
In's Freie war ein Jeder da gekommen,
Hatt' Alles was ergötzt hinausgenommen.

Von jedem Haine, jestem Feld and Bach

Hört man Gesang erschailen mannigfach.

Der Erde Grin sah man von Blumen schimmern,
Wie Sterne an dem Blan des Himmels dimmern.
Auf jedem Hampte war ein Tripenkranz.
In jeder Hand des Weingestirnes Glanz.
Die Einen rummein froh die raschen Pferde.
Die Andern stampfen dink im Tanz die Erde,
Hier sitzen Einze an des Baches Kinle.
Dort bei der Taipen bantem Farbenspiele,
Im Garten Ein'ge sich an Wein erquickend.
Vom Rosenbeete Andre Rosen pdückend.
Versammelt war hier alle Weit zur Frende,
Der Erde Teppich glich brokat'nem Kleide.
Erschienen war zu gleichem Zweck der Schah
In königlichem Schmack und Aufzug da.
Auf eines mächtigen Elephanten Rücken.
Den gold'ne Zier und Edelsteine schmücken,
Rings um ihn stolzer Elephanten Schaaren,
Im Kampfe tapfrer Krieger wohl erfahren:
Geschmeidestrahlend kommen sie gezogen,

Als säh' den Fluss man durch die Eb'ne wogen,
Voraus sieht man die flinken Rosse jagen,
Die mit dem Stahlhuf selbst den Stahl zerschlagen,
Und hinterher der Sänften Reih'n geschaart,

Drin mondgesicht'ge Schönen wohlbewahrt;
Es seufzen unter dem Gewicht gebückt
Kameele von Juwelenlast gedrückt.

Der Wein im Becher kreiste durch die Reih'n
Wie durch der Sterne Bahn des Mondes Schein.
Von Bäumen ward gestreut der Blüthen Regen,
Wie auf Beglückte fällt des Goldes Segen.
Auf Rossen rasch wie mit des Windes Flügeln
Mit prächt'gem Sattel und mit gold'nen Zügeln,

Prangt Turban golddurchwebt und Rum'sches Kleid
Und bunter Prachtgewänder Herrlichkeit;
Die Fahnen flattern, Pauke wird gerührt,

Wie bei der Grossen Aufzug es gebührt.

Auf diese Weise verlebte der Schahanschah eine Woche, geniessend und spendend, sich freuend und Andern Freude bereitend, wie es dem Edelgesinnten geziemt. Als Zuschauerinnen bei den frohen Gelagen waren Perigleiche Schönen versammelt, Töchter der Fürsten und Statthalter, der Edeln und Vornehmen aus allen Theilen des Reiches, liebreizende Bilder bis aus Rum und China und Indien und dem Berberlande mit Silberleib und Lippen wie Rubin und Wangen gleich dem Monde, mit Veilchenlocken und Rosenantlitz und Jasminbrust, schlank wie die Cypresse, geschmückt mit

Juwelenstrahlenden Gürteln und Kronen. Unter all den sinnberückenden und herzentzückenden Schönen war aber die schönste Schahrû 1); ihr Angesicht beschämte den Brokat, mit dem sie bekleidet war, und ihr Haar die Qûmarische Aloe, ein Zauberblick war die Schminke ihrer Narzissenaugen, und ihre Locken, die vom Scheitel bis zum Gürtel herabwallten, erfüllten die Luft mit Moschusduft. Als der König diese wandelnde Sonne, diesen beseelten Mond erblickte, rief er sie allein vor sich, und indem er sie auf dem Throne sich niedersetzen liess, war es in Farbe und Duft als würde ihm ein Strauss von hundertblättrigen Rosen überreicht. Mit freundlichem Lächeln sprach er zu ihr: O du, lauter Lieblichkeit und Anmuth (S. 17),

Schön ist's mit dir des Daseins sich zu freu'n!
Willst du mir Gattin oder Freundin sein?
Ich achte dich der eig'nen Seele gleich,

In deine Hände leg' ich Thron und Reich!
Stets siehst du mich vor dir zum Dienste fertig,
Gleichwie die Welt vor mir des Diensts gewärtig.
Wie dich acht' ich von Allem nichts was mein,
Ja lieb erscheinest mir nur du allein.

Das ganze Jahr möcht' ich mit dir nur leben,
Dir Seel' und Herz und was ich habe geben.
Mir wird, seh ich dein Antlitz Tag und Nacht,
Zum Tag die Nacht, zum Fest der Tag gemacht.

Doch sie erwiederte: Warum spottest du meiner? Nicht darf ich mehr einen Gatten suchen, nachdem ich so viele Söhne geboren, die als Kriegshelden und Heerführer und Könige sich auszeichnen. Du hast mich nicht in meiner Jugend, in dem Glanze meiner Schönheit gesehen; wie manches Antlitz verlor durch mich die Farbe, wie manches Auge durch mich den Schlaf! Meine Anmuth machte Fürsten zu Sklaven, mein Hauch weckte Todte auf, ja bei meinem Anblick verirrten sich Sonne und Mond von ihrer Bahn! Doch jetzt sind zwei Drittel meiner Schönheit entschwunden, die Zeit hat gelbe Rosen auf mein Gesicht gestreut und meinen Moschus mit Kampfer gemischt; dem Alter aber, das als Jugend sich zeigen will, zeigt die Welt nur Schmach und Verachtung! Darauf sprach Mobad: Bist du in deinem Alter noch so liebreizend, wie schön musst du in der Jugend gewesen sein! So gib mir eine deiner Töchter, die gewiss ihrer Mutter gleichen wird, zur Gattin, und ich werde froh sein als wäre die Sonne in meinem Palaste eingekehrt. Was könnte mich glücklicher machen, antwortete Schahrû, als dich zum Schwiegersohne zu haben? Leider besitze ich aber keine Tochter, doch sollte ich noch eine Tochter gebären, dir werde ich sie gern geben.

wohl

1)*, doch auch ile genannt S. 16 Z. 20, S. 20 Z. 6, woraus

.abgekirat ist شهرو

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