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und Bellew mit grosser Zuversicht nachgeschrieben. Raverty sagt darum (§. 393), dass im ,,Potentialis" das Verbum (finitum) mit dem Subject übereinstimmen und dass darnach auch die masc. und fem. Form des Particip des Praeteritums sich zu richten habe. Wo daher die passive Form (!) eines intrans. Zeitwortes angetroffen werde, könne man es augenblicklich als den Potentialis erkennen! Es hätte ihm aber schon die andere Form des conj. Particips auf ae die Augen öffnen sollen; wie soll denn diese flectirt werden? Er führt sie freilich nicht an, aber es ist kaum glaublich, dass er sie nicht gekannt haben sollte; sie findet sich sogar oft bei Rahmān, und sogar in Raverty's eigenen pasto Selections, z. B. II. Th., S. 20:

نه خوړای شی نه څه څښاې شي په ډيري کښ

Er kann nicht essen, er kann nicht trinken im Alter.

Raverty hat auch kein einziges Beispiel angeführt, aus dem eine Feminin- oder Plural-Endung des conj. Particips ersichtlich wäre. Wir werden auch unter dem trans. Zeitworte sehen, wie absolut unmöglich Raverty's Annahme ist; sie würde in das Pašto eine solche Confusion bringen, dass man an dem logischen Verstande der Afghanen verzweifeln müsste.

Ich habe über diesen so wichtigen Punkt auch stricte Nachfragen in Peshawer angestellt, die keinen Zweifel über die Richtigkeit meiner obigen Untersuchung zulassen, und meine ganze pašto Lectüre (abgesehen davon, dass ich das Pašto längere Zeit habe sprechen hören und selbst mitgesprochen habe) hat sie mir bestätigt.

Bellew führt, um seine vermeintliche Regel zu stützen, wohl

einige Beispiele mit dem Femininum an, z. B. (§. 72)

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naukarī kavale še, kannst Du Dienst thun? Aber es ist dabei nicht zu vergessen, dass es ein selbstgemachtes Beispiel ist, das darum nichts beweist, und von uns als durchaus falsch bezeichnet werden muss.

§. 38.

Die intransitiven Hilfs zeitwörter.

Ehe wir ein vollständiges Paradigma des intrans. Zeitworts aufstellen können, ist es noch nöthig, dass wir die intrans. Hilfszeitwörter vorführen, von denen das eine zur Conjugation des intrans. und trans. Zeitworts erfordert wird, das andere zur Bildung des zusammengesetzten Verbs und des Passivs der Transitiva und Causalia, und das dritte ebenfalls zur Bildung des Passivs.

§. 39.

I. Das defective Hilfs zeitwort „Sein“.

Dieses Zeitwort hat keinen Infinitiv mehr, dafür wird der In

Bd. XXIII.

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finitiv von Jos-ed-al, existiren, sein, gebraucht, von dem

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abgeleitet wird. Im Imperativ (Subjunctiv und Futurum) nimmt dieses Verb kein Praefix, an, und die gegentheiligen Paradigmata von Raverty sind unrichtig; sonst ist das Verb ganz regelmässig und wird als ein selbständiges Zeitwort verwendet (Sansk. 1). 1. Das Praesens.

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موريو

تاسى

mūž yū, wir sind.

Caula, la, sl tāse yaī, aī, yāst-aī, yāst, ihr seid.

xấu, cô xáo hayah di, štah.

Die Formen yam, ye, e stimmen ganz mit dem pers. Verbum substantivum überein, nur dass das Paštō einen euphonischen Vorschlagslaut 'y' hat, der aber wieder, wenn das Verbum substant. angehängt wird (wie im Imperfect und Aorist), abgeworfen wird. Es kann wohl keinem Zweifel unterliegen, dass wir in den Formen yam, yē, ẽ, yū, yaī das Sansk. Verbum subst. f vor uns haben, wie im Persischen; die enclitische Form des Prakrit lautet

1) Bellew (in seinem Wörterbuch) stellt

etsmo استيدل und

اوسيدل

اوسيدل : falseh verwandt, da das استيدل ist, wie angezeigt, nicht mit اوسيدل

logisch zusammen und will sie mit dem pers. vergleichen. Beides ist

letztere Verbum auf das Sansk. zurückgeht, also auch nicht durch

.ist, استادن aus identisch mit

schon f (Pārsī ebenfalls noch „ham“), II. Person sing.

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دی

هست .Sie ist augenscheinlich mit dem pers

und mit Elision von a-iē1) (Pers. I, doch noch ein Xorāsān gesprochen). Die III. Person sing. dai, fem. U dah, und die III. Pers. plur. com. di, ist auffallend. Das Sindhi gebraucht dafür अथ (Prak. अत्थि und enklitisch : त्थि ) was im Paštō in die Form() verwandelt worden ist, die dann im Plural, als ob ein Adjectiv wäre, lautet. Neben, gebraucht das Pašto auch noch die Form x štah, für den sing. und plur. com. (etc.) verwandt, das Vullers (Gram. Pers. S. 122) von der Sansk. Wurzel (=) ableiten will. Es ist jedoch nicht wahrscheinlich, dass das Persische neben am etc., das unmittelbar auf das Verbum subst. zurückgeht, noch eine andere Form hast-am geschaffen haben sollte; das t in hast-am lässt sich nach dieser Annahme nicht rechtfertigen. Dagegen gebraucht schon das Pārsī neben ham" etc. als Hilfszeitwort ཎྞvsvevཎྜ éśtādan, Praes. éstam, éstaē, éstet etc., aus dem ohne allen Zweifel das Neu-Persische

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entstanden ist (Sansk. W. T). Dass

daneben noch als ein selbständiges Verbum است .Imp) استادن

gebraucht wird, kann nicht dagegen angeführt werden; es können sich ganz wohl aus Einem Stamme zwei etwas divergirende Bedeutungen entwickeln und in Folge davon auch eine Formverschiedenheit Platz greifen. Das Pašto x ist ein weiterer Beleg dafür; denn es greift auf die Wurzel zurück, und lässt sich schlech

terdings nicht von einer Form Infinitiv-Endung

ableiten, da die Sansk.

dem Paštō (und wie ich überzeugt bin, auch

1) In der II. Pers. Sing. ē findet sich auch die euphonische Endung nah angehängt, C-nah (Rav. Gramm. § 283). Es scheint eine pure poetische Licenz zu sein, um eben um jeden Preis den Reim auszufüllen. Sonst habe ich es bis jetzt noch nie mit der II. Pers. des Sing. verbunden gesehen.

dem Persischen) ganz fremd ist. In der Bedeutung unterscheiden sich und so, dass überhaupt die Copula ausdrückt, während xá✰ nur von etwas wirklich vorhandenem gebraucht wird. Im Westen wird in der II. Pers. plur. neben oder aĩ auch yāst-ai, oder bloss yast (mit Abwerfung der FlexionsEndung a) gebraucht, was auf die Sansk. W. T und das pers. hast-id zurückweist. Eine Reminiscenz an das pers.

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nīst (in Xorāsān nest gesprochen) ist es, wenn x mit der Negation anah zusammengeschrieben und ništah ausgesprochen wird.

Ehe wir das Praesens verlassen, müssen wir noch einen Blick auf die pašto Citate werfen, die Raverty (S. 51 u. 52) angeführt hat. Er übersetzt die Strophen:

ساقی جام د میو راوړه

غرق د اوښيو په درياب يم

Bechertrager, bringe die Flasche Wein
Ich bin überwältigt im Ocean des Kummers.
Es heisst aber ganz einfach und viel natürlicher:
Mundschenke, bring mir den Becher Wein,
Ertrunken bin ich in einem Meere von Thränen.
Auch das zweite Citat ist nicht richtig übersetzt:

شقه د عشق خواری عمبره شادی ده چه می

که می ورکه دا خواری شوه نور به خوار شم

Da für mich die Qual der Liebe gleich ist ihrem Entzücken, Wenn dieses mein Elend verloren sein mag, werde ich wieder elend werden.

Der Sinn dieser Strophen ist auf diese Weise nicht klar, weil die Grammatik dabei geopfert worden ist. Es heisst:

Wann ich im Elend der Liebe bin, so ist es mir so viel Vergnügen;

Wenn dieses mein Elend vorübergegangen ist, so will ich wieder elend werden.

2. Der Subjunctiv.

Das Paštō bildet seinen Subjunctiv (wie das Persische cf. bu-v-am) von einer andern Verbal-Wurzel, als das Praeseus (siehe

darüber den Aorist). Aber auch dieser Subjunctiv ist sehr defectiv und kommt nur in der III. Person sing. und plur. vor.

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Das Praefix

و

de vĩ, er, sie sollen sein.

ist unzulässig, so wenig als bei dem pers. ?. Wenn für die übrigen Personen des Praesens ein Subjunctiv durchaus erforderlich ist, so wird der Subjunctiv von Hilfe genommen, als:

Sing.zah ōs-am

etc. etc. etc.

اوسيدل

zu

In der ersten Auflage seiner Grammatik hatte Raverty richtig den Satz aufgestellt, dass der Subjunctiv (oder Aorist, wie er ihn nennt) nur in der III. Person sing. u. plur. vorkomme; in der II. Auflage jedoch hat er unglücklicherweise seine frühere Angabe widerrufen und sie dahin abgeändert, dass vī für alle Per

وى

sonen des Singulars und Plurals gebraucht werde, was entschieden als falsch bezeichnet werden muss; es ist ihm auch nicht gelungen, nur ein einziges Beispiel für seine These aufzustellen. Nach der ganzen Flexion des Zeitworts wäre es auch rein unbegreiflich, wie vī für die I. und II. Person sing. und plur. eintreten könnte.

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Aber noch toller hat es Bellew gemacht, der ein eigenes Paradigma des Subjunctivs des Praesens folgenderweise aufgestellt hat:

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Dieses ganze Paradigma des Subjunctivs muss als ein reiner Schwindel bezeichnet werden, den sich, wie wir leider noch öfter Gelegenheit haben werden bemerken zu müssen, Bellew wiederholt

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