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Statt gehabt. Es ist aus
Nackengelenk entstanden, welches
der Verf. auf selbiger Seite aus dem jer. Talmud Berach. 2, 8 citirt:
12 heisst Einer, der auf dem Nackengelenk, Rücken liegt,
und daraus hat sich sogar ein Verbum auf dem Rücken liegen
gebildet. Dass die arabische Sprache im Volksmunde ähnliche Stüm-
melbildungen hat, braucht nicht erst gesagt zu werden. Zurück-
weisen müssen wir dagegen die Ableitung von Aufseher,

-Herr des Ganzen, ze מַר כְּלָא aus אמרכלי neben מרכולין Plural

Jolizós, weil eine solche Etymologie jeder Analogie entbehrt. Das Wort ist ein echt hebräisches und zwar vom geschäftlichen Verkehr hergenommen, wovon handelnd umherwandern die Handelswaare und der Handelsplatz ganz geläufige Ausdrücke waren. So war für den Marktmeister oder Waarenaufseher die stehende Bezeichnung bi. Dieses Wort mit seiner Bedeutung

Aufseher erhielt sich uns im Aramäischen.

Wir wenden uns nunmehr einem Gebiete der Sprachforschung zu, das so voll von Klippen und Sandbänken ist, dass wohl wenige, ja fast keiner, der es betreten, nicht hie und da aufgefahren und gestrandet wäre es ist das Gebiet der Fremdwörter in den aramäischen Idiomen. Dass der Verf. dieses Gebiet nicht mit Glück bearbeitet hat, mochte ihm wohl selbst klar geworden sein; dass er aber so oft gescheitert ist und allenthalben unsicher hin und her gesteuert hat, davon liegt der Grund in dem vollständigen Mangel einer wissenschaftlichen Methode; in der Ungeschicklichkeit, zwischen semitischen Wurzelwörtern mit ihren organischen Bildungen und ausländischen Lehnwörtern mit bereits fertigen Formen, aber neuhinzugetretenen Assimilationsbildungen, durch welche die Volkssprache das Fremdwort, es gleichsam naturalisirend, sich aneignet, zu scheiden, und endlich in der verkehrten und übertriebenen Anwendung des noch heute nicht zur wissenschaftlichen Klarheit gediehenen Prinzips der Einheit zwischen semitischen und indogermanischen Wurzelelementen. Die nicht gründlich aus dem ganzen Semitismus und besonders aus dem weitschichtigen reichen arabischen Wörterschatz geschöpfte Erfassung des aramäischen Dialekts treibt den Verf. nach Vorgang des durch tiefe classische Bildung, aber nicht durch Kenntniss des Arabischen für die Behandlung des Aramäismus vorbereiteten sel. Dr. Sachs, zur Sucht, überall griechische Stämme aufzuspüren, wo ureigenste semitische Sprachbildungen vorliegen, zu denen nicht äussere Anklänge, sondern innere wurzelhafte Zusammenhänge gesucht werden wollen. Diese Gräkomanie wird denn in der That auch von Prof. Fleischer an verschiedenen Orten, wenn z. B. sammeln von άysiow, lernen, eigentl. mit den Zähnen zischen, tönen, von ynovs abgeleitet werden soll, gerügt, allein bei Weitem nicht oft genug. Denn ist es nicht geradezu ein wissenschaftliches Chaos, wenn das griechische Wort ang Luft, für welche die semitische Sprachanschauung man vergleiche ihre Kosmogonie keinen Ausdruck hat,

mit

Licht und dieses mit aw wehen 1) und avotos und aurora, aura zusammengewürfelt wird, wie S. 15 geschieht? Oder ist die Wurzel nicht in der Bedeutung von stossen, zu einander-, aneinanderstossen, bedecken, aus der sich der Begriff Tafel, Brett, Seite, Wand in 7 aus entwickeln konnte, bedecken, begraben, auf die unzweifelhafteste Weise im Arabischen und in ihren Weiterbildungen im Hebräischen begründet, dass man das griechische dagos Brett erst heranziehen muss, welches höchstens und wahrscheinlich dem Worte T Presstafel allein zu Grunde liegt? Warum soll der Brief oder die Schrift nicht semitischen Ursprungs sein, wo = B3T einkratzen, einschreiben bedeutet und das arab. wirklich schrei

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כתב . כתת vergleiche

ben und noch heute Brief, Urkunde heisst, während legatum oder actum, mit dem man es zusammenbringt, ganz fern abliegen? Mit welchem Fug und Recht verweigert der Verf. dem Worte b die Palme, das semitische Bürgerrecht und stempelt es zu einem griechischen Wort daxtvλos, während es als uraltes Wort in den ältesten Eigennamen vorkommt und die Wurzelbedeutung schütteln. Jim Arabischen aus den verschiedenen Begriffsverzweigungen percutere, abnuere u. s. f. hervorgeht? Auch der Einstecher, die Hacke hat von und nicht von Sixella (s. Band I letzte Seite) seinen Ursprung. Warum die Ummauerung und daher ummauerte Stadt (p. 387) anstatt aus dem vorher entwickelten umgeben (womit allerdings das indogermanische circxiox u. s. f. zusammenhängen mag) entstanden, wahrscheinlich das gr. zagázwolę“ sein soll, ist nicht einzusehen. Offenbar wurde der Verf. durch, welches wirklich das gr. xaoazwμα Umschanzung von zagaz-ów (aber nicht zoz) einschneiden, ist, zu dieser Verwechslung verleitet. Ebenso ist es nur ein zufälliges

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κιρκ

schwarz קור is der Topf von, קידרא קדר Zusammentreffen, dass

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werden am Feuer, ähnlich klingt wie κύτρα eig. χύτρα von χύω giessen und Beides nicht zu identificiren, wie II S. 346 geschieht. Andrerseits dürfte gerade der semitische Ursprung mancher griechischen Wörter, die als Erinnerungen aus dem Handelsverkehr und aus dem noch älteren religiösen Zusammenhang mit dem phönikischen Volksstamm an der kleinasiatischen Meeresküste in der Sprache der Griechen haften geblieben sind, von den Semitologen

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1) Es mag sein, dass das Wort dng auch ursprünglich nur den Weher" oder Wind, wie bezeichnete, nicht aber den elementarischen Urstoff: Luft, zu dem erst philosophische Betrachtung es verfeinert hat, aber hat eben schon diese letztere Bedeutung,

stärker hervorgehoben werden. Dass Tov lat. tunica aus ir Leingewand, Bakoaμov aus , zitagis aus Krone und so verschiedene Handelswaaren ihre Benennungen bei den Griechen den Phöniziern verdanken, dass ferner mit den vielen phönikischen religiösen oder mythologischen Vorstellungen und Bräuchen viele Namen für Musikinstrumente z. B. : váhov, zivaois, pris ovarys,

TÚμлavоv sich einwurzelten, wird von den Indogermanisten gern zugestanden. Sollte da nicht, so gut wie Aivos und Evivos (nach Movers), auch das nicht recht wurzelhaft im Griechischen begründete Wort "Eleyos und Elegie aus dem semitischen Klagelieder singen, griechisch auch in Aέw vorhanden, und zwar aus , dem fremden Ohre lautend wie Elgo entstanden sein 1)? Ob nicht auch dem Worte i, griechisch ogóyyos Schwamm nach Vergleichung der Wurzel 'aufnehmen (siehe die II. S. 179 angeführten Stellen aus der Mischnah) mit po пDO u. s. f., welche allesammt aufnehmen, anschwellen bedeuten, eine ursprünglich semitische Heimath gegenüber der sehr gezwungenen Etymologie bei den Indogermanisten (Benfey) zuzuerkennen ist, wollen wir diesen Forschern zur näheren Untersuchung überlassen. Dagegen müssen wir in dem mischnischen 17 der Anker, welches der Verf. nach talmudischer Etymologie mit 13 zurückhalten, zusammenbringt (S. 202), das echt griechische Wort oidziov Anker von oias Steuer erkennen (Beresch. Rabba § 83 Auf. steht dafür das ganz corrumpirte Nicht erkannt hat der Verf. auch den fremden Ursprung in dem häufig vorkommenden Zeitwort Geräusch machen und daraus einen Stamm &,,verwandt mit und ö bypas fabricirt (S. 364, vgl. S. 27!). Es ist aber das griechische ozlew, (wovon öyλos ibis das Volksgetümmel) Lärm machen, schreien, das sich im Aramäischen vollständig eingebürgert hat. Nicht zu den Fremdwörtern zählt das (S. 15) mit evoog der Gutgesinnte (!) combinirte Herrscher, welches im Jerus. Targ. als tendenziöse Umschreibung von 2 (Exod. 2, 16), als welchen religiöse Pietät den Schwiegervater Moses nicht angesehen wissen wollte, vorkommt. Richtig hat schon Knobel in s. Komment. z. Exod. S. 19 in in den Zwingherrn oder Gewalthaber von Midian, also ein echt semitisches Wort, darin erkannt und den oppressor mit dem ἄρχων und τύραννος, zu dem ihn der alexandrinische Dichter Ezekielos macht, verglichen.

.(הוגגין

Gehen wir nunmehr an die Durchmusterung der Fremdwörter, für deren schlechtgelungene Erklärungen wir wenigstens gesichertere geben zu können vermeinen:

1) Ueber die Etymologie des gut griechischen prior, elogium u. s. w. vgl. G. Curtius in den Berichten d. K. Sächs, Ges, der Wiss. Phil.-hist, Cl 1864, S. 1 ff. K.

I. S. 46 (nicht Blech von mit der Vor-
schlagsilbe ON, sondern, wie dieses mit abgeworfenem σ) das griech.
στραγγαλία Strick, Schleife.

S. 49

N (nicht povizós (?) mit der Vorschlagsilbe ON!)
opiyyiov Schnur, Gurt um den Leib.

S. 53 NEN (nicht von άлoτεivo!) ist das griechische,
aber aramäisirte gaτvn Krippe, Stall.

Wächter (nicht אִפְרוּרִין oder richtig geschrieben אפרודין 56 .S

von προείδω und προοράω!) φρούριον Besatzung.

S. 100 ist nicht Locke, sondern zoloßovoos oder ab-
gekürzt zolovoos Stutzschwanz, und dürfte die Lesart be
sogar wahrscheinlicher sein. Mit zooßulos hat es, wie
Dr. Perles meint, nichts zu thun.

S. 177 nicht Snantno, sondern delator Verläumder und
verallgemeinert: 'Unheilstifter, wovon das Verbum mit Infinitiv

.gebildet wurde דלטור

mit abgeworfenem 6, das אִסְטַלֵיתָא dasselbe was טלית 304 .S

aramaisirte oroλn Kleid, nicht aber von bb decken.

i (S. 65 a 3. 10) Liste, nicht tóuos, sondern tiunois
Censusliste.

S. 320. Pallast ist nach der Schreibung 777 (Schemot
Rabba § 1) Thron, Pallast, eher mit 3, aula regia, als mit
xil, (Fleischer I, 427 a) zusammenzuhalten.

H. S. 181 b Bank, Stuhl, nicht subsellium, sondern trans-
ponirt oqlas, oder es hat hier eine Formenvermischung beider
Worte stattgefunden, ähnlich wie wir finden in

(II. S. 217 a) eine Verschmelzung von 700ẞoký
βολή
und poßovin Vorbeschluss, gerichtlicher Rathsanschlag; desglei-

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S. 292 ernähren scheint am besten nach Mussafia's
Vorgang von voνos Brot, dah. Brot austheilen, ernähren, abzu-
leiten zu sein, da theilen sich nicht nachweislich zur Be-
deutung: vertheilen entwickelt hat, um es daraus entstanden sein
zu lassen, und og findet sich ja gerade in dieser Anwendung:
Nahrung, Brot (auf selbiger Seite).

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und

פַּרְסוּסָא

S. 295
hat man zu unserer Verwunderung auch
noch nicht erkannt; es ist das erstere, das Verbum, aus dem No-
men entstanden, welches das griech. aoάonua Auszeichnung, dann
Bekanntmachung, rapάonuos bekannt, ist und davon also
bekannt machen. Auch das Gegentheil von nagάonuos ein Un-
bekannter, gewöhnlicher Mensch, hat das Aramäische aus dem Grie-
chischen adoptirt ohne dass man es bisher, unseres Wissens, er-

kannt hat.

(welches II. S. 137 a und 139 a mit N „Laster“ er

klärt wird). Es ist der conuos, der charakterlose, ungebildete, entgegengesetzt dem gelehrten und gebildeten Greis.

(S. 371 b) kränken, eigentl. Stachelreden führen (nicht aus ärgern) eine Neubildung aus dem griech. závτoov Stachel, welches auch in dem Sinne von κέντρον γλώττης Stachelrede gebraucht wird.

Dass das (S. 383 a) angeführte & Briefträger nicht das gr. лoovоntizós ist, sondern noоvvizos Рack-Träger ist, irren wir nicht, schon irgendwo bemerkt 1). Das längst als persisches Wort erkannte o napadaos pairidaeza Umzäunung Garten, sollte nicht wieder durch einen selbsterfundenen Stamm D (S. 287 b) erklärt oder vielmehr nicht erklärt werden.

Dass Zufälle nicht pa nadηtizai „unglückliche Zeitereignisse“ (I. S. 206a) oder EN Brech- oder Arzneimittel nicht von ztóv abzuleiten ist (II. S. 284 a), sagt schon das griechische Sprachgefühl. Vielleicht ist Letzteres aus aлozádagois verderbt, Ersteres mit dem persischen, accedere zusammenzuhalten?

Das Verderbniss der unwissenden Abschreiber sollte überhaupt mehr und öfter in Betracht gezogen werden. So ist

8 Schatzkammer nicht ozin (I. S. 18 a), sondern dasselbe persische Wort mit, welches in 8 und 8 gaza (nicht von abzuleiten S. 148 b) und schon der biblische Aramaismus aus dem Persischen aufgenommen hat. So ist sicherlich (S. 206 a) ein leichterklärlicher Schreibfehler für 7,

=

welches (vgl. w. o. S. 193 b) von, wie jenes hier, erscheint. Ebenso wäre es wahrlich

Adiabene als Uebersetzung הַדְיָב

-zer מפרק als Uebers. von מְנַתֵּק טוריא (209 .eher gestattet (I S

stören in pa zu verbessern, als die gesicherte Bedeutung von pr fest sein (siehe die Fleischersche Anm. S. 424) zu ihrem Gegentheil: zerstören umzukehren. Doch wir können unmöglich die Fehler alle gutmachen, die der Verf. durch die kritiklose Behandlung des Targumtextes begangen hat. Der Mangel an Textkritik und Einblick in die Geschichte der Exegese, der in der castellischen Methode so viel Unheil angerichtet hat, ist noch nicht ganz gehoben, wenn Z. B. Geschrei (S. 85) auch nach einer Targumstelle zu

1) Das in Rede stehende N,,Bote" steht mit dem griech. 100ûvizo, in durchaus keinem Zusammenhang. Es ist der aram. Repräsentant des pers. x, dem pers. Namen des Karakal, des kleinen Thiers, welches als der beständige Begleiter und Diener des Löwen gilt. Das Wort ist nicht nur in das Chaldäische, sondern auch in das Arabische (), nicht nur in der eigentlichen, sondern auch in der abgeleiteten Bedeutung,,Diener, Wegführer" übergegangen. Das Thier selbst heisst im Türkischen Schwarzobr

(=pers. XA), woraus das „Karakal" erst verstümmelt ist; vgl. übri gens das Weitere bei Lagarde, Abhandl. S. 76 f. K.

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