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Generalversammlung zu Würzburg.

Protokollarischer Bericht

über die in Würzburg vom 30. September bis 3. October 1868 abgehaltene Generalversammlung der D. M. G.

Erste Sitzung.

Würzburg, d. 30. September 1868.

Nachdem die sechsundzwanzigste Versammlung deutscher Philologen, Schulmänner und Orientalisten durch den Präsidenten, H. Hofr. Dr. Urlichs, eröffnet worden war, trat die Section der Orientalisten in dem ihr angewiesenen Locale, im Maximilianeum, zusammen. Die erste Sitzung wurde kurz nach 11 Uhr von dem Präsidenten, H. Prof. Spiegel aus Erlangen, eröffnet. Nachdem derselbe die anwesenden Mitglieder begrüsst und in seiner Eröffnungsrede einen Ueberblick über die grossartigen Fortschritte, welche die morgenländischen Wissenschaften während der letzten vierundzwanzig Jahre gemacht, gegeben hatte, verschritt man zunächst zur Constituirung des Büreau's. Auf Vorschlag des Herrn Präsidenten wurden durch Acclamation Herr Prof. Vullers aus Giessen zum Vicepräsidenten und die Herren Dr. Leskien aus Göttingen und Dr. Socin aus Basel zu Secretären erwählt. Die Commission zur Prüfung der Monita zu der Jahresrechnung 1866 und 67 wurde aus den beiden Präsidenten, Prof. Wüstenfeld und Prof. Gosche als Vertreter des Monenten zusammen gesetzt.

Nach Verlesung der Präsenzliste berichtete Prof. Fleischer über die Schritte, welche er gethan habe, um dem Beschlusse der Halle'schen Generalversammlung rücksichtlich der Zusammenstellung der von einzelnen Fachgenossen zu bearbeitenden Specialübersichten über die in ihrem Wissenschaftskreise erschienenen Schriften zu einem wissenschaftlichen Jahresberichte nachzukommen. Da ihm von den sämmtlichen Gelehrten, welche sich zur Ausarbeitung von Specialübersichten verstanden hatten, mit alleiniger Ausnahme des Herrn Prof. Steinthal, der ihm einen kurzen Bericht über die japanisch-chinesischen und hinterindischen Literaturerzeugnisse zugesendet hatte, nichts zugekommen war und da überdies Prof. Gosche bereits wieder einen sehr genauen wissenschaftlichen Jahresbericht für 1867/8 ausgearbeitet hatte, so sprach Prof. Fleischer die Bitte aus, Prof. Gosche möge auch fernerhin in der Berichterstattung fortfahren und mit der Drucklegung derselben die festen Termine einhalten, damit der geschäftsleitende Vorstand der ihm durch die Statuten der Gesellschaft auferlegten Pflicht, für die regelmässige Abstattung und Drucklegung des wissenschaftlichen Jahresberichtes Sorge zu tragen, nachkommen könne.

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Nachdem Prof. Spiegel auf die grosse Schwierigkeit, welche dem Bewohner einer kleineren, an literarischen Hülfsmitteln ärmeren Stadt die Bearbeitung einer solchen Litteraturübersicht nothwendig machen muss, hingewiesen hatte, stellte Prof. Gosche den Antrag, die Berathung über diesen Gegenstand auf den folgenden Tag zu verschieben, welcher Antrag Annahme fand. Hierauf wurde die Tagesordnung für die zweite Sitzung festgesetzt und die Sitzung um 11 Uhr geschlossen.

Zweite Sitzung.

Würzburg, d. 1. October 1868.

Eröffnung der Sitzung um 9 Uhr. Nach Verlesung des Protokolles stattet zunächst Prof. Krehl den Redactionsbericht ab. Wie aus demselben hervorgeht, haben sämmtliche Publicationen der Gesellschaft ihren ungestörten Fortgang gehabt. Was den wissenschaftlichen Inhalt der Zeitschrift anlangt, so hatte Ref. sich alle Mühe gegeben, um eine grössere Gleichmässigkeit in der Vertretung der einzelnen Wissenschaftsgebiete innerhalb der Zeitschrift herbeizuführen. Seine Bemühungen hatten aber nur zum Theil einen Erfolg. Die Zahl der Mitarbeiter, welche Semitica behandeln, ist bei weitem grösser, als die derjenigen, welche sich mit anderen morgenländischen Sprach- und Litteraturgebieten beschäftigen, und daher ist es zu erklären, dass der Semitismus innerhalb der Zeitschrift noch immer stärker vertreten ist als die anderen Gebiete der orientalischen Wissenschaften. Der Berichterstatter knüpfte an diese Darlegung des Sachverhaltes zugleich die Bitte um grössere Betheiligung an der Mitarbeit von Seiten der nichtsemitistischen Fachgenossen, damit so die wünschenswerthe Gleichmässigkeit in der Vertretung der einzelnen Wissenschaften herbeigeführt werden könne. Nachdem er endlich dargelegt hatte, dass die von Jahr zu Jahr sich steigernden Bedürfnisse der Gesellschaft es sehr wünschenswerth erscheinen liessen, dass eine diesen entsprechende Erhöhung der Einnahmen derselben herbeigeführt werden möge, und dass die Zeitschrift so an Unfang gewonnen habe, dass eine Erhöhung des Ladenpreises derselben für die Nichtmitglieder der Gesellschaft vollständig gerechtfertigt erscheine, stellte er den Antrag:,,der geschäftsleitende Vorstand möge von Seiten der Generalversammlung ermächtigt werden, den Ladenpreis der Zeitschrift der D. M. G. für Nichtmitglieder von vier auf fünf

Thaler zu erhöhen".

Die Rücksicht auf den relativ sehr niedrigen Preis der Zeitschrift und die durch die Erhöhung des Ladenpreises zu erzielende Mehreinuahine bewog die Versammlung nach kurzer Debatte, an welcher sich die HH, Nöldeke (dagegen), Fleischer und Wüstenfeld (dafür) betheiligten, den Krehl'schen Antrag anzunehmen.

In Stellvertretung des leider durch Krankheit am Besuch der Versammlung verhinderten Prof. Arnold stattete hierauf Prof. Gosche den Sekretariatsbericht ab. Derselbe berichtete sodann über die Vermehrung der Bibliothek der Gesellschaft, und sprach die dringende Bitte aus, dass die Mitglieder der Gesellschaft doch ja alle ihre Publicationen der Gesellschaftsbibliothek zukoinmen lassen möchten. Dies sei bis jetzt kaum von einem Drittel der Mitglieder ge

schehen. Im Anschluss an seinen Bibliotheksbericht befürwortete sodann Prof. Gosche den Druck eines alphabetischen Bibliothekkatalogs mit Realverweisungen, den er bereits ausgearbeitet habe. Nach kurzer Debatte, an welcher sich die HH. Gildemeister, Krehl u. Wüstenfeld betheiligten, beschloss die Versammlung:,, dass mit dem Druck des Bibliothek kataloges begonnen werden solle, sobald die dazu nöthigen Mittel vor. handen seien und dass der Modus der Ausführung ganz dem Ermessen des geschäftsleitenden Vorstandes anheimgestellt werden solle".

Die in der ersten Sitzung vertagte Verhandlung über die Abfassung der wissenschaftlichen Jahresberichte begann Prof. Fleischer mit Verlesung des Steinthal'schen Spezialberichtes. Hierauf trug Prof. Gosche den von ihm verfassten, das ganze Gebiet der orientalischen Wissenschaften umfassenden Jahresbericht 1867/8 vor, und Prof. Fleischer knüpfte hieran den Antrag: „die Versammlung wolle den von der Halle's chen Generalversammlung (s. Zeitschr. B. 22, S. XVI.) ihm und Prof. Brockhaus versuchsweise ertheilten Auftrag zur Beschaffung von Specialberichten als erloschen erklären, hingegen dem geschäftsleitenden Vorstand die ausdrückliche Verpflichtung auferlegen, dass er bis zur nächsten Generalversammlung für den Druck und die Versendung der noch rückständigen Jahresberichte einschliesslich des von Prof. Gosche eben verlesenen für 1867/8 Sorge trage".

Der Antrag wurde angenommen, und nach Festsetzung der Tagesordnung für den folgenden Tag die Sitzung 11 Uhr geschlossen.

Dritte Sitzung.

Würzburg, d. 2. October 1868.

Eröffnung der Sitzung früh 9 Uhr. Prof. Julius Oppert hielt einen Vortrag:,, über die genaue Bestimmung der biblischen Chronologie in vollständiger Cebereinstimmung mit den Büchern der Könige nach den in den assyrischen Eponymenlisten erwähnten und auf berechnete Sonnenfinsternisse gestützten Synchronismen". Nach Anhörung des Vortrages ging die Versammlung zur Wahl der neuen an Stelle der austretenden Mitglieder des Vorstandes zu wählenden Mitglieder. Statutenmässig traten aus die HH. Proff. Pott, Rödiger, Stenzler und Wüstenfeld. Neugewählt wurden die HH. Spiegel, Vullers und Gildemeister; wiedergewählt H. Prof. Pott. Der Vorstand der Gesellschaft besteht demnach aus den Herren:

gewählt in Heidelberg 1865: in Halle 1867:

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in Würzburg 1868:
Gildemeister

Pott
Spiegel
Vullers

Sodann erstattete Prof. Gosche Bericht über die Monitur der Rechnungsablage für das Jahr 1867. Da die wenigen Monita sich sämmtlich erledigt hatten, wurde dem Cassirer Décharge ertheilt. Prof. Wüstenfeld stellte den

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