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Herbert Marshs,

Professors der Theologie zu Cambridge, und Lordbischofs

zu Landaff

Vergleichende Darstellung

der

protestantisch englischen

und

römisch- katholischen Kirche

oder

Prüfung des Protestantismus und Katholicismus

nach dem

gegenseitigen Gewicht der Grundsätze und Lehren
dieser beyden Systeme.

Aus dem Englischen übersetzt

und

mit Anmerkungen und Beylagen

versehen

von

Dr. Johann Christoph Schreiter,

ordentlichem Professor der Theologie auf der Universität

zu Kiel.

Sulzbach, im Regenkreise Baierns,

in des Kommerzienraths J. E. Seidel Kunst- und Buchhandlung,

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J

Vorrede.

Eine vergleichende, prüfende Darstellung des Protestantismus und Katholicismus ist, wenn den Forscher Wahrheitsliebe, Ernst und Würde dabey be→ selen und leiten, für Geist und Herz von grofsem und wichtigem Erfolg. Denn die Religionserkenntnifs, die feste Ueberzeugung, mufs dadurch an Umfang, Tiefe und Festigkeit gewinnen. Schon bey einer einzelnen gezogenen Parallele, noch mehr aber bey der allgemeinen Prüfung des ganzen katholischen Systems strahlt dem denkenden Forscher, wenn nach sorgfältiger Abwägung des Gewichts der biblischen Gründe das Uebergewicht in der Schaale des Protestantismus sich senkt, die Offenbarung in ihrer himmlischen Kraft und Herrlichkeit im schönsten Lichte entgegen, und das Lebensprinzip der Reformation, dafs die Schrift allein die Quelle und Norm des Christenthums sey, liefert in seinen grofsen Wirkungen und Folgen für die Göttlichkeit derselben

den sprechendsten Commentar. Ueberdiefs wird man bey dieser vergleichenden Prüfung überall auf die grofsen Folgerungen geleitet: bey dem Protestantismus stehen Wissenschaft und Religion im engen, festen Bunde dieser schöne Verein machte zur Reformation fahig und führte ihrer Vollkommenheit näher und aus dieser Verknüpfung gehen in dem Protestantismus noch täglich die schönsten Blüthen und köstlichsten Früchte des veredelten Menschen hervor.

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Wer diese. Ueberzeugungen von der Natur und dem Geiste des Protestantismus theilet, dessen Herz schlägt sicher bey dem Bekenntnisse desselben, dankbarer und stärker empor; der achtet sich dadurch zu hohen Entschliefsungen erweckt und verpflichtet. Möchte daher das Wahrnehmen dieser Gediegenheit und Tiefe des Wissens, sowohl, als dieser durch unerschütterliche Wahrheitsliebe und gewissenhafte Treue sich verherrlichenden Ehrfurcht gegen Gott, die Vertheidiger einer einseitigen Ueberschätzung der Phantasie, so wie einer unbedingten, in Mysticismus ausartenden Erhebung des Gefühls, und der Herabsetzung und Verschmähung des Verstandes und der Vernunft, weil man meynt, unmittelbar auf das Gefühl wirken zu können, zu einer tiefen, umsichtsvollen und gültigen Ergründung leiten! Möchten solche unhaltbare Behauptungen, als blendende Meteore, an

dem Horizonte des Protestantismus schnell vorüberziehen, und dagegen das Beyspiel und Muster der glorreichen Reformatoren alle Bekenner der protestantischen Religion beselen, wie sie, durch gründliche Gelehrsamkeit den tiefen Sinn der göttlichen Offenbarung in der Schrift aufschlossen, auf, demselben Wege der Wissenschaftlichkeit, und mit dem selben frommen Sinne und Geiste, in das Innere des Evangeliums einzudringen, nach der Weisheit, die vom Himmel stammt, eifrigst zu trachten, in dem Lichte derselben würdig zu wandeln, und dieses wieder errungene Kleinod standhaft zu behaupten.

Ausserdem sind die Tendenz von Theoduls Gastmahl und dem Monument auf Luther; *) die Bulle gegen die Bibelgesellschaften; das Aufleben eines sehr heftigen Gegners des Protestantismus, die Wiederherstellung des Ordens der Jesuiten; die Erneuerung des für Freyheit, Ehre und Leben so schrecklichen, in den Annalen der Geschichte mit blutigem Griffel aufgezeichneten Inquisitionsgerichts; 1) und die Ansprüche des römischen Stuhls auf eine Unterwerfung der ganzen Christenheit unter seine geistliche Gewalt, welches in den mittleren und neuesten Zeiten

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* Katholisches Denkmal auf Luther 1817. 1) Histoire critique de l'Inquisition d'Espagne, depuis l'epoque de son établissement par Ferdinand V. jusqu'au regne du Ferdinand VII. tirée de pièces originales, par Jean Antoine

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